9.-10. Dezember 2016,
Die Medienkultur des 21. Jahrhunderts ist durch Prozesse der Digitalisierung und der Wechselwirkung zwischen analogen und digitalen Medienangeboten geprägt. Im Zuge der fortschreitenden Technologisierung hat sich die consumer culture zunehmend zu einer participatory culture gewandelt. Interaktive Angebote, die sich etwa durch die Hypertextstruktur des Internets ergeben, stellen einen zentralen Rahmen aktueller Mediennutzung dar: User_innen treten am Bildschirm in einen feedback loop, indem sie mit ihren Handlungen das Medienangebot, welches sie rezipieren, nahtlos und kontinuierlich modifizieren (Ryan 2001). Durch die Kombination von bewegten wie unbewegten Bildern, schriftlicher wie mündlicher Sprache und Ton allgemein, etwa Geräusche oder musikalische Klänge, gestalten sich digitale Umgebungen multimodal (Kress 2003). Verschiedene Zeichensysteme stehen dabei in einer transkriptiven Beziehung: Durch ihre reziproke Interaktion wird die Ästhetik der medialen Produkte als Ergebnis einer multimedialen Relation hervorgebracht (Jäger 2014), noch bevor User_innen auf diese einwirken.
Unterschiedliche Formen des künstlerischen Ausdrucks und Erzählens werden durch ihre spezifische Rahmung im Netz auf divergente Art und Weise erfahrbar (gemacht). Beispielsweise bietet die Plattform lyrikline.org neben Schrifttexten auch Audioaufnahmen von Gedichten. Webcomics können neben den üblichen Standbildern auch Bewegtbilder in Form von animated gifs oder filmischen Sequenzen enthalten. Serielle audiovisuelle Erzählungen im Netz, wie Webserien, ermöglichen es den Nutzern, etwa über die Kommentarfunktion der Plattform YouTube Einfluss auf Inhalte der jeweiligen Erzählung zu nehmen (Kuhn 2015). Eine Unterscheidung zwischen genuinen On- und Offline-Phänomenen wird somit zunehmend schwieriger. Medienformate, die von ihrer materiell-phänomenologischen Präsenz nicht in digitale Entsprechungen übersetzt werden, bestehen kaum noch. Gleichzeitig diffundieren auch originäre Online-Phänomene zunehmend in Offlinekontexte. Beispiele hierfür sind physische Veröffentlichungen von Webcomics oder auch die Nutzung von Internet – Memes als Motiv für Plakate auf Demonstrationen, Phänomene der gamification oder Transmedialitäts- und Konvergenzprozesse, die Erzählungen und Inhalte über mehrere Kanäle verteilen – unabhängig von digitalen oder analogen Räumen (Jenkins 2006).
Die einzureichenden Beiträge sollen künstlerische und/oder ästhetischePhänomene bezüglich Fragen ihrer Wechselwirkungen mit dem Web 2.0 thematisieren.
Mögliche Fragestellungen können sich mit folgenden Aspekten auseinandersetzen:
- Von Webcomics bis Memes: Die Entwicklung von digitalen Bildkulturen im Internet?
- Fernsehen der Zukunft – Zukunft Fernsehen? Zum Verhältnis von TV-Formaten und audiovisuellen Erzählformen im Internet.
- Performance und Theatralität im digitalen Raum? Wechselwirkungen von dramaturgischen Formaten im Web 2.0 und im Theater.
- Multimodale Dichtung? Transformationen von Lyrik und Prosa in Online-Kontexte.
- Immersion und Interaktivität? Der Einfluss der Medienumgebung auf aktuelle Online-Games.
- Kritik oder Protestformen im Online-/Offline-Austausch? Über Auswirkung von Übertragungen in und aus dem digitalen Raum.
Keynote-Speaker:
Dr. Erwin Feyersinger (Universität Tübingen)
Dr. Sebastian Deterding (University of York)
Bitte senden Sie Vorschläge für Beiträge (20 min) und einen kurzen CV bis zum 30. Juni 2016 an: Mara.Recklies@hfbk-hamburg.de
Die Abstracts sollten eine Länge von 350 Wörtern nicht überschreiten.
Die Tagung wird von den Wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen des Forschungsverbundes „Übersetzen und Rahmen. Praktiken medialer Transformation
en“ (FÜR) veranstaltet und wird am 9./10. Dezember 2016 im Vorlesungssaal der Mollerstraße 10 an der Universität Hamburg stattfinden. (Organisationsteam: Mara Recklies, Johannes Schmid, Andreas Veits, Wiebke Vorrat