Tagung – Universität Hildesheim (Bühler Campus), Hildesheim, 31.10.–2.11.2014
Stichtag: 28. Februar 2014
Comics sind in der Translationswissenschaft ein bislang nur wenig erforschter Gegenstand. Die möglichen Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen wurden in dieser Disziplin lange Zeit nur verbale Texte zum Gegenstand der Forschung. Seit den 1990er Jahren wendet sie sich zwar verstärkt audiovisuellen Texten zu, allerdings liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf den inter- und intralingualen Formen der Übersetzung, die für Filme verwendet werden. Zum anderen lässt sich der Comic nur schwer als Textsorte von anderen abgrenzen, je nachdem, ob man ihn als Gattung, als Medium oder als hybrides Zeichengebilde zu definieren versucht. Nicht zuletzt mag der Trivialitätsverdacht, dem Comics vor allem in Deutschland unterliegen, dazu beigetragen haben, dass die Beschäftigung mit diesem Gegenstand meist nur in Randbereichen der Literaturwissenschaft, Medienwissenschaft und Translationswissenschaft stattgefunden hat.
Im Rahmen dieser Tagung soll mit einem erweiterten Translationsbegriff gearbeitet werden, der sowohl interlinguale als auch intersemiotische Übersetzungsprozesse umfasst. Bereits die Übersetzung von Comics von einerSprache und Kultur in die andere beschränkt sich nicht auf das Übersetzen verbaler, sondern umfasst häufig auch die Anpassung nonverbaler und paraverbaler Elemente. Bei den in letzter Zeit immer häufiger anzutreffenden transmedialen oder transgenerischen Adaptionen von Comics als Film, Videospiel, Hörspiel, Theaterstück oder der Adaption literarischer Vorlagen als Comic — meist unter dem Label „Graphic Novel“ — gehen interlinguales und intersemiotisches Übersetzen Hand in Hand mit Adaptionsprozessen, die beim Wechsel des Mediums oder der Gattung erforderlich werden.
Entsprechend sind für die Tagung zwei Sektionen geplant, eine zum Bereich der interlingualen/intersemiotischen Übersetzung und eine weitere zum Bereich der transmedialen und transgenerischen Adaption von Comics, wobei beide Formen der Übersetzung häufig in Kombination auftreten.
Die Tagung ist interdisziplinär angelegt. Beiträge mit unterschiedlichen (u.a. medienlinguistischen, narratologischen, semiotischen, soziologischen, historischen) methodischen Ansätzen sind ausdrücklich erwünscht.
Mögliche, aber nicht ausschließliche Themen und Fragestellungen fürVorträge sind:
– spezifische Probleme bei der Übersetzung von Comics wie
. Platzbeschränkung durch Sprechblasen
. Onomatopoesie
. Schriftbilder
– Untersuchung von Einzelphänomenen, die aufgrund der Text-Bild-Verknüpfung bei der Comic-Übersetzung spezifische Probleme aufwerfen, wie
. sprechende Namen
. Reime
. Humor und Komik
. Realia
– Taxonomien von Text-Bild-Beziehungen beim Comic und ihre Auswirkungen auf die Übersetzung
– die historische Entwicklung der Comic-Übersetzung in Deutschland
– narratologische Untersuchungen zu transmedialen Adaptionen
. vom Roman zur Graphic Novel
. vom Comic zum Spielfilm oder zur Serie
. vom Comic zum Hörspiel
. vom Comic zum Videospiel
– und damit verbundene Übersetzungsprobleme
– die Übersetzung von Comics und anderer polysemiotischer Texte: Ähnlichkeiten und Unterschiede
– professionelle Rahmenbedingungen bei Comicübersetzungen und ihre Auswirkungen auf den Übersetzungsprozess, wie
. besondere Vertragsgestaltungen
. Verlagsvorgaben
– weitere spezifische Übersetzungsprobleme, die zusammenhängen mit:
. einzelnen Subgenres des Comic (Sachcomic, Funnies, Mangas etc.)
. Adaptierungen für andere Zielgruppen (Erwachsene, Kinder etc.)
. der Schwierigkeit der Gattungsbestimmung (z.B. „Diary of a Wimpey Kid“)
. der Serialität von Comics
Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.
Für jeden Vortrag sind 30 Minuten sowie weitere 15 Minuten für die anschließende Diskussion eingeplant.
Die Tagung wird von Prof. Dr. Nathalie Mälzer, Maria Wünsche und Philipp Hammer organisiert und findet vom Freitag, den 31. Oktober bis Sonntag, den 2. November 2014 an der Universität Hildesheim — Bühler Campus statt.
Themenvorschläge aus den Gebieten der Übersetzungswissenschaft, der Linguistik, der Literaturwissenschaft, der Medienwissenschaft und der Comicforschung erbitten wir bis zum 28. Februar 2014. Über die Annahme Ihres Abstracts informieren wir Sie bis Mitte April 2014.
Eine Übernahme der Kosten für An-/Abreise und Unterkunft ist angestrebt, kann im Moment aber noch nicht zugesichert werden. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.
Ihr Abstract (ca. 400 Wörter) für einen etwa 30-minütigen Beitrag sowie eine Kurzvita (ca. 200 Wörter) inklusive Kontaktdaten senden Sie bitte an:
Prof. Dr. Nathalie Mälzer, Universität Hildesheim: maelzers@uni-hildesheim.de