Umschau: Veranstaltungen zur Comicforschung im Sommer 2010

Es soll einer der heißesten Sommer seit Jahren sein, und laut Wetterbericht hört es nicht auf: Die Comicforschung aber auch nicht. In den kommenden Monaten bietet zunächst der sommerliche Tagungszyklus in Nordamerika, im frühen Herbst dann auch wieder der deutschsprachige Raum eine ganze Reihe von Veranstaltungen, die für Comicforscher von Interesse sind. Folgende haben wir gefunden — was fehlt?

Unter dem Titel Riddle me this, Batman! The Dark Knight of the Academy (16.-18. Juli) widmet sich die diesjährige Veranstaltung der ‚Henderson Popular Culture Series‘ an der gleichnamingen Universität in Arkansas der Comicfigur Batman in Comics ebenso wie in Film, Fernsehen und anderen populären Medien. Kevin Durand und Mary Leigh organisieren die dreitägige Veranstaltung, deren Webseite allerdings schon recht lange unverändert ‚periodische Updates‘ verspricht — für die es nun höchste Zeit sein sollte.

Eine Woche darauf folgt in San Diego die bereits traditionsreiche Comic Arts Conference (22.-25. Juli): 1992 von den amerikanischen Comicforschern Randy Duncan und Peter M. Coogan gegründet, zielt die Institution darauf, Comicpraktiker, -forscher, -historiker und -kritiker miteinander ins Gespräch zu bringen. Sie findet daher zeitgleich mit dem internationalen Comic-Con statt (und nochmals im Frühjahr in Verbindung mit dem Wonder-Con in San Francisco).

Anfang September schließlich folgt mit der Konferenz Graphic Engagement: The Politics of Comics and Animation (2.-4. September) eine Veranstaltung der Komparatistik an der Purdue University in West Lafayette. Sie fokussiert ideologische Konsequenzen aus jenen Möglichkeiten und Ansprüchen der beiden Kunstformen, die über schriftliche Erzählungen hinausgehen. Der zugrundegelegte Begriff des ‚Politischen‘ meint jenseits der Verwaltung von Staaten die Bildung von einzelnen Identitäten und die Bewegungen von Gemeinschaften: Sie alle, so die These, können von den Praktiken graphischen Erzählens erreicht werden.

Im frühen Herbst sind uns dann auch zwei Veranstaltungen in Deutschland angezeigt: Zum einen ist auf dem 18. Symposium Deutschdidaktik unter dem Titel Fachliches Lernen: Gegenstände klären – Kompetenzen entwickeln (5.-9. September) eine eigene Sektion für Comics und Computerspiele eingerichtet. Daß beide Kunstformen noch immer ein Nischendasein im Deutschunterricht fristen sollen, nehmen die Veranstalter zum Anlaß, didaktische Perspektiven zu erforschen, die an deren „Rolle im (Welt-)Wissen und in der ästhetischen Erfahrung von Jugendlichen“ anschließen können. Mit Bernd Dolle-Weinkauf und Felix Giesa eröffnen zwei Vortragende aus der Gesellschaft für Comicforschung die Sektion; weitere Vorträge zu Comics folgen von Birgit Meurer, Claudia Blei-Hoch, Katrin Dammann-Thedens & Magdalena Michalak sowie Piet Mooren.

Die internationale Tagung Intercultural Crossovers, Transcultural Flows: Manga/Comics (30. September – 2. Oktober) am Japanischen Kulturinstitut in Köln geht aus einer Kooperation der Universitäten Köln, Tübingen, Leipzig sowie des Centre for Intercultural and Transcultural Studies in Köln mit der Kyoto Seika University und dem International Manga Research Center in Kyoto hervor. Die damit versammelte Kompetenz, die internationale hochkarätige Auswahl an Vortragenden und die vielfältigen Perspektiven auf Manga und Comics versprechen eine überaus spannende Veranstaltung.

Und nicht zu vergessen: Schon seit dem Frühjahr präsentiert das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover die Ausstellung Wilhelm Busch: Populär und unbekannt, die neben Originalzeichnungen zu den bekanntesten Bildergeschichten auch den Kontext von Buschs weiterem, weniger populären Werk aufzeigen will: den Naturzeichner, den Maler und den Bildhauer Wilhelm Busch.

Die ComFor bemüht sich, jederzeit eine aktuelle und möglichst vollständige Liste mit Veranstaltungen zur Comicforschung anzubieten. Aber trotz Recherchen fehlt ganz sicher noch vieles. Daher gilt wie immer: Über Hinweise auf alles, was uns bislang entgangen ist, freuen wir uns — in den Kommentaren oder per Mail.

(Stephan Packard)

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