CFP: MEMORY AND LITERATURE

Symposion & Publication
Symposium und Special Issue
"Journal of Literary Theory"
January 31, 2021
Stichtag: 31.01.2021

Literatur spielt eine zentrale Rolle als Untersuchungsgegenstand der Memory Studies. Trotz der intensiven Forschung auf diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten ist vielfