CFP: Wirklichkeit erzählen im Comic

Publication
Diegesis. Interdisciplinary E-Journal for Narrative Research
Universität Wuppertal
Special issue with guest editors: Christian Klein, Matías Martínez, Lynn L. Wolff
Stichtag: 07.01.2018

Ungeachtet der Tatsache, dass Comics auch heute noch häufig vornehmlich mit fiktionalen Geschichten oder gar komischen Inhalten assoziiert werden, hatte schon recht früh faktuales Erzählen einen festen Platz in der Geschichte des Comics. Bereits in den 1940er Jahren entdeckten Interessengruppen und Unternehmen das Potenzial von Comics, um bestimmte Wissensinhalte unter das Lesepublikum zu bringen. So wurden Lehr- oder Informationscomics gern dazu genutzt, um spezifische Kenntnisse zu vermitteln, erwünschte Einstellungen zu fördern oder auch einfach um Produkte zu verkaufen, wobei der Unterhaltungsfaktor stets eine Rolle spielte. Ab 1941 versorgten eigene Heftreihen die Leserinnen und Leser am Kiosk regelmäßig mit Geschichten aus der Wirklichkeit, denn die Wirklichkeit – so der Werbeslogan der Reihe True Comics – sei „tausendmal aufregender als Fiktion“.

Mit der Etablierung der Graphic Novel als Spielart des Comics seit den 1980er Jahren war dessen Befreiung als Erzählmedium endgültig erreicht: Comics konnten fortan unabhängig von konkreten formalen wie inhaltlichen Formatvorgaben umfangreich und ambitioniert in sich abgeschlossene Erzählungen präsentieren. Die Graphic Novel zeigte sich in besonderer Weise offen für Wirklichkeitserzählungen, wovon nicht zuletzt die Prominenz zahlreicher auto-/biographischer Graphic Novels zeugt, die neue Maßstäbe für den Comic gesetzt haben. Aktuell finden sich neben biographischen und autobiographischen Comics immer wieder etwa historisch-politische Reportagen, die für große Aufmerksamkeit sorgen.

Vor diesem Hintergrund will das DIEGESIS-Heft zum Thema „Wirklichkeit erzählen im Comic“ die Besonderheiten des faktualen graphischen Erzählens in den Blick rücken und dabei u.a. folgende Fragen fokussieren:

  • Warum werden gerade Comics und Graphic Novels zunehmend intensiv genutzt, um Aspekte und Themen unserer Wirklichkeit aufzugreifen, welche Chancen und Möglichkeiten bieten sie dabei im Vergleich zu anderen Medien?
  • Wie lassen sich die Spezifika faktualen Erzählens im Comic fassen (etwa im Hinblick auf Zeit- und Erzählebenen, Wechselbeziehungen zwischen Text und Bild oder Selbstreflexivität)?
  • Wie legitimiert sich faktuales Erzählen im Comic, mithilfe welcher Strategien und Techniken evozieren sie den damit verbundenen spezifischen Geltungsanspruch und dessen Einlösung?

Darüber hinaus erwünscht sind Beiträge, die historische Perspektiven einnehmen, einen typologischen Ansatz verfolgen (indem etwa einzelne Genres verhandelt werden) oder grundlegende systematische Fragestellungen diskutieren. Sofern die Auseinandersetzung mit Einzeltexten im Zentrum des Beitrags steht, sollten sie exemplarisch behandelt werden, um daran zugleich grundlegende Aspekte des faktualen Erzählens im Comic zu diskutieren.

Wir bitten um Abstracts von 350-400 Wörtern bis spätestens zum 7.1.2018. Bitte fügen Sie außerdem eine akademische Kurzvita bei. Schicken Sie beides an die DIEGESIS-Redaktion: diegesis@uni-wuppertal.de. Über die Annahme der Abstracts entscheiden Herausgeber und Gastherausgeber bis zum 15.2.2018. Die Zusendung der fertigen Aufsätze erwarten wir bis zum 31.08.2018. Erscheinen wird das DIEGESIS-Themenheft „Wirklichkeit erzählen im Comic“ im Juni 2019.

Wir suchen außerdem fortlaufend REZENSIONEN zu Neuerscheinungen aus allen Bereichen der Erzählforschung (maximal der letzten 3 bis 4 Jahre), und zwar auch hier ausdrücklich disziplinübergreifend, also nicht etwa nur aus den Philologien. Vorschläge für Rezensionen (in Form von einfachen Titelnennungen der zu besprechenden Bücher und ergänzt durch kurze Informationen zum akademischen Lebenslauf) können jederzeit an die oben genannte Redaktionsadresse geschickt werden. In der Regel können wir Rezensionsexemplare bei den Verlagen besorgen.

Willkommen sind uns zudem jederzeit Vorschläge für TAGUNGSBERICHTE zu allen Veranstaltungen im Bereich der Erzählforschung. Wenn Sie Vorschläge dazu einreichen, bitten wir um kurze Informationen zu Thema, Ort, Datum und den Organisatoren der Veranstaltung sowie zum eigenen akademischen Lebenslauf.

Über DIEGESIS: Das von der DFG geförderte E-Journal DIEGESIS. Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung / Interdisciplinary E-Journal for Narrative Research erscheint als Open-Access-Publikation ausschließlich im Internet (www.diegesis.uni-wuppertal.de). Der hohe wissenschaftliche Standard der in DIEGESIS veröffentlichten Forschungsbeiträge wird durch ein kompetitives Auswahlverfahren für Beiträge zu Themenheften sowie ein Peer Review-Verfahren gesichert. Herausgegeben wird die Zeitschrift an der Bergischen Universität Wuppertal und in Kooperation mit dem dortigen Zentrum für Erzählforschung (ZEF) (www.zef.uni-wuppertal.de) von den Professoren Matei Chihaia (Romanistik), Sandra Heinen (Anglistik), Matías Martínez (Germanistik), Michael Scheffel (Allgemeine Literaturwissenschaft) und Roy Sommer (Anglistik).

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