CFP: Lektüreabbruch – Anschlußlektüren: Journale lesen

Conference
International conference of the DFG Research Unit “Journal Literature” (FOR 2288)
Ruhr-Universität Bochum
September 17 - 19, 2018
Stichtag: 05.03.2018

Die internationale Konferenz »Lektüreabbruch – Anschlußlektüren: Journale lesen« findet im Rahmen des Programmschwerpunkts »Kohärenz/Brechung« der DFG-Forschergruppe 2288 Journalliteratur vom 17.-19. September 2018 an der Ruhr-Universität Bochum statt. Die Tagung zielt auf die Untersuchung von Journalen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, wobei die konkrete Materialität der Erscheinungsform sowie deren rezeptions­steuernde Potentiale den methodischen Ausgangspunkt bilden sollen. Die spezifische Temporalität und Materi­a­lität von Journalliteratur steuert Prozesse der Bedeutungsgenerierung und -überlagerung, deren Voraus­setzungen ebenso zu untersuchen sind wie ihre Folgen. Gefragt wird entsprechend nach materialiter offerierten Lektüre­wegen und Leserichtungen, nach Formen der Reflexion von Journalmedialität sowie nach journalspezifischen Formatlogiken und Rezeptionspraktiken. Fallstudien sind ebenso willkommen wie historisch und international vergleichende Darstellungen oder medienkomparatistische Unter­suchungen. Vortragsvorschläge werden zu folgenden Schwerpunkten erbeten:

  1. Voraussetzungen: Produktion/Distribution/Kommunikation

Die zeitgenössische Lektüre von Journalen unterliegt spezifischen historischen Voraussetzungen. Entwicklungen in Produktion und Distribution der periodischen Presse können daher als ‚Taktgeber‘ von Rezeptionsprozessen angesehen werden: sie bilden die technisch-ökonomische Grundlage für die vielfältigen Formen von Periodizität, bestimmen dadurch Tempo und Rhythmus der Journalrezeption und bilden Formate und Ökonomien aus, die journalspezifische Rezeptionsprozesse konditionieren. Diskontinuierliche Lektüre periodisch erscheinender Blätter ist in diesem Sinne als ein Effekt genauer zu untersuchender publizistischer Voraussetzungen zu be­trach­ten, ebenso die Ausbildung von kohärenzbildenden Rezeptionspraktiken. In engem Zusammenhang damit stehen kulturelle, institutionelle und mediale Bedingungen der zeitgenössischen Lektüre, die die medien­spezifische Offenheit des Journals vermitteln und journalspezifische Kommunikationsformen ausbilden. Zu fragen wäre daher unter anderem: Welche drucktechnischen Entwicklungen steuern die Taktung von Journalrezeption? In welchem Tempo, auf welchen Wegen und über welche Institutionen erreichen Journale ihre Leserschaft? Welche öko­nomischen Überlegungen liegen periodischen Brechungen und ihren literarischen Entsprechungen, Cliff­hangern etwa, zugrunde? In welchen Formaten gibt es Tendenzen zur Anregung und Institutionalisierung von Kommunikation mit Lesern und Leserinnen und welche Bindungskraft geht von entsprechenden Rubriken, dem Abdruck von Leserbriefen oder Korrespondenz- und Anzeigenbereichen aus?

