Tagungen in "enger Folge": Veranstaltungen zur Comicforschung im Herbst 2012

Während Sommersemester in Deutschland zu Ende gehen oder gerade gegangen sind, diskutiert die ComFor-Redaktion die diesjährige Sommerpause. Zeit also, schon jetzt auf die Termine zur Comicforschung im kommenden Herbst zu schauen. Die sind diesmal so dicht an dicht gereiht, daß der bloße Besuch all der verschiedenen Tagungen hintereinander eine besondere sequentielle Kunstfertigkeit und wenigstens zweimal die Fähigkeit zur Bilokation voraussetzt.

Den Anfang macht die Universität Lancaster, die am 4. und 5. September zur Diskussion über Comics, Religion & Politics einlädt. Während Politik ein fortgesetzt zentrales Thema in Comics sei (was die ComFor gerne glaubt; siehe zur Jahrestagung weiter unten), sehen die Veranstalter vor allem in den letzten Jahren ein zunehmendes Interesse an Religion in Bildgeschichten. Dem werden sie sowohl als Unterhaltungswert wie als Thema ernster Reflexion nachgehen.

Eine Woche darauf tagt die Gesellschaft für Fantastikforschung (GFF), und zwar schon zum dritten Mal; vom 13. bis 16. September trifft sie sich dieses Jahr in Zürich. Thema sind diesmal Übergänge und Entgrenzungen in der Fantastik, womit der Übertritt in und aus phantastischen Räumen ebenso gemeint sind wie hybride Mischwesen und die Auflösung von Grenzen zwischen verschiedenen Stoff- und Motivtraditionen.

Die Ausstellung CO-MIX zum Werk Art Spiegelmans verspricht “eine Retrospektive von Comics, Zeichnungen und übrigem Gekritzel” und öffnet am 22. September im Museum Ludwig in Köln. Schon zwei Tage vorher wird Andreas Platthaus Spiegelman im Vortragssaal des Museums interviewen. Die Exponate sind in Köln bis Epiphanias zu sehen.

Am 27. September beginnt schließlich in Freiburg die diesjährige Jahrestagung der Gesellschaft für Comicforschung, die unter dem Motto Comics und Politik steht. Angesichts der Unmengen an hervorragenden Vortragsangeboten tagen wir diesmal ganze vier Tage lang: Wir beginnen am Donnerstag mit dem offenen Werkstattforum zu laufenden Projekten zur Comicforschung, um am Freitag mit dem Tagungsthema auf Englisch und am Wochenende auf Deutsch fortzufahren. Weitere Informationen und das vollständige Programm finden sich auf der Tagungsseite. Die Teilnahme ist kostenlos, aber es sei noch einmal auf die dringende Bitte verwiesen, sein Kommen per Mail anzukündigen, um uns die Logistik zu erleichtern.

Wer zu diesem Zeitpunkt nicht in Europa ist, dem steht vielleicht der Segundo Congreso Internacional sobre Historieta y Humor Gráfico: Narrativas Gráficas: Lengujas entre El Arte y El Mercado näher. In der Folge des ersten erfolgreichen Kongresses von 2010 findet er vom 26-29. September in Buenos Aires statt. Die wissenschaftliche Tagung zu den Sprachen der graphischen Erzählung zwischen Kunst und Kommerz ist zugleich mit dem Festival Internacional Vinetas Sueltas verbunden.

Während wir heute noch die zahlreichen Videos und Berichte vom Comic-Con in San Diego aufarbeiten, wird im Oktober (11.-14.) die Parallelveranstaltung in New York stattfinden: Neben der Convention von Fans sequentieller Kunst und anderer populärer Medien sowie den Vorstellungen von Verlagen, Film- und Fernsehproduzenten wird es auch hier wieder eine wissenschaftliche Tagung geben.

Mit dem Oktober endet die Ausstellung comicleben_comiclife im Museum Europäischer Kulturen in Berlin. Bereits seit Mai zeigt dieses Projekt eine Annäherung an Comics durch einen Einblick in den Alltag von sieben einzelnen Personen, die in der einen oder anderen Weise mit der Kunstform zu tun haben: Als Künstler, Verleger, Fan oder Comicforscher; als Beispiel für den letzten Typ dient hier der Vorsitzende der ComFor, Dietrich Grünewald.

Den Fokus auf französischsprachige Comics richtet die International French-Language Comics Conference an der Miami University, die sich — nein, sondern: in Oxford befindet, was wiederum — nein: vielmehr Oxford in Ohio meint. Keynote speaker sind Clément Baloup und Thierry Smolderen.

Der letzte Termin im Jahr dürfte dann das britische ComicsForum sein, das diesmal am 15. und 16. November in Leeds über Multiculturalism and Representation spricht:  Es handelt sich um die vierte Veranstaltung der “Thought Bubble Conference Series”.

Soweit das, was wir wissen; es ist nicht wenig. Aber wie immer gilt auch diesmal, daß wir sicher noch vieles spannende und interessante übersehen haben. Über Hinweise freuen wir uns wie eh und je. Neben den Veranstaltungen lohnt sich außerdem ein Blick auf die aktuellen Calls for Papers zur Comicforschung.

(Stephan Packard)

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