CFP: „Robo Sapiens“? Roboter, Künstliche Intelligenz und Transhumanismus in Literatur, Film und anderen Medien

Konferenz
Interdisziplinäre Tagung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
27. - 28. September 2018
Stichtag: 16.10.2017

Das Zeitalter des „Robo Sapiens“ scheint eingeläutet – so lässt es zumindest die Technikindustrie mit ihren Entwicklungen auf den Gebieten der Robotik und der Künstlichen Intelligenz mittels der „New York Times“ verlautbaren (Markoff 2013). Tatsächlich üben entsprechende Entwicklungen über die Technikforschung und -entwicklung hinaus entscheidenden Einfluss auf Kultur und Gesellschaft aus. Das Modell des sogenannten Transhumanismus, also die Vorstellung von einer Überwindung der Grenzen des Menschen mithilfe von Technologien – vom Politikwissenschaftler Francis Fukuyama als eine der gefährlichsten Ideen der Welt bezeichnet –, beschäftigt nicht nur Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Technikforschende: Auch Philosophinnen und Philosophen versuchen, neben den Risiken auch zunehmend die Chancen dieser Entwicklung zu betonen (wie beispielsweise Nick Bostrom).

Entscheidenden Anteil an der Virulenz von Robotern, Künstlicher Intelligenz und Transhumanismus als Gegenstand von soziokulturellen Debatten haben Mediennarrative. Dabei spielen neben feuilletonistischen Debatten insbesondere fiktionale Erzählungen eine zentrale Rolle. Entsprechende Narrationen finden sich in der Literatur (z. B. in den Robotererzählungen Isaac Asimovs), im Film (HAL aus Stanley Kubricks 2001 – A Space Odyssey beeinflusste maßgeblich die Popkultur), im Computerspiel (beispielsweise in der Deus Ex-Reihe), im Comic (wie in Transmetropolitan von Warren Ellis und Darick Robertson) oder im Hörspiel (zum Beispiel in der rbb-Neufassung des Hörspiels Schöne neue Welt nach Aldous Huxleys gleichnamigen Roman). Überdies lassen sich ähnliche Diskurse in den Bildenden Künsten (dies zeigt das sogenannte Roboter-Kunst-Festival „Robodonien“), der Popmusik (man denke nur an die Band „Kraftwerk“) oder dokumentarischen Formaten, wie etwa dem Film Plug & Pray von Jens Schanze, in dem Befürworter der KI-Technologie-Szene wie Ray Kurzweil oder Kritiker wie der 2008 verstorbene Joseph Weizenbaum zur Sprache kommen, feststellen. Vor allem in der Science-Fiction werden Technikzukünfte vielfach in die Handlung integriert (so in Dietmar Daths Roman Venus siegt oder dem Film Ex Machina von Alex Garland), aber auch in anderen Genres lassen sich Beispiele finden, wie der Liebesfilm Her von Spike Jonze oder der Thriller Inferno von Dan Brown exemplarisch zeigen.

Gemeinsam ist all diesen medialen Formaten, dass die Thematisierung von Robotern, Künstlicher Intelligenz und Transhumanismus – auch dort, wo sie in rein fiktionalen Kunstwerken stattfindet – eine gesellschaftliche Wirkung entfaltet: Es handelt sich um Technikreflexionen, die die Optimierung der Welt und des Menschen zum Thema machen und die Rezipientinnen und Rezipienten mit anthropologischen, ethischen und moralischen Grundfragen konfrontieren. Die Relevanz entsprechender kultureller Artefakte wird unter anderem daran deutlich, dass „Wissenschaftler aus dem transhumanistischen Spektrum“ fiktionale Technikszenarien aufgreifen und als „Prognose der zukünftigen Realität“ propagieren (von Becker 2015), oder dass ausgehend vom Film Gattaca innerhalb der Transhumanismus-Debatte das „Gattaca-Argument“ diskutiert wird (Beuthan 2015).

Vor diesem Hintergrund ist die kritische Auseinandersetzung mit diesem Phänomen eine kulturwissenschaftliche Aufgabe. Die komparatistisch und medienübergreifend ausgerichtete Thematologie bietet dabei einen methodischen Zugriff für eine Themenforschung, die von der Auseinandersetzung mit konkreten Motiven in Künsten und Medien ausgehend die Bezüge zu gesellschaftlichen Diskursen herzustellen vermag.

Die Tagung verfolgt das Ziel, historische und zeitgenössische mediale Auseinandersetzungen mit den genannten Technologien zu analysieren und zu interpretieren. Welche konkreten Aspekte im Kontext von Robotern, Künstlicher Intelligenz und Transhumanismus werden reflektiert? Welche Rolle spielen narrative und ästhetische Strategien und die jeweils spezifischen Ausdrucksformen der einzelnen Medien bei der Thematisierung von Technologien? Welchen Beitrag leisten Fiktionen zu Technikdiskursen? Wir erhoffen uns gegenstandsorientierte Vorträge aus unterschiedlichen Disziplinen wie Literatur-, Film-, Medien-, Kommunikations-, Kunst- oder Kulturwissenschaft.

Themenvorschläge in Form eines Abstracts von maximal 1 Seite können bis zum 16. Oktober 2017 an die Organisatoren Ingo Irsigler (iirsigler@ndl-medien.uni-kiel.de) und Dominik Orth (dominik.orth@uni-wuppertal.de) eingereicht werden. Eine Übernahme der Übernachtungs- und Reisekosten wird angestrebt. Die Publikation der Beiträge ist geplant.

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