Universität Siegen
Der dritte CfP der Zeitschrift denkste: puppe / just a bit of: doll (de:do), ein multidisziplinäres Online-Journal mit Peer-Review für Mensch-Puppen-Diskurse, hat den Themen-schwerpunkt „puppen/dolls like mensch – puppen als künstliche menschen“. Die ersten beiden Ausgaben zu den Schwerpunktthemen „puppen in bedrohungsszenarien“ und „puppen als miniaturen“ sind auf der Homepage der Zeitschrift abrufbar (https://denkste-puppe.info). Unabhängig vom jeweiligen Schwerpunkt können jederzeit freie Beiträge und Formate zu Mensch-Puppen-Aspekten eingereicht werden.
Mit dem Fokus auf Puppen als „künstliche Menschen“ greifen wir ein Thema auf, das Menschen seit der Antike begleitet und ihren ‚Verstand‘ und ihre ‚Herzen‘ in Unruhe versetzt. In Mythologien, literarischen Fiktionen und Narrativen, in Werken der bildenden Künste, im Film, in mechanisch-technischen Utopien, in den performativen Künsten, in der Pädagogik und den psychosozialen Bereichen von Psychotherapie und Beratung sowie in all den Lebensfeldern, in denen sich Neugier, Imaginationskraft, Fantasie und Widerstandskraft entfalten, wirft das Motiv der Puppe und ihr Einbezug grundlegende existenzielle Fragen auf: Wer und was ist der Mensch? Mit der atemberaubenden Entwicklung von Informatik und Robotik in den letzten Jahrzehnten und der aktuellen Forschung und Anwendungspraxis im Bereich der künstlichen Intelligenz werden dabei einerseits völlig neue Antworten auf die uralten Fragen gesucht und gegeben, die andererseits aber auch in die Jahrtausende alten Traditionslinien eingebunden werden können und sie weiterschreiben.
An dieser Stelle halten wir es für reizvoll, die hier eher altmodisch anmutende Idee der ‚Puppe‘ als Metarahmen für die unterschiedlichen Erscheinungsvarianten und Phänomene künstlicher Menschen zu verwenden: Kinder-Spiel-Puppen, (Figuren-)Theaterpuppen, Automaten und Maschinenmenschen, animierte Lehmklumpen, aufblasbare Gummipuppen, Homunculi, Alraunen, Cyborgs, Funktions-Roboter und sozio-emotionale Assistenten, Androiden, Replikanten, Ventriloquisten und andere Dummys – sie alle sind in gewisser Weise Puppen, unabhängig davon, ob sie als literarisches Narrativ, fiktive Denkfigur, virtuelle Assistenten oder als materialisierte Objekte in Erscheinung treten. Mit der Kreation einer Abbildung ihrer selbst in Form von Puppen, schaffen Menschen Beziehungs- und Übergangsräume, in denen sich vielfältigste Potenziale, aber auch Abgründe entfalten können. In ganz einfacher und dabei höchst verdichteter Form findet dieser Prozess bereits im Spiel des Kindes statt, das sich zum ersten Mal mit der ‚Puppifizierung‘ eines Objekts eine Art menschliches Gegenüber schaffen kann oder es als solches – in der Puppe – erkennt. „Puppen/dolls like mensch“ – der doppelte Wortsinn unterstreicht die gegebene Ambiguität der Puppe und die damit einhergehenden Ambivalenzen.
Der Call richtet sich an unterschiedlichste disziplinäre Theorie-, Forschungs- und Praxisfelder. Es geht darum, die Idee der Puppen als künstliche Menschen in der Vielzahl ihrer literarischen, künstlerisch-kulturellen, materiell-technischen, medialen, psychologisch-pädagogischen Varianten und Erscheinungsformen auszuleuchten. Dabei sollten sich nicht nur geistes- und kulturwissenschaftliche Disziplinen angesprochen fühlen, sondern auch die Bereiche Design, Technik, Robotik bzw. Technik-Mensch-Interaktionen. Denn mit dem hier angesprochenen Themenschwerpunkt wird angestrebt, an den Schnittstellen unterschiedlichster Disziplinen neue transdisziplinäre Diskurse zu initiieren.
Die Beiträge sollen nicht mehr als 30.000 Zeichen umfassen. Das angesprochene Themenspektrum ergibt sich aus den oben genannten Überlegungen. Es sollte in jedem Fall auf interdisziplinäre Verständlichkeit geachtet werden. Die Texte können auf Deutsch oder Englisch als e-Datei beim Editorial Team eingereicht werden:
Prof. Dr. Insa Fooken, fooken@psychologie.uni-siegen.de und/oder
Dr. Jana Mikota, mikota@germanistik.uni-siegen.de
Angebote für einen Beitrag erbitten wir mit einer knappen Skizze (ca. 3.500 Zeichen) und einer Kurz-Vita bis 31. August 2019.
Rückmeldungen zur Aufforderung, einen Beitrag einzureichen, erfolgen bis Mitte September 2019. Das endgültige Manuskript muss spätestens Ende Dezember 2019 vorliegen.