Neben dem ComicSalon Erlangen hat sich das Comicfestival München in den letzten Jahren zur zweitbedeutendsten deutschen Comic-Kulturveranstaltung entwickelt und findet diese Woche statt vom 23. bis 26. Juni 2011.
Einige Ausstellungen haben schon vorher ihre Pforten geöffnet und werden auch noch länger zu sehen sein. Allerdings nur an den vier Festivaltagen wird es neben einer großen Verlagsmesse mit umfangreichen Signier-terminen von nationalen und internationalen ComickünstlerInnen weitere Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Vorträge, Workshops/Zeichenkurse, ein Filmprogramm und eine Comicbörse geben. Außerdem werden die Münchner Comic-Preise PENG! und die ICOM Independent-Comic-Preise öffentlich verliehen. Ein zentrales Thema ist dieses Jahr das Comic-Gastland Spanien, mit Ausstellungen, Filmvorführungen und Künstlergesprächen rund um die spanische Comic-Kultur und –Szene.
Veranstaltungszentrum ist das Künstlerhaus am Lenbachplatz, in welchem schon Wilhelm Busch „die rauschenden Münchner Künstlerfeste“ miterlebte. Zudem konnten weitere Veranstaltungsorte hinzugewonnen werden, so dass sich zwischen Karlstor/Stachus und Isartor eine kleine Comicmeile durch die Münchner Innenstadt ziehen wird. Ausführliche Informationen zu den Ausstellungen und Veranstaltungen sowie zu den Orten und Terminen, können auf den Internetseiten des Comicfestivals München 2011 gefunden werden.
Neben den Ausstellungen bietet das Programm viel Interessantes gerade auch für ComicforscherInnen. Mitglieder der Gesellschaft für Comicforschung sind wieder sehr aktiv beteiligt:
Donnerstag, 23. Juni 2011: Bier- und Oktoberfestmuseum, 17:00 Uhr – 18:00 Uhr
Comickunst und Comicforschung unter einem Dach – Zwei außergewöhnliche Neuerscheinungen des Archivs der Jugendkulturen
Gesprächsrunde mit dem Comiczeichner Gabriel S. Moses und dem Comicforscher Ralf Palandt (ComFor), Moderation: Dr. Clemens Heydenreich (ComFor)
Das Archiv der Jugendkulturen kommt mit zwei Comic-Neuerscheinungen, einer Graphic Novel von Gabriel S. Moses und einem wissenschaftlichen Tagungsband von und mit Ralf Palandt, nach München. Das Gespräch mit dem israelischen Comiczeichner und dem Münchner Comicforscher verbindet Comickunst und -wissenschaft.
Freitag, 24. Juni 2011: Bier- und Oktoberfestmuseum, 15:00 Uhr – 16:30 Uhr
Literatur als Comic – Comicadaptionen klassischer und moderner Literatur von den Illustrierten Klassikern bis zu Kafka und Proust
Vortrag von Dr. Helmut Kronthaler (ComFor)
Samstag, 25. Juni 2011: Deutsches Jagd- und Fischereimuseum, 11:00 Uhr – 12:00 Uhr
Helmut Nickel – Comickünstler und Wissenschaftler
Vortrag von Dr. René Mounajed (ComFor) und Reginald Rosenfeldt
Der Kunsthistoriker und Ethnologe Dr. Helmut Nickel (geb. 24.03.1924 in Quohren bei Dresden) finanzierte ab 1950 sein Studium an der Freien Universität Berlin zunächst als Werbegraphiker, dann aber als Comickünstler. Von 1954 bis 1965 schuf er ein quantitativ nur geringes, aber dafür geradezu einzigartiges Comic-Werk, das eine brillante Grafik und intelligente Plots mit historischem und ethnologischem Wissen verbindet. 1960 ging er nach New York, wo er hauptberuflich über zwanzig Jahre lang als Kurator im New Yorker Metropolitan Museum die Abteilung Waffen und Rüstungen betreute. Er gilt weltweit als anerkannter Experte auf diesem Gebiet.
Sonntag, 26. Juni 2011: Bier- und Oktoberfestmuseum, 14:00 Uhr – 15:30 Uhr
Talkrunde Comicforschung
Talkgäste: Marco Behringer, Dr. Helmut Kronthaler (ComFor), Dr. René Mounajed (ComFor), Dr. Eckart Sackmann; Moderation: Dr. Clemens Heydenreich (ComFor) und Ralf Palandt (ComFor)
Comicforscher aus verschiedenen Fachbereichen stellen ihre aktuellen Veröffentlichungen vor und berichten von laufenden und geplanten Projekten. Besprochen werden u.a. „Comics erzählen Geschichte: Sequenzen aus Comics, Mangas und Graphic Novels für den Geschichtsunterricht“, „Deutsche Comicforschung 2011“, „Der Holocaust in Sprechblasen: Erinnerung im Comic“, „Lexikon der Illustration im deutschsprachigen Raum seit 1945“, „Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“, „Struktur und Geschichte der Comics. Beiträge zur Comicforschung“.
Sonntag, 26. Juni 2011: Jüdisches Museum München, 18:00 Uhr – 19:00 Uhr
Jüdische Identitäten von Comic-SuperheldInnen
Vortrag von Ralf Palandt (ComFor)
Sie heißen The Thing, Ragman, Sabra, Shaloman … jüdische SuperheldInnen. Bei einigen erfährt man beiläufig von ihrem Glauben, bei anderen ist die Geschichte des Judentums (Masada, Holocaust) Teil ihrer SuperheldInnen-Identität. Sie tragen den Davidstern oder den siebenarmigen Leuchter auf ihrem Trikot und kämpfen gegen Dr. Mengele oder den Chanukah Thief. Und dann gibt es da noch die jüdischen SuperverbrecherInnen. Der Vortrag stellt Jüdinnen und Juden mit Superkräften aus US- und israelischen Comics sowie ihre Verbindungen zur jüdischen Geschichte vor.