Erika-Fuchs-Haus, Schwarzenbach a.d. Saale
November 8 - 10, 2019
Die 14. Jahrestagung der Gesellschaft für Comicforschung widmet sich komparatistischen Aspekten von Comics: Beziehungen und Transformationen der Kunstform, die über kulturelle, sprachliche, wirtschaftliche, rechtliche, politische und mediale Grenzen reichen. Dazu gehören zum einen Bezugnahmen wie Zitat, Parodie, Pastiche, Travestie, Imitation und Emulation von Genres, Figuren und Stoffen aus Comics in anderen Comics, aber auch in weiteren Medien: Hier bestehen jeweils Relationen, die einen oder mehrere Comics mit anderen verbinden. Zum anderen gehören in die Comickomparatistik Übersetzungen, Übertragungen, Adaptionen und viele weitere Metamorphosen. Diese sind keineswegs auf einfache sprachliche Übersetzungen beschränkt: Veränderte Adressierungen, technische und ökonomische Rahmenbedingungen, juristische und konventionelle Regeln werden akkommodiert und tragen ihre Spuren in den Text, nicht selten auch ins modifizierte Bild, in jedem Fall in die Produktion, Vermarktung, Verwendung und Interpretation der Comics ein.
Exemplarisch steht für die so entstandenen Schnittstellen und Vermittlungsleistungen das berühmte Übersetzungswerk von Erika Fuchs. Sie überführte Carl Barks’ Duck-Comics keineswegs nur aus dem amerikanischen Englisch in eine Entsprechung für die junge Bundesrepublik. Vielmehr wird in ihrem Entenhausen eine Vielfalt an kulturellen, sprachlichen,
komischen und kritischen Entwürfen zwischen dem Ursprungskontext und der deutschsprachigen Rezeption vermittelt. Das erschöpft sich nicht im Suchen nach der richtigen Lösung für Übersetzungsschwierigkeiten, sondern ist oftmals eine kreative und konstruktive Leistung, die erst neue Phänomene hervorbringt. Für die oft marginale, Vorlagen kommentierende und verformende, in seiner Ästhetik stets schon an Parodie und Karikatur orientierte mediale Form des Comics sind viele verschiedene solche Entenhausen denkbar: viele jeweils konkrete Zonen der Ent- und Redifferenzierung in Übersetzung, Lokalisierung, Imitation und Adaption. In ihnen findet eine fundamentale Vermittlungsleistung und Verfremdungsfreude Ausdruck, die Comics überhaupt eigen sind: Sie präsentieren nicht nur einzelne Comics unter den besonderen Bedingungen einer bestimmten Übersetzung, sondern demonstrieren zugleich die Heimatlosigkeit und den Reichtum an Heimaten, die Comics ausmachen. Die 14. Jahrestagung für Comicforschung richtet die Gesellschaft für Comicforschung deshalb in Kooperation mit dem Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale aus.
Zu den Themen der Tagung gehören:
- die unmittelbare sprachliche Übersetzung eines Comics für ein anderes Publikum
- die seltenere aber tiefer eingreifende Modifizierung des Bildmaterials
- kulturelle Übertragungen, die nicht nur einzelne Comics, sondern die Kunstform oder große Subgattungen im Ganzen betreffen
- die kulturelle Situierung und Lokalisierung von Comics
- Emendationen in Fällen der Zensur, aber auch der Parodie und des Raubcomics
- künstlerische Formen der Nachahmung, der aemulatio und imitatio von Comics und in Comics
- und das weite Feld der medialen Adaption
Die Gesellschaft für Comicforschung verfolgt über die spezifischen Tagungsthemen hinaus das Ziel, die Zusammenarbeit und den Austausch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Comics zu stärken. Zusätzlich zur Tagung über Aspekte der Comickomparatistik bietet die Jahrestagung daher wieder ein thematisch offenes Forum, auf dem angedachte und laufende Forschungsprojekte aller Art vorgestellt und gemeinsam konstruktiv diskutiert werden können. Das Format richtet sich an Kolleginnen und Kollegen in allen Phasen und bei allen Formen von Forschungsprojekten, von Abschlussarbeiten über Promotions- und Habilitationsprojekte bis zu freien und außerakademischen Vorhaben.
Bitte schicken Sie Ihre Abstracts von etwa 500 Wörtern mit kurzen biobibliographischen Angaben in deutscher oder englischer Sprache bis zum 5. Mai 2019 an comfor2019@comicgesellschaft.de. Markieren Sie bitte, ob es sich um einen Vorschlag für einen Vortrag zum Tagungsthema oder einen Diskussionsbeitrag zum Forum handelt.
Ausrichtung: Christian Bachmann, Juliane Blank, Alexandra Hentschel und Stephan Packard