  1. Formen: Materialität/Zeit/Raum

Die Tagung fragt zweitens nach den temporalen und spatialen Formatbedingungen von Journalpublikationen und deren Auswirkungen auf die Rezeption von Journalliteratur. Die basalen zeitlichen und texträumlichen Format­bedingungen des Medienformats Journal, denen die Journalpublikation wie Journallektüre unterliegt, zielen nicht auf Schließung, sondern auf Fortsetzung, nicht auf homogene Geschlossenheit, sondern auf heterogene Vielfalt und durchlässige Grenzen zwischen Texten und Bildern. Zu untersuchen wären daher Formen von Serialität und Sequenzialität sowie narrative, thematische oder medien­formatspezifische Formen der periodischen Unter-brechung und der Kohärenzbildung, die Lektüreabbrüche wie Anschlusslektüren konditionieren. Untersucht werden sollen in diesem Sinne Mikro- und Makroebenen kohä­renter und diskontinuierlicher Rezeption sowie Formen der Rezeptionssteuerung durch die Materialität von Journalen: Welche Lektürewege und Leserichtungen bieten narrative, strukturelle, textuelle oder visuelle Elemente an? Welche Rezeptionsweisen legen Journale in ihrer spezifischen Struktur, Medialität und Materialität nahe, welche Lesererwartungen lassen sich auf diese Weise rekonstruieren und wie werden diese bedient oder enttäuscht?

  1. Folgen: Praktiken/Semantiken

Die ökonomischen und institutionellen Rahmenbedingungen sowie die darauf aufsetzenden Journal-Kommu­ni­ka­tions­­formen mit ihren jeweiligen Formatbedingungen begünstigen die Herausbildung bestimmter Rezeptions­praktiken und entsprechender Semantiken. Es ist daher zu fragen, welche Rezeptionspraktiken die auf Kohärenz/Brechung beruhenden Formatlogiken nahelegen? Kohärenzbildung findet etwa auf der Ebene der Archivierung statt: Die Bindung von Jahrgängen, ausgegebene Titelblätter und zu Jahresende gelieferte Einbände, vielleicht sogar Register oder auch Aufstellsystematiken in Bibliotheken heben die Werkförmigkeit von Journalen hervor. In diesem Zusammenhang ist unter dem Fokus Kohärenz und Brechung auch zu überlegen, wie differente Rezeptionsangebote durch Parallelausgaben eines Journals in unterschiedlicher Qualität und Ausstattung oder in unterschiedlicher periodischer Taktung im Tages-, Wochen-, Monatsrhythmus zu bewerten sind, ebenso sind unterschiedliche Distributionsrhythmen (abhängig bspw. vom Wohnort des Abonnenten) zu berücksichtigen. Willkommen sind in diesem Zusammenhang auch kontrastierende Untersuchungen zur Buch- und Journal-rezeption sowie zu werkübergreifenden Rezeptionszusammenhängen wie wandernden Texten und Figuren, die Grenzen mehrerer Hefte oder verschiedener Journale überschreiten. Aus dem Zusammenhang des einzelnen Journals gelöst erscheinen einzelne Text(teil)e vermittelt durch de- und rekontextualisierende Praktiken eingebettet in teils private, teils öffentliche Rezeptions- und Präsentationsformen wie Scrapbooks, Alben, als Wiederabdrucke oder als grangerized books, deren Untersuchung im Rahmen dieser Sektion gleichfalls vielversprechend erscheint.

Einreichungen

Zur Tagung sind für eine Länge von 25 Minuten konzipierte Vorträge eingeladen. Tagungssprachen sind generell Englisch und Deutsch, doch sind auch Vorträge auf Französisch willkommen. Reise- und Übernachtungskosten werden von der veranstaltenden Forschergruppe übernommen. Zur Bewerbung erbitten wir entsprechende Abstracts (im Umfang von maximal 500 Wörtern) und einen kurzen Lebenslauf (maximal 150 Wörter), die bis zum 5. März 2018 an journalelesen@rub.de eingesandt werden sollen.

Die Tagung wird organisiert von den Teilprojekten 2 (Nicola Kaminski, Volker Mergenthaler, Nora Ramtke, Sven Schöpf) und 6 (Monika Schmitz-Emans, Christian A. Bachmann) der DFG-Forschergruppe 2288 Journalliteratur.

Rückfragen bitte an: journalelesen@rub.de

Website der Forschergruppe: https://journalliteratur.blogs.ruhr-uni-bochum.de/

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