Tagungsbericht „Comics und Naturwissenschaften“

8. Wissenschaftstagung der ComFor „Comics und Naturwissenschaften“
Zum Programm

Tagungsbericht von Nina Mahrt, Stephan Packard und Lukas Wilde

 

 Freitag, der 15. November 2013

tagungsbericht_erlangen_01_gross Die Eröffnung und kurze thematische Einführung durch Prof. Dr. Dietrich Grünewald war eine Sammlung erster Assoziationen und Fundstücke zum Themenbereich Comics und Naturwissenschaften. Die Beispiele stammten aus den Häusern Disney, Kauka, Mosaik und der Serie Tim und Struppi und konnten zeigen, dass in einigen der bekanntesten Serien Wissenschaft als immer wieder kehrendes Thema präsent ist.

 

Das erste Panel der Tagung bildete das „Forum“. Dieses Format hat auf Tagungen der ComFor eine gewisse Tradition und lädt ForscherInnen dazu ein, noch in der Entwicklung befindliche Projekte der Comicforschung zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Die Vorträge in diesem Panel waren daher nicht an den thematischen Rahmen der Tagung gebunden, bewegten sich dennoch überwiegend ebenfalls in diesem Bereich.

 

Ein Seminar der Medienwissenschaften-Bachelor der Universität Erlangen-Nürnberg eröffnete den Reigen mit dem Beitrag Wenn Comics Medien erklären. Die TeilnehmerInnen hatten sich unter Anleitung von Lukas R. A. Wilde mit der theoretischen und praktischen Arbeit von Scott McCloud befasst. Sie unterzogen seinen 2008 erschienenen Informationscomic zur Erklärung des Browsers Google Chrome einer Analyse strikt nach seinen theoretischen Ausführungen in Understandig Comics. An verschiedenen Beispielen konnte ausgemacht werden, dass die Theorie des Künstlers Lücken aufweise, zu deren Schließung die Vortragenden Vorschläge machten.

 

Julia IngoldJulia Ingold stellte mit Zeichentheorie und Poetik in Craig Thompsons „Habibi“ Ergebnisse ihrer Bachelorarbeit vor, in der sie sich mit zeichentheoretischen Mitteln dem Comic Habibi von Craig Thomsen widmete. Ihre Beispiele verdeutlichten, wie in diesem Comic die Grenzen zwischen den Zeichentypen nach C. S. Peirce (Symbol, Ikon und Index) verschwimmen und sich auflösen. Auch die in der Theorie oft als gegensätzlich beschriebenen Zeichenarten Sprache und Bild sind im Comic nicht immer trennscharf zu scheiden.


Andrea Schlosser setzte sich in Anti-Orientalism Through Time: The Representation of „the Other“ in American (Superhero) Comic Books mit zeitpolitischen Einflüssen auf US-amerikanische Comics anhand der Konstruktion von Feindbildern auseinander. Dabei wurden ausgewählte Geschichten, die kurz nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour entstanden, mit Comics verglichen, die nach dem 11. September 2001 gezeichnet wurden. In beiden Arten von Comics konnten Stereotype ausgemacht werden, die Japaner bzw. Araber oder Muslime als die „anderen“ konstruieren und extrem überzeichnet negativ darstellen. Unterschiede in der jeweiligen Ausgestaltung der Stereotype und der Geschichten spiegelten zeitgenössische Ängste, so die These. In der anschließenden Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass nach 2001 auch solche US-amerikanischen Comics entstanden, die sich explizit gegen eine pauschale Verurteilung von Muslims oder Araber richten und gängige Stereotype bewusst unterliefen.

 

Daniela Kaufmann widmete sich in ihrem Vortrag Phrenologische Vermessenheit. Franz Josef Galls „Schedellehre“ und ihre Rezeption in der Karikatur dem Thema phrenologischer Pseudowissenschaft. Anhand von Beispielen von Thomas Rowlandson, Michael Voltz und eines unbekannten Zeichners zeigte sie, auf welche Weise Gall in den Karikaturen charakterisiert und seine Schedellehre als pseudowissenschaftlich entlarvt wird. Zugleich richten die Karikaturen immer auch den Blick auf jenes Publikum, das sich zu seinen Privatvorlesungen einfand und seinen Lehren anhing.

