CFP: Space Oddities – Symbol versus Allegorie? Die homerische Irrfahrt in Bildkünsten und Populärkultur vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Konferenz
Justus-Liebig-Universität Gießen
Schloss Rauischholzhausen
4. - 6. April 2019
Stichtag: 30.04.2018

Ὅμηρος δὲ καὶ πρῶτος καὶ μέσος καὶ ὕστατος, παντὶ παιδὶ καὶ ἀνδρὶ καὶ γέροντι τοσοῦτον ἀφ᾽αὑτοῦ διδοὺς ὅσον ἕκαστος δὐναται λαβεῖν.
Homer ist der erste und der mittlere und der letzte, da er jedem Kind und Mann und Greis so viel von sich gibt, wie ein jeder nehmen kann. (Dion Chrysostomos, Περὶ λόγου ἀσκήσεως – Über die Übung in der Rede 8,1-3)

Homer schuf mit „Ilias“ und „Odyssee“, den ersten literarischen Werken Europas, zwei Epen, die ältere Heroengesänge vereinten, ausgestalteten und schriftlich fixierten und die griechische Bildung, Wissenschaft, Kultur und Ethik prägten wie kein anderes Werk der Antike. Die unbestimmte Fahrt des in der „Odyssee“ zunächst namenlos bleibenden ἀνήρ (Mensch), der als oὔτις (Niemand) scheitert und reüssiert, die anachronistische, mit Analepsen und Prolepsen, Binnen- und Rahmenhandlungen arbeitende Erzählweise sowie die markanten Schlüsselelemente und miteinander verwobenen Motivkomplexe (Irrfahrt und Heimkehr, Heimat und Faszination des Fremden, Liebe und Sehnsucht, Versuchung und Gattentreue, göttliche Fügung und eigene Hamartia, List und Duldsamkeit) machen ihn zu einem bis in die Moderne aktuell gebliebenen und vielfach wiederaufgegriffenen Stoff. Gerade in der heutigen Zeit einer gesteigerten Mobilität in der von jedweden Migrationsbewegungen geprägten globalisierten Welt, mit ihrer Suche nach dem stets Neuen, aber auch nach Spiritualität und Heimat, erscheint Homers „Odyssee“ als ein gleichsam zeitloses, auf unterschiedliche Bereiche anwendbares Konstrukt.

Nachdem zur Rezeption der „Odyssee“ in der neuzeitlichen Literatur bereits markante Forschungsergebnisse vorliegen, die visuelle Adaptionen und Anverwandlungen oft unberücksichtigt lassen, widmet sich unsere Tagung ausdrücklich der INTERAKTION in der Rezeption des homerischen Epos zwischen Literatur und bildenden Künsten sowie Populärkultur vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Es gilt, die in verstreuten Einzelbeiträgen bereits verhandelten Beispiele aufzugreifen und einer Revision zu unterziehen, neue Tiefenbohrungen vorzunehmen und die versammelten, interdisziplinär und intermedial zu beurteilenden Gegenstände in einem weiteren Horizont – stets in Rückbindung an die literarische Vorlage – zu beurteilen und zu kontextualisieren.

Im Fokus stehen zum einen soziokulturelle, aber auch ästhetische Paradigmen, welche den Umgang mit dem antiken Stoff und seiner Auslegung prägen. Folgen die Adepten den künstlerischen Prämissen einer strengen Imitatio, oder wenden sie sich gegen jedwede Pedanterie und schlagen ganz eigene kreative, bildkünstlerische Wege ein?

Über geläufige Bilder aus Klassizismus und Romantik, Symbolismus und Surrealismus etc. hinaus zu fragen sein wird verstärkt nach Beispielen aus der Gegenwartskunst und den Neuen Medien (z.B. Film und Computerspiel, aber auch Comic und Graphic Novel). Erfreuen sich die klassischen Mythen doch auch in der Postmoderne – so der klassische Philologe Walter Burkert – „einer immer noch ‚ungebrochenen Konjunktur‘“. Welche Räume und Deutungshorizonte werden dabei eröffnet? Und auf welche Episoden der „Odyssee“ wird in historischer, politischer, soziologischer oder anderer Perspektive vorzugsweise zurückgegriffen? Fungiert der Mythos als Symbol bzw. Allegorie, oder hat er im Sinne einer l’art pour l’art oder als eine Art „Sprache der Phantasie“ (Karl Philipp Moritz) keinen konkret zu benennenden, übergeordneten Referenzwert?

Für unsere vom 4. bis 6. April 2019 auf Schloss Rauischholzhausen, Gemeinde Ebsdorfergrund in Mittelhessen, stattfindende Tagung bitten wir interessierte Kolleginnen und Kollegen, insbesondere auch Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, bis zum 30. April 2018 um Einsendung eines Abstracts von maximal 300 Wörtern sowie eines kurzen Lebenslaufs an: Semjon Aron Dreiling (Semjon.A.Dreiling@kunstgeschichte.uni-giessen.de) und an Katrin Dolle (Katrin.Dolle@klassphil.uni-giessen.de).

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