November 2020
Offener Themenbereich
Das e-Journal CLOSURE wird im Herbst 2020 in seiner siebten Vollausgabe erneut allen Facetten des akademischen Comic-Diskurses ein Forum bieten. Von Kultur-, Bild- und Medienwissenschaften bis zu Sozial- oder Naturwissenschaften und darüber hinaus: CLOSURE setzt auf Aufsätze und Rezensionen, die den ›state of the comic‹ verhandeln. Ob Detailanalyse, Comic-Theorie oder innovative Neuansätze – für den offenen Themenbereich begrüßen wir möglichst vielseitige Beiträge aus dem interdisziplinären Forschungsfeld ›Comic‹.
Schwerpunkt: »Eco-Comics: What Grows in the Gutter?«
Was ist die Ökologie des Comics? Ist die Natur des Comics, wie bei Gregory Batesons ›Ökologie des Geistes‹, eine »Art komplexes und lebendiges Gewirr, das kämpft und zusammenarbeitet, wie man es in den Wäldern, in den Bergen findet«? Und wenn ja: In welcher Beziehung steht dies zu dem Wirrwarr von Wörtern und Bildern, die wir als ›Comics‹ bezeichnen? Dessen Panels und Sequenzen können ja durchaus als miteinander verbundene, pluralistische und reversible ›Bilder der Natur‹ angesprochen werden. Wenn das ›Buch der Natur‹ der modern »Ökologie ohne Natur« (Morton) nicht mehr gerecht wird – kann es der ›Comic der Natur‹?
Für die siebte Ausgabe von CLOSURE bitten wir um Beiträge zur Ökologie von und in Comics. Insbesondere laden wir Autor_innen dazu ein, zu fragen, wie Comics das Verhältnis von Natur und Kultur visualisieren, sequentiell gestalten, einrahmen und kommentieren. Wie können Comics unser Verhältnis zur nicht-menschlichen Welt vermitteln? Können sie ›die Natur ohne den Menschen‹ erforschen und der Perspektive anderer gerecht werden – Mikroben und Löwenzahn, Wale und Kristalle, Erdbevölkerung und Außerirdische? Wie kann das Medium ›Comic‹ unsere Sicht auf die Welt ›entflachen‹ (Sousanis) und vielfältige, verzerrte Perspektiven auf das Nicht-Menschliche bieten? Wir begrüßen Artikel, die die Verstrickung von Mensch und Nicht-Mensch in fiktionalen und nicht-fiktionalen Comics nachzeichnen: Wildnis und Tiere, Biosphären und Ökosysteme, gerahmte und ungerahmte Landschaften. Aber selbst wenn nicht ein einziger Baum auftaucht: Stellen sich Comics einen erweiterten Bioregionalismus vor, multiplizieren sie ökologische Handlungsspielräume oder erweitern sie die Grenzen des Räumlichen in translokalen Umgebungen?
Comics nehmen am Anthropozän teil und finden gleichzeitig Wege, es durch (1) ihre Zeichen, Erzählungen, Formen, (2) ihre Verbreitung, Leserschaft und globale Reichweite sowie (3) ihre Produktionsbedingungen darzustellen, zu sichtbar zu machen oder zu bekämpfen. Kann Swamp Thing die Landschaft des »Cthulucene« (Haraway) wieder ›weird‹ machen? Trauert Walt Simonsons Pogo mit seinen tierischen Freunden um das Ende der Natur? Oder: Können die Comics von Catherine Meurisse die schiere Größe von Objekten, ›die massiv in Raum und Zeit verteilt sind‹, vermitteln?
In unserer Ausgabe wird es immer wieder um die Frage gehen, wie Comics in Vergangenheit und Gegenwart auf die globale Erwärmung und die Klimakrise reagieren. Wer liest Comics, während das Wasser steigt? Wir begrüßen Beiträge, in denen gefragt wird, ob Comics die Ideologien bestätigen, die uns hierhergeführt haben, oder ob sie sich alternative Welten, verschiedene ›Naturkulturen‹ und radikale Ökologien vorstellen, die die Unvermeidlichkeit des »Fortschritts dieses Sturms« (Malm) in Frage stellen.
Mögliche Themenbereiche sind:
- Natur in Panels und Zwischenräumen: Die Form der Umwelt im Comic
- (Mutter) Natur als (Er-)Rettung – Flucht, Pantheismus und Regeneration durch und in Ökosysteme
- Der Aufstieg der Öko-Thriller – Die Klimakrise als Katalysator für Erzählungen
- Nach der Flut: Darstellung von dystopischen/post-klima-apokalyptischen Erzählungen
- Berge, Wälder und die Tiefsee – Die Darstellung von Naturräumen in Comics
- Utopien & Dystopien: Szenarien der Gefahr und Faszination einer A.I.-basierten Zukunft, welche zivilisations- oder technikkritischen Konzepte werden aktualisiert?
- Nachhaltigkeit als Anspruch – Die Comic-Industrie und Öko-Suffizienz
- Umwelterziehung, Kritik und Aktivismus in Comics und der Comicszene
- Welche Öko-Welle? – Comics, Umweltwissenschaften, Ökokritik
- Tiefenzeit in einem modernen Medium: Die Geschichte der Öko-Comics
- Comics, Intermedia, Media Environments – die Visualisierung von ökologischem Wissen
- Globale Krise, globales Medium – Ökologie und Ökonomie des Comics im »Kapitalozän« (Moore)
Bitte senden Sie Ihr Abstract zum offenen Themenbereich oder zum Schwerpunkt (max. 3000 Zeichen inkl. Leerzeichen) sowie eine kurze bio-bibliographische Angabe bis zum 25. November 2019 an: closure@email.uni-kiel.de. Die fertigen Beiträge (35.000-50.000 Zeichen inkl. Leerzeichen) werden bis zum 01. März 2020 erwartet. Weitere Informationen zum e-Journal CLOSURE sowie die bisherigen Ausgaben finden Sie unter: www.closure.uni-kiel.de.