Auf dem Münchner Comicfestival (29. Mai – 2. Juni 2013) werden einige Vorträge und Präsentationen durch Mitglieder der ComFor realisiert.
Lars von Törne: Supermans Spuren in den USA
Freitag, 31.05.2013, 17:00
Lichtbilder-Vortrag im Bier- und Oktoberfestmuseum
In den 1930er Jahren schufen zwei amerikanische Teenager, Jerry Siegel und Joe Shuster, eine Figur, die zur Ikone wurde: Superman. Tagesspiegel-Redakteur Lars von Törne hat sich auf Spurensuche begeben und u.a. in Cleveland/Ohio die Orte aufgesucht, an denen Siegel und Shuster sich kennenlernten, Superman erfanden und ihn zu einem Welterfolg machten. In einer bebilderten Präsentation gibt er unter anderem exklusive Einblicke in das Geburtshaus von Jerry Siegel, das normalerweise Besuchern nicht offen steht und war sogar in dessen Kinderzimmer!
Neben weiteren wichtigen Orten in der Geschichte der beiden Comic-Schöpfer werden auch jene Menschen vorgestellt, die sich heute in Cleveland darum bemühen, das lange offiziell kaum gepflegte Erbe besser zu würdigen – was inzwischen auch die Stadtverwaltung anerkannt hat, die kürzlich den 18. April – den Jahrestag des ersten Comic-Auftritts der Figur – offiziell zum “Superman-Tag” machte.
Unter den Superman-Lobbyisten, die im Vortrag kurz vorgestellt werden, sind der Autor des neuen Buches “Superboys”, das bislang unbekannte Details bezüglich der realen Hintergründe der Superman-Figur enthüllt, sowie der Besitzer der wohl größten Superman-Souvenirsammlung der USA, der seine Söhne Kal-El und Lex genannt hat.
Thomas Hausmanninger: Verschwörung und Religion – Aspekte der Postsäkularität in den francobelgischen Comics
Freitag, 31.05.2013, 13:00
Vortrag und Buchpräsentation: Bier- und Oktoberfest-Museum
Religion als Verkaufsschlager? Vor 25 Jahren hätte man sich das noch nicht träumen lassen. Auch die franco-belgischen Comics schienen eher dem Trend zur Säkularisierung zu folgen, den die Sozialwissenschaften für die modernen Gesellschaften generell diagnostiziert haben. Seit den 1990ern jedoch rollt eine Welle von Religion durch diese Comics – und zwar gerade durch jene, die für ein breites Publikum zur Unterhaltung produziert werden.
Ein großer Teil der erfolgreichsten unter ihnen sind verschwörungstheoretische Erzählungen, gestaltet von Szenaristen und Zeichnern, die sich meist nicht als besonders religiös bezeichnen. Die Comics zeigen sich damit als Teil jener gewachsenen Aufmerksamkeit für Religion in den Medien, die inzwischen auch sozialwissenschaftlich als neuer Trend zur „Postsäkularität“, also einer Art Wiederkehr der Religion nach der und in der Säkularisierung, betrachtet werden.
Der Vortrag zum Buch widmet sich den wichtigsten francobelgischen Comic-Serien dieser neuen Erscheinung. Er bietet zugleich einen Einblick in die aktuelle Religionswelle und erläutert Gründe für die Attraktivität verschwörungstheoretischer Erzählungen. Das Buch ist die erste Monographie zur Religionswelle in den franco-belgischen Comics überhaupt – auch im englisch- und französischsprachigen Bereich liegt noch keine Buchmonographie dazu vor.
Ralf Palandt: Comics für eine gerechtere Welt (begleitend zur Comic-Ausstellung „Die Störenfriede – Eine ernst-amüsante Geschichte um eine Waffenschmiede”)
Freitag, 31.05.2013, 19:30
Vortrag: EineWeltHaus, Schwanthalerstr. 80
Hilfswerke und nichtstaatliche Organisationen (NGOs) wie die Unicef, Deutsche Welthungerhilfe, terre des hommes und Handicap International setzen Comics im Rahmen ihrer non-profit-Solidaritätsarbeit für eine gerechtere Welt ein. Diese Comics sind nicht im Comic-Handel zu bekommen, sondern bei den Institutionen und ihren Veranstaltungen. Sie wollen keine künstlichen Comic-Welten erschaffen, sondern Einblicke in die Realität geben. Sind sie deshalb uninteressant? Ganz im Gegenteil, denn neben der Unterhaltung kann man einiges über die Wirklichkeit lernen.
