Comics erhalten in den letzten Jahren ein breites gesellschaftliches Interesse. Neben einer erstarkenden akademischen Auseinandersetzung mit Comics rückt der Gegenstand zusehends auch in den Fokus der geisteswissenschaftlich fachspezifischen und allgemeinen Didaktiken. Der Grund dafür ist nicht ausschließlich in der innovativen Forschung oder der derzeit breiten Kommerzialisierung von comicspezifischen Themen und Motiven in Internet, Film und Fernsehen zu finden. Vielmehr erfahren SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern, aber auch BildungspolitikerInnen und AkademikerInnen Comics als eigenständige, kreative und subversive mediale Gegenstände, deren besondere Ausdrucksformen Gratifikationen für eine erfolgreiche Teilnahme am gesellschaftlichen Leben bieten. Comics zu lesen heißt eben nicht mehr, Massenzeichenware zu konsumieren, sondern sich auf der Ebene der Individuation, der Enkulturation und der Sozialisation (Kategorien nach Abraham/Kepser 2009) eines Menschen zu bilden.
Die Tagung mit dem Doppelthema »Comics in der Schule – Schule im Comic« will geisteswissenschaftliche ComicforscherInnen und DidaktikerInnen zusammenbringen, um gemeinsam Comics aus didaktischer Perspektive als mediale Strukturen, als Rezeptions- und auch als Unterrichtsgegenstände zu betrachten. Das Ziel ist es dabei, ein breites Fundament für eine zukünftige schul- und ausbildungsspezifische Arbeit mit Comics zu ermöglichen und grundlegend zu erfragen, welchen Stellenwert die Comicdidaktik als eigener Bereich oder im Rahmen etwa der Medienkompetenz haben könnte. Dazu sollen Theorien und Modelle der Comicforschung wie auch der Fachdidaktiken zum Aspekt »Comics in der Schule« an ausgewählten primärliterarischen Beispielen zum Thema »Schule im Comic« erläutert und zur Diskussion gestellt werden. Diese Dopplung erlaubt es, anhand eines eingegrenzten Spektrums an Beispielen den Blick auf wesentliche Arbeitsbereiche der Comicforschung und Fachdidaktiken zu fokussieren.
Zu den folgenden Themenbereichen erbitten wir daher Abstracts im Umfang von maximal 300 Wörtern für einen Vortrag bis zu 20 Minuten zum 1. April 2016:
- Exemplarisches Lernen am Gegenstand Comic (z. B. Literaturadaptionen, Biografien, etc.)
- Motivationale, kognitive, emotionale Aspekte des Einsatzes von Comics in der Schule (z. B. kognitive Grundvoraussetzungen zur Comicanalyse, Wirkungsfragen, Milieustudien, Aspekte der Lese- und Mediensozialisation, etc.)
- Bildungsziele mit und durch Comics umsetzen (z. B. Lesekompetenzen mit Comics schulen, literarästhetische Lernprozesse anbahnen, Erwerb und Ausbau von Medienkompetenz)
- Fachdidaktische theoretische Ansätze zu Comics (z. B. literarische Gespräche, handlungs- und produktionsorientierter Unterricht mit Comics, historische Analysen von Comics, kunstdidaktischer Umgang mit Comics, etc.)
- Methoden und Modelle der geisteswissenschaftlichen Fachdidaktiken in Bezug auf Comics (z. B. comicspezifische Methoden der Unterichtsforschung und Unterrichtsdurchführung)
- Unterrichtspraxis & -vorhaben (z. B. Stunden- und Reihenplanungen, Reflexion bereits gehaltener Stunden, comicspezifische Einzelprojekte, etc.)
- Inklusiver Unterricht mit Comics (z.B. Comics als Differenzierungsangebote im Deutschunterricht, Comics als Teil eines Medienverbundsystems, aus dem die SuS frei wählen können, Vereinfachungsmöglichkeiten komplexer Comics)
Zudem veranstalten wir ein Werkstatt- und Nachwuchspanel, in dem laufende Projekte zu unserem Tagungsthema wie auch aus anderen Bereichen der Comicforschung und Comicdidaktik untergebracht werden, die sich noch in Planung, in der Durchführung oder auch in der Endphase befinden und ein produktives Feedback zu ausgewählten Fragestellungen erhalten wollen. Studentische Projekte sind besonders willkommen.
Eine Übernahme von Reise- und Unterbringungskosten ist leider nicht möglich.
Kontakt:
In Kooperation mit Felix Giesa (Universität zu Köln).