 

Dirk VanderbekeDen Auftakt zur eigentlichen thematischen Tagung bildete die Keynote Gezeichnetes Wissen / Erzähltes Wissen. Wie sich Comics der Wissenschaft annähern von Dirk Vanderbeke, die sich mit grundlegenden Fragen zum Komplex Comics und Naturwissenschaften befasste. Zunächst wurden stereotype Bilder des Typus „Wissenschaftler“ im Comic dargestellt. Dann ging es um verschiedene Formen des „Wissenschaftscomics“, die der Vortragende als Sachcomic, historischen Wissenschaftsroman und Biographie klassifizierte. Er fragte insbesondere danach, welche speziellen Möglichkeiten der Comic bietet, wissenschaftliche Inhalte mit ihm eigenen Mittel zu transportieren. Beispiele führten vor allem vor Augen, dass zahlreiche AutorInnen diese Mittel nicht ausschöpften.

 

Ulli Lust liest Für das anschließende Rahmenprogramm im Palais Stutterheim konnte in Zusammenarbeit mit dem Kultur- und Freizeitamt der Stadt Erlangen Ulli Lust aus Berlin gewonnen werden, die in einer Lesung Ausschnitte aus ihrer Comic-Adaption von Marcel Beyers Roman Flughunde präsentierte und für Fragen und Diskussionen zur Verfügung stand. Das eindrückliche Werk, das um einen „Wissenschaftler“ während der NS-Zeit kreist, fügte dem Tagungsthema markante Aspekte bei.

 Samstag, der 16. November 2013

Der zweite Tag der Veranstaltung wurde von Heike Elisabeth Jüngst eröffnet, die mit ihrer Übersichtsdarstellung Die Vermittlung naturwissenschaftlicher Fakten im Sachcomic auch zugleich in das erste thematische Panel einführte: Wissenstransfer im Sachcomic. Anhand eines reichen Fundus aus deutschsprachigen, japanischen, US-amerikanischen und französischen Beispielen erläuterte Jüngst die unterschiedlichen Strategien und Methoden der Präsentation naturwissenschaftlicher Zusammenhänge im Comic und ging dabei besonders auf die Rolle der Figurenintegration ein. Abstrakte Erkenntnisse können so oft als körperliche Erfahrung in Szene gesetzt werden. Gegenüber den Negativbeispielen Vanderbekes vom Vortag, in denen „Talking Heads“ lediglich als Beiwerk eines Schrifttextes fungierten, wurden in der anschließenden Diskussion auch die medienspezifischen Vorzüge dialogischer Diskurse betont, in denen selbst Molekülteile ihre „Stimme“ an uns wenden können.

 

Markus Prechtl, der an der Universität Siegen angehende ChemielehrerInnen ausbildet, gab unter dem Titel Chemie & Comic – Grenzgänge und Herausforderungen Einblicke in die didaktische Praxis der Arbeit mit Comics. Er führte zahlreiche Beispiele für Potentiale an, wie SchülerInnen im Chemieunterricht durch das Erstellen eigener Comics ihre naturwissenschaftliche Beobachtung schärfen können, warnte aber auch vor den Gefahren falscher visueller Metaphern und reifikatorischer Analogien, sowie der unreflektierten Vermischung von Beobachtung und Modellsprache. Da die Zusammenarbeit zwischen Comiczeichnern und fachbewandten Physikern wohl nie gewährleistet sein werde, stellte Prechtl die Aussichten einer „Visual Literacy“ im Unterricht zur Debatte.

 

Reinhold Leinfelder präsentierte im Anschluss einen Arbeitsbericht zu Entstehung und Evaluation von Die Große Transformation. Klima – kriegen wir die Kurve?, das im Februar 2013 im Jacoby & Stuart Verlag erschienen ist. Der Sachcomic versucht, ein 420seitiges Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) in „Graphic Interviews“ zu verpacken, in denen die neun Beiratsmitglieder als Protagonisten auftreten, um Fragen des Klimawandels anschaulich zu vermitteln. In der Diskussion wurden die Fragen aufgeworfen, welche Adressaten damit angesprochen werden könnten, welche Funktionen Authentisierungssignalen und generischen Zukunftsbildern zukommen, und nicht zuletzt, wie man den Erfolg eines solchen Projekts generell beurteilen könne.

