Workshop Tübingen: „Ordnungen und Rahmungen in visueller Satire“

Termin:
13.12.2017

Mitte Dezember findet in Tübingen ein gemeinsamer Workshop des SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“ (Universität Tübingen) und der Forschergruppe „Journalliteratur. Formatbedingungen, visuelles Design, Rezeptionskulturen“ (FOR 2288) (Ruhr-Universität Bochum) statt: „Ordnungen und Rahmungen in visueller Satire: Cartoons, Karikaturen und Einbild-Witze als medialer Reflexionsraum.“ Mit Dietrich Grünewald, Daniela Kaufmann und dem Co-Veranstalter Lukas R.A. Wilde sind auch zahlreiche ComFor-Mitglieder beteiligt. Der Workshop findet in der Keplerstraße 2,  Raum 081, 72074 Tübingen statt. Interessenten werden gebeten, sich bei lukas.wilde(ät)uni-tuebingen.de anzumelden.

Programm:

13:00:  Begrüßung und Eröffnung: Ordnungen und Rahmungen in visueller Satire – Cartoons, Karikaturen und Einbild-Witze als medialer Reflexionsraum
(Lukas R.A. Wilde)

13:30:  Strategien und Rezeptionsanforderungen der visuellen Satire
(Dietrich Grünewald)

14:30: Kaffepause

15:00:  Mikroskopische Ordnungen und kreisrunde Rahmen in der Karikatur des 19. Jahrhunderts
(Christian Bachmann)

16:00: Plug and Play – Schnittstellen zwischen Tierkarikatur und Tiercartoon
(Daniela Kaufmann)

17:00 Kaffeepause

17:30 Ohne Struktur und Rahmen? Das linksalternative Milieu der 70er und seine Karikaturen
(Ernst Henning Hahn)

18:30 Bildereignisse und Bildordnungen: Fotografische vs. gezeichnete Bilder vom 11. September 2001
(Lukas R.A. Wilde)

19:30 Abschluss und gemeinsames Abendessen

Veranstaltertext:
Verschiedene Formen der visuellen Satire bilden mindestens seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen festen Teil unserer Medienkulturen. Sie fungieren als „Seismographen“ gesellschaftlicher Entwicklungen und reflektieren tagesaktuelle Themen. Häufig eingebettet in Tageszeitungen oder Journale besetzen Cartoons, Karikaturen und Einbild-Witze dabei durchaus eine widerständige Position gegenüber etablierten theoretischen Positionen. So scheint eine Klassifizierung nach Diskurstypen (etwa ästhetisch/fiktional vs. argumentativ/non-fiktional) Darstellungen kaum gerecht zu werden, welche bekannte Personen und Ereignisse des Zeitgeschehens in metaphorisch zugespitzten Situationen rekontextualisieren. Weder würde eine Rezipient_in hier einen „truth claim“ in der Weise unterstellen, dass die dargestellte Situation tatsächlich vorgefallen sei; noch lassen sich solche vorschnell unter einen fiktionalen „make-believe“-Rahmen bringen. Möglicherweise können Formen der visuellen Satire daher am treffendsten als medialer Diskursraum angesehen werden, in dem dieses „Differenzierungspotenzial“ stets mit ausgehandelt wird. In historisch variabler Weise kann in der visuellen Satire auf kulturelle Imaginationen reagiert werden. Anders als das photographische Bild strebt das handwerklich gemachte dabei nie dem Pol vollständiger Transparenz entgegen. Autorschaft oder gar Subjektivität eines verantwortlichen Akteurs, der seine Rezipientenschaft auf etwas Bestimmtes aufmerksam machen oder sie zu bestimmten Schlüssen bewegen möchte, bleiben hier geradezu sichtbar.

Der Workshop „Ordnungen und Rahmungen in visueller Satire“ interessiert sich daher in besonderem Maße für das Zusammenspiel von bildgestalterisch-formalen und diskursiv-semantischen Aspekten des visuellen Ordnens und Rahmens in Cartoons, Karikaturen, Einbild-Witzen und verwandten Formen. Hintergrund bildet hierbei die Annahme, dass Kommunikation unter anderem als soziale Aushandlung interpretativer Rahmungen angesehen werden kann, durch welche gesellschaftliche Ereignisse vorgeprägten oder strittigen Typen von Situationen zugeordnet werden. An solche können „Standard-Implikationen“ geknüpft sein, die von stereotypen oder kontroversen Rollen- und Funktionszuweisungen bis hin zu kompletten „Scripts“ reichen. Hier wird ein Zusammenhang deutlich zwischen der Kontingenz von Ordnungen, welche durch die Mittel des Humors und der „visuellen Pointe“ ausgestellt werden, sowie der identitätsbildenden Funktion eines gemeinschaftlich geteilten Hintergrundwissens, welches zum Verstehen dieser Pointen oft grundlegend vorausgesetzt werden muss. Die Beiträge des Workshops fragen daher aus interdisziplinärer Perspektive nach dem Zusammenhängen zwischen „Ordnungen“ und „Rahmungen“ von visueller Satire 1) im konkreten, bildgestalterischen Sinne, 2) als Einbettung in verschiedene kulturelle sowie medial-institutionelle Kontexte, an welche spezifische Rezeptionserwartungen geknüpft sind sowie 3) gegenüber den darin aufgerufenen, aufgegriffenen und reflektierten „sozialen Frames“.

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