Die Dimensionen ihres Inhalts und ihres Engagements machen diese Comics zu etwas Besonderem. Es geht um Probleme wie Lohnsklaverei und ausbeuterische Kinderarbeit, Streubomben und Landminen, um Menschen, Tiere und Natur, denen unsäglicher Schaden angetan wird. Und es geht um den Mut von Menschen, die sich gegen diese Verbrechen und Missstände wehren und alternative Strukturen aufbauen.
Diese Comics wollen ein Stein des Anstoßes ein. Wenn Regierungen eigennützige Absichten und die einer hemmungslosen Wirtschaft verfolgen, stehen sie in der Kritik der NGOs. Von Seiten der Kritisierten haben die NGOs natürlich wenig Förderung zu erwarten. Gerade auch deshalb sind sie auf Unterstützung durch die Bevölkerung angewiesen. Die Comics sind ein Mittel, um Interesse für die Arbeit der jeweiligen Hilfsorganisation zu wecken.
Helmut Kronthaler: Von Piepmeyer zu Obama – Politiker in Comics
Samstag, 1.6.2013, 13:00
Vortrag: Bier- und Oktoberfest-Museum
Im Jahr 1849 erscheint im Frankfurter Verlag C. Jügel die satirische Bildgeschichte „Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeyer“. Ihre beiden Schöpfer, der erzkonservative Schriftsteller und Journalist Johann Hermann Detmold und der Maler und Zeichner Adolph Schroedter, liefern darin die humoristisch-karikierende Darstellung eines Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung von 1848/49, die aus heutiger Sicht nicht nur als Zeitdokument zur Frühgeschichte des Parlamentarismus in Deutschland von Interesse ist, sondern zugleich eine Art Prototyp der Präsentation fiktiver Politiker in Bildgeschichte und Comic darstellt. Detmold, damals selbst Abgeordneter in der Paulskirche, und Schroedter zeichnen hier letztlich das Bild einer phrasendreschenden Witzfigur, die gleichzeitig zum Zerrbild aller damaligen Verfechter von Grundrechten und einer demokratischen Verfassung mutiert. Noch Chlodwig Poth in seiner Cartoon-Serie „Wie man das Volk vertritt. Szenen aus dem Leben eines Bundestagsabgeordneten“ oder Dieter Hanitzsch und Herbert Riehl-Heyse mit ihrem Strip „Der grosse Max. Aus dem Tagebuch des CSU-Bundestagsabgeordneten Max G. Froschhammer“ für die Süddeutsche Zeitung greifen, wenn auch aus gänzlich anderer politischer Perspektive, dieses Erzähl- und Darstellungsprinzip in ihrer Auseinandersetzung mit dem gegenwärtigen Parlamentarismus wieder auf.
Meist jedoch werden keineswegs fiktive Charaktere präsentiert, wenn sich Cartoonisten oder Comiczeichner mit der aktuellen Politik und ihren Repräsentanten auseinandersetzen. So avanciert zum Beispiel Adolf Hitler recht bald, zum Teil sogar noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, zum Gegenstand von britischen satirischen Bildgeschichten. Die zwei bekanntesten, „Truffle Eater. Pretty Stories and Funny Pictures“ (1933) von Oistros und „Struwwelhitler. A Nazi Story Book“ (1941) von Doktor Schrecklichkeit (Robert und Philip Spence), parodieren dabei nicht zufällig Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“ von 1845. In den USA dagegen wird Adolf Hitler bereits in den 1940er Jahren zu einem der beliebtesten Antagonisten der stets für die Ideale von Freiheit und Demokratie kämpfenden ersten Superheldengeneration.
In der Bundesrepublik Deutschland sind es später prominente Politiker wie Franz Josef Strauß, Helmut Kohl („Birne“) oder Hans Dietrich Genscher („Genschman“), die von linksradikalen Aktivisten wie Alfred von Meysenbug („Lucys Lustbuch“) oder pardon- und Titanic-Cartoonisten wie Hans Traxler oder Achim Greser zum Teil sogar als „Serienhelden“ in Bildgeschichten inszeniert werden. Und heute lässt man bekanntlich sogar den US-Präsidenten Barack Obama als Gaststar im Comic Book „The Amazing Spider-Man“ auftreten, während gleichzeitig ein Superheld den Posten des Bürgermeisters von New York erklimmt („Ex Machina“).