 

Auditorium im SenatssaalDas folgende Panel, (Meta)mediale Experimentalanordnungen, wurde von Markus Engelns mit einer Reflexion über Frank Millers Batman-„Trilogie“, Year One, The Dark Knight Returns und The Dark Knight Strikes Again eröffnet: Der Gott aus der Petrischale. Zur Dekonstruktion moderner Gesellschaften durch die experimentelle Vermittlung von Kultur und Natur in Superheldencormics untersuchte in Millers drei Werken das Verhältnis von Natur zu Kultur, wie es von Bruno Latour in seinem Essay Wir sind nie modern gewesen verstanden wird. Anhand der sinnbildlichen Befreiung des geschrumpften Heldens Atom aus einer Petrischale in DK2 verfolgte Engelns die wechselseitige Durchdringung von Natur und Kultur, in der auch die vielfach abschätzig betrachtete Ästhetik von Millers Spätwerk eine konstitutive Rolle einnimmt.

 

Unter dem Titel Der Witz der Relationen. Parodien wissenschaftlicher Darstellungen in aktuellen Web-Comics zeigte Lukas R. A. Wilde Beispiele aus XKCD und anderen Serien, die diese eigentlich wissenschaftliche Darstellungsform humoristisch neu kontextualisieren und mit ihrer Narration verweben. Es wurde gezeigt, wie sich diese Darstellungsform in den letzten Jahren zu einem häufiger gebrauchten Gestaltungsmittel innerhalb verschiedener Comics entwickelt hat. Um das Humoristische dieser Infografiken zu ergründen, zog er verschiedene Humortheorien des komischen Schlussfolgerns, etwa von Uwe Wirth, heran. Zur Diskussion gestellt wurde, inwiefern diagrammatisches Schließen mit gewöhnlicher hypothesenbildender Comic-Rezeption verbunden sein kann.

Betül Dilmac beschäftigte sich mit Schuitens und Peeters Comicserie Les cités obscures, für deren metareflexiven Diskurs Borges’ Kurzgeschichte Tlön, Uqbar, Orbis Tertius Pate stand. Da nicht nur einige Besonderheiten der Fauna der cités (wie etwa die Existenz der sogenannten „Quarxs“), sondern ebenso die Leitannahme der wissenschaftlichen Erkenntnisarbeit der Quantenphysik entlehnt ist, thematisierte Dilmac in ihrem Beitrag Parallele Welten. Zur Quantenphysik als Erzähl- und Erkenntnismodell der Comicserie „Les cités obscures“, inwiefern die wissenschaftliche Aufklärungsarbeit der Serie quantenphysikalisch inspiriert ist und Everetts Viele-Welten-Interpretation auch als Erzählmodell betrachtet werden kann.

 

KollegienhausObgleich vom Sonntag vorgezogen, schien Jennifer Henkes anschließender Vortrag, (R)Evolution im Comic?, dennoch gut zum dritten und letzten Panelthema des Samstags zu passen: Wissenschaftlerfigurationen, Wissenschaftsfigurationen. Henke behandelte Michael Kellers und Rager Fullers „Graphic Adaption“ von Charles Darwins On the Origin of Species und zeigte, in welche Fallen Adaptionen tappen können, wenn sie sich zu nah am Prätext orientieren und visuelle Metaphern nur einsetzen, wo sie sprachlich bereits klar konturiert sind („Tree of Life“). Die Lage verkompliziert sich etwas, wie auch die Diskussion zeigte, wenn zwischen Sachcomic und Literaturadaption nicht getrennt werden kann und Erfolgskriterien beider Bereiche vielleicht auch gegeneinander arbeiten.

Guido Weißhahn lud zu einer Reise in die deutsch-deutsche Geschichte ein und stellte in Die Immigration des atomaren Superhelden das kernkraftgetriebene Männchen Atomino vor, das ab Mitte der 1960er Jahre zu einem der bekanntesten und beliebtesten Comichelden in der DDR wurde – dabei handelte es sich um eine originär italienische Erfindung. Mit reichem historischem Quellenmaterial zeichnete Weißhahn nach, wie Atomino zu einer der wenigen DDR-Comicfiguren aus nicht-sozialistischen Ursprungsländern wurde, sogar zur einzigen, die hier über ein Jahrzehnt länger (als im Heimatland) auftrat.

