1984 erschien die allererste Ausgabe des Strapazins. Mittlerweile, nach etwas über achtundzwanzig Jahren, ist die Ausgabe 108 erhältlich, eine der wenigen im Übrigen, die in der Nachfolge der Nr. 37 nicht unter einem eigenen Leitthema wie „Komplizen“, „Comics aus Mexico“ oder „Vergessene Orte“ erschienen ist.
Noch bis zum 3. März 2013 widmet sich das Cartoonmuseum Basel mit der Ausstellung „Comics Deluxe!“ dieser bemerkenswerten Zeitschrift, die sich im Laufe der Zeit mehrere Alleinstellungsmerkmale erarbeitet hat. So etwa den konsequenten Verzicht auf eine Chefredaktion oder die quadratischen Anzeigen, die von den Zeichnern des Magazins individuell für den jeweiligen Auftraggeber angefertigt und neben dem Abdruck im Strapazin selbst auch als Aufkleber an diese ausgeliefert werden.
Besonderes Augenmerk richtet die Basler Sonderausstellung, wie das Cartoonmuseum in seiner Ankündigung betont, auf die Entwicklung einer anerkannten Künstlerszene durch ein Medium, das selbst um Anerkennung ringen musste und immer noch muss:
Heute begeistert sich ein breites Publikum für Comics abseits der klassischen Genres. In den letzten zwanzig Jahren hat der Comic einen fulminanten kulturellen Aufstieg erlebt – er befreite sich aus der Schmuddelecke im Kinderzimmer und etablierte sich als zeitgemässe künstlerische Ausdrucksform mit hohem inhaltlichem und ästhetischem Potenzial.
Graphic Novels werden im Feuilleton besprochen und finden Eingang in Literaturhäuser und Museen. Diese Entwicklung wurde ermöglicht und begünstigt durch Labors, in denen Zeichner und Autoren abseits des Mainstreams und ohne kommerziellen Druck experimentieren, spielen und Neues ausprobieren konnten. Im deutschsprachigen Raum spielt bis heute vor allem das in Zürich beheimatete Magazin Strapazin diese Rolle. Seit seinen Anfängen 1984 vertritt Strapazin eine klare Haltung: keine Mainstream-Kost, sondern gestalterisch und erzählerisch avancierte Bildwelten.
Seit knapp dreissig Jahren begleitet, beobachtet, ermutigt und reflektiert Strapazin die Comicszene und hat durch dieses unermüdliche Engagement massgeblich zum Entstehen einer eigenständigen deutschsprachigen Szene beigetragen. Strapazin wirkte aber auch über die Sprachgrenzen hinaus und wird heute auf der ganzen Welt wahrgenommen und bewundert.
Die Ausstellung «Comics Deluxe!» erzählt diese doppelte Geschichte: Über das Porträt einer aussergewöhnlichen Zeitschrift hinaus zeichnet sie die Entstehung einer eigenständigen Comicszene nach – und wie diese eine breite Leserschaft gefunden hat.
Nicht zum ersten Mal wird dieses auf dem deutschsprachigen Markt einzigartige Magazin – mit dem so bekannte Namen wie Kati Rickenbach, Sascha Hommer, Thomas Ott oder Ulli Lust untrennbar verbunden sind – in einer Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit näher gebracht. Bereits 2004 wurden unter dem Titel: „Ich bin 20 und die Welt gehört mir“ die ersten beiden Strapazin-Dekaden gefeiert. Es ist anzunehmen, dass es nicht die Letzte Ausstellung zu diesem Thema gewesen sein wird; das dreißigste Jubiläum 2014 bietet sich für eine erneute Rückschau geradezu an.
Parallel zur Ausstellung erschien ein gleichnamiger Begleitband im Christoph Merian Verlag.
Ausstellungsdauer:
10.11.2012 bis 3.3.2013
Eintrittspreise:
Fr. 9.– Erwachsene
Fr. 7.– IV-Berechtigte, Schülerinnen/Studentinnen bis 25 und Gruppen ab 10 Personen, Kinder bis und mit 10 Jahren freier Eintritt
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 14–18 Uhr
Samstag/Sonntag: 11–18 Uhr
24./25./31.12.2012/1.1.2013 und
18.2.–20.2.2013 geschlossen
(Paul Meyer)
Abbildungen:
1) © Logo-Illustration zur Ausstellung, Cartoonmuseum Basel
2) © Strapazin Nr. 100, 2010.
3) © Martin tom Dieck, Der Frisör und der Teufel, Strapazin Nr. 82, 2006.
4) © Ulli Lust, Der Nachbar, Strapazin Nr. 98, 2011.
5) © Caprez/Schuler, Kalter Kaffee, Strapazin Nr. 69, 2002.