Neue Informationen zur Bonner Online-Bibliographie zur Comicforschung

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Seit neuestem können in der Online-Bibliographie auf Wunsch auch Abschlussarbeiten zum Download angeboten werden; natürlich nur auf Wunsch und mit Zustimmung des jeweiligen Verfassers. War bisher hierfür eine Registrierung nötig, ist der Zugang zu den Arbeiten nun für jedermann frei. Lediglich für die Titelaufnahme und den Upload der Arbeit ist eine Registrierung und Anmeldung erforderlich.

Bisher haben schon zwei Absolventen die Möglichkeit genutzt. Joachim Trinkwitz, der Initiator und Hauptakteur der Datenbank hofft nun auf rege Nutzung des Features. Auch länger zurückliegende Arbeiten würden gerne genommen.

Übrigens gilt das nicht nur für Abschlussarbeiten, sondern auch für Aufsätze und Buchpublikationen, für die man die Rechte zur Online-Publikation hat. Es kann natürlich auch weiterhin einfach ein Link auf anderswo deponierte Titel gelegt werden.

Vielleicht für diejenigen, die das Projekt noch nicht kennen, ein paar Hinweise dazu: Es handelt sich nicht, wie die Kataloge des Frankfurter Instituts für Jugendbuchforschung oder der Hamburger Arbeitsstelle für Graphische Literatur, um das Verzeichnis einer konkreten Bibliothekssammlung, sondern um den Versuch einer Erfassung aller Beiträge zur Comicforschung insgesamt, also ein Unternehmen analog zur Bibliographie der MLA (Modern Language Association) oder zur deutschen BDSL (Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft). Ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem einzigen vermutlich vergleichbaren Projekt, der amerikanischen ComicsResearch.org, ist die Erfassung auch der Zeitschriftenartikel und der einzelnen Beiträge in Aufsatzsammlungen sowie die Verschlagwortung, Verlinkung sowie die Rechercheinstrumente.

Natürlich kann ein Einzelner dieses Projekt nicht bewältigen, daher sind alle Interessenten dazu eingeladen, sich daran zu beteiligen, sei es durch Hinweise auf fehlende Titel oder sei es durch direkte Eintragung (dies setzt eine Registrierung mit einer gültigen E-Mail-Adresse voraus).

Explizit sei auch noch einmal auf die Möglichkeit hingewiesen, einzelne Titel mit Kommentaren oder Rezensionen zu versehen, was die Datenbank zu einer Bibliographie raisonnée machen könnte. (Ich habe dies übrigens schon einmal für den Einsatz in einem Seminar genutzt, wo jeder Teilnehmer einen ausgewählten Aufsatz zusammenfassen und kritisch bewerten musste.)

Vielleicht ein paar interessante statistische Daten: Bisher sind 1464 Titel in deutscher Sprache, 3618 in Englisch, 131 in Französisch, 29 in Italienisch und 26 in Spanisch sowie insges. 92 in skandinavischen Sprachen erfaßt. Das zeigt natürlich deutlich, dass bei der umfangreichen französischsprachigen Literatur eine empfindliche Lücke besteht, hier wäre Mitarbeit besonders dankbar.

Die einzelnen Titel sind verschlagwortet nach behandelten Serien oder Titeln, Namen von Autoren/ Zeichnern, Herkunftsland, Genre, Thematik etc. Spitzenreiter unter den Schlagwörtern insgesamt ist wenig überraschend „Superheld“ (626 Titel), dicht gefolgt von „Manga“ (504), bei den behandelten Comic-Titeln liegen „Maus“ und „Batman“ Kopf an Kopf jeweils mit 121, mit weitem Abstand zum Drittplatzierten „Superman“ (95); bei den europäischen Comics hat „Tintin“ die Nase vorn, bei den deutschsprachigen überraschenderweise das von manchen vielleicht gar nicht als Comic betrachtete „Leben? oder Theater?“ der 1943 in Auschwitz ermordeten Jüdin Charlotte Salomon (in der Bibliographie als sequentiell erzählende Text-Bild-Kombination unter „Randformen des Comics“ erfasst), mit 34 Titeln immerhin auf Platz 8 der Hitliste. Mit deutschen Comics insgesamt befassen sich immerhin 389 Titel (im Vergleich: Japan 594, USA naturgemäß ein Vielfaches davon, noch nicht vollständig erfasst).

Weitere Fakten zur Datenbank in Kürze:
• verzeichnet zur Zeit über 5300 Monographien sowie Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden
• jeder Titel hat ein oder mehrere Schlagwörter, ev. auch Abstract oder Verlagsinformation und Inhaltsverzeichnis; online erreichbare Zeitschriftenartikel haben eine anklickbare URL oder DOI (letzteres setzt in der Regel ein Abonnement der jeweiligen Zeitschrift durch eine Hochschule voraus, der man angehört)
• alle Titel sind mehrfach kreuzverlinkt (Namen, Zeitschriften- oder Sammelbandtitel, Schlagwörter, Verlag etc.)
• umfangreiche Recherchewerkzeuge verfügbar, die alle vorhandenen Informationen erschöpfend durchsuchen können
• recherchierte Titel können auf eine Merkliste gesetzt und in diversen Formaten (RTF, BibTeX, RIS, XML …) heruntergeladen werden, auch mit selbst angepasster Formatierung (Standardformate wie MLA oder Chicago etc. können schon für die Recherche in den Benutzereinstellungen voreingestellt werden)
• RSS-Feed für neueste Einträge und Änderungen abonnierbar
• registrierte Benutzer können selbst Titel einpflegen, Bemerkungen und Exzerpte einfügen (auf Wunsch öffentlich oder privat), eigene Auswahlbibliographien zusammenstellen und diese selbst eingerichteten Benutzergruppen zugänglich machen (ich habe Letzteres ebenfalls schon in der Lehre eingesetzt)
• mit Zustimmung des Verfassers können PDF-Volltexte der Titel zugänglich gemacht werden.
Die Datenbank ist übrigens seit längerer Zeit Teil des Online-Angebots der ULB Bonn und ebenfalls in der „Virtuellen Fachbibliothek Germanistik“ (GiN) verzeichnet.

Joachim Trinkwitz (Bonn)

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