 

Tillman CourthDen historischen Ausflug setzte Tillman Courth fort, der in „Fiction statt Science“ – Wissenschaft im Horrorcomic einen reich bebilderten Überblick über viele Sujets der Horrorcomics der 50er Jahre präsentierte. Als Fortführung des Dämonenzaubers und der Hexenkunst in der Moderne führte Courth Roboterbräute, (un-)vernunftsbegabte Prothesen, Dimensionenportale und andere Wunderwerke der „Mad Science“ ins Feld – auch zu einigem Amüsement seitens der Zuhörenden zu mittlerweile vorgerückter Stunde. In den Anschlussgesprächen konnte das historische Material zudem als Teil größerer kultureller Phänomene und Zusammenhänge diskutiert werden.

 

Zum Abschluss des Tagungsabends analysierte Sabine Planka die Manga-Serie Gunslinger Girl in ihrem Beitrag: „The girl has a mechanical body. However, she is still an adolescent child” – Prothetik, weiblich-kindliche Körper und tödliche Waffen: Yu Aidas Gunslinger Girl. Mit den Begrifflichkeiten von etwa Donna Haraway wurde auf Problematiken um das kleine, zur Kampfmaschine umfunktionierte Mädchen hingewiesen. In der Motivik, die Frau zu einer unkontrollierbaren Waffe zu machen, gleichzeitig aber auch den Tötungsakt als solchen sexuell zu konnotieren, wurden Anklänge bereits zu Stanley Kubricks Full Metal Jacket gesehen. In der anschließenden Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass spezifisch japanische Kulturbezüge möglicherweise näher liegen und auch andere Deutungen zulassen könnten.

 

 Sonntag, der 17. November 2013

Den dritten und letzten Tag eröffnete Jens Meinrenken mit einem materialreichen und historisch dichten Vortrag zur Morphologie und Evolution der Sequenz, mit dem das Panel zu Wissenschaftsdiskursen einsetzte. Anliegen des Vortrags war es, die Abhängigkeit des Comics von Bildwissen und Bildtraditionen zu demonstrieren, innerhalb derer er etwa spätmittelalterliche Bestiarien, spekulative biologische Embryologien und Bilder aus der Komsogonie ästhetisch zitiert und im Comic neu gestaltet und aspektiert werden. Die Argumentation wurde in der Diskussion fortgesetzt, indem die Sequenzialisierung in der Wissensdarstellung als Innovation frühmoderner naturwissenschaftlicher Bildwelten, etwa in Galileos Siderius Nuntius (1615), in Beziehung gesetzt wurde zum Formprinzip der Sequenz im Comic.

 

Joachim TrinkwitzDie Zitatverhältnisse und Motivaufnahmen zu tradierten Wissens- und Bilddiskursen war ebenso Ausgangspunkt von Joachim Trinkwitz‘ Beleuchtung der Vierten Dimension: Wissensdiskurse und Imagination in Alan Moores und Eddie Campbells From Hell. Unter den reichen Quellen stach Charles H. Hintons Aufsatz What ist the fourth Dimension? von 1880 besonders hervor, auf dessen ‚science romance‘ der Comic in Wort und Bildgestaltung Bezug nimmt. Trinkwitz legte mit ausgewählten Analysen die ästhetische und narrative Aufnahme von Quellen und die Inszenierung eines an Grenzen der Wissenschaft und dem Eingang zur Esoterik oszillierenden fingiert historischen Diskurses offen.

 

Rolf Lohse argumentierte in seinem Beitrag über Naturwissenschaften im Blick der französischen bande dessinée in Absetzung zu etlichen anderen Vorträgen, der erhebliche Unterschied zwischen Comics und Naturwissenschaften dürfe nicht verwischt werden; zwar gebe es in der jeweiligen Diskursivierung von Bildern Ähnlichkeiten, die gestalterischen Mittel würden jedoch wechselseitig zum unterschiedlichen Zweck der anderen Gattung: wie der Comic den Naturwissenschaften zur Darstellung wissenschaftlicher Inhalte, so dienten die Wissenschaften dem Comic zur Erzählung unterhaltsamer Geschichten. Die von Lohse präsentierte exemplarische Auswahl, die keinen Anspruch auf einen umfassenden Überblick erhob, mündete in eine ausführliche Analyse des jüngsten Bands von Mathieus Acquesfacques-Serie.

 

‚Anatom-Ich‘: Zur naturwissenschaftlichen Metaphorik in Fabrice Neauds Tagebüchern war das Thema von Marie Schröers engagierter und textnaher Analyse des Einsatzes naturwissenschaftlicher Motive zur Vermittlung subjektiver Gefühlsinhalte in diesen autobiographischen Bänden. Autobiographie bewähre sich hier in der Gattungstradition der Confessiones und durchaus als Beichte. Der Einsatz von Naturwissenschaft sei auch hier durch eine nicht zu vernachlässigende Distanz als Metapher und Mittel der Darstellung gekennzeichnet, die Unmöglichkeiten oder Schwierigkeiten in der Zugänglichkeit insbesondere emotionaler und affektiver Inhalte mit eigenen Möglichkeiten und Grenzen verbinde.

 

SenatsaalDas letzte Panel war dem Thema Zukunftsvisionen, Utopien und Dystopien gewidmet. Kristin Eckstein präsentierte eine dichte Wiedergabe und Lektüre in ihrem Beitrag „Beyond the 1% barrier“: Die Zeitreise und ihre Funtkion in Sarashi Yomis Steins;Gate. Nach einem Überblick über verschiedene Typen des Zeitreisetopos‘ im Manga charakterisierte Eckstein einen Wechsel von naturwissenschaftlichen Themen zu einer Darstellung personenorientierter Plots, die mehr Wert auf die Präsentation der inneren Zustände ihrer innovativen ProtagonistInnen lege. Indem in Steins;Gate dennoch der Pseudowissenschaft erheblicher Raum und einige Aufmerksamkeit zukomme, sei damit eine abermalige Innovation des Genres erreicht.

 

Utopie und Dystopie im Werk von Shaun Tan besprach Markus Oppolzer vor dem Hintergrund eines Interesses am Einsatz von Comics zur Klärung von autobiographischem Schreiben in der Schuldidaktik. Oppolzer führte breit in Traditionen und Gattungsbestimmungen ein, durch die der Utopie Funktionen in den Bereichen der interkulturellen Begegnung, der Kommunikation über Welt- und Wertkonzepte und der politischen Orientierung zukämen. Moralisch-philsophische und naturwissenschaftliche Aspekte begegneten sich hier in einer Spannung zwischen Statik und Dynamik in einem narrativen Muster, das sich zugleich politischer Kritik und spielerischer Ästhetik öffne.

 

Den Abschluss der Tagung bildete Laura Oehmes Präsentation von Überlegungen zu Alien Science and Risk Technologies in Dystopian SF Comics, der dem Publikum zuliebe auf Deutsch gehalten wurde. In Anschluss an Ulrich Becks Begriff der ‚Weltrisikogesellschaft‘ definierte Oehme Risiko als Antizipation zukünftiger Katastrophen, für deren Diskurs Vergegenwärtigung und Inszenierung des Antizipierten daher zentral sei. In Watchmen und Singularity 7 konnte Oehme aufzeigen, wie nicht nur durch die Auseinandersetzung mit Atom- bzw. Nanotechnologie die inhaltliche Auseinandersetzung mit Risikotechnologien, sondern durch die Inszenierung von apokalyptischen ‚risk-scapes‘, eine Ikonographie des ungeklärten Risikos, und die Reflektion der Risikokommunikation durch die Massenmedien diese Risikonarrative auszeichne. Dabei geschehe jeweils eine Ironisierung, indem die vermeintliche Gefahr zunehmend mit den Konsequenzen ihrer Antizipation und der Bemühung um ihre Abwendung konfundiert werde.

 

Abendessen im TheatercaféAusfallen mussten leider die Beiträge von Francisco Sáez de Adana Herrero (The Manhattan Projects. The Imaginary Life of Scientists in the American Comics) und Bernd Flessner (Bilder aus der Zukunft. Wie Comics Zukünfte familiarisieren); sie sollen jedoch in der geplanten Publikation der Tagung enthalten sein.

 

Nach einem vielstimmigen Dank an Clemens Heydenreich und die VeranstalterInnen an der Universität Erlangen sowie die Unterstützer vom Netzwerk ELINAS, dem Internationalen Comic-Salon Erlangen und der Dr. Alfred Vinzl-Stiftung endete die 8. Wissenschaftstagung der Gesellschaft für Comicforschung mit einem Ausblick auf die Jahrestagung 2014 in Berlin zu Grenzen und Grenzüberschreitungen..

 

 

 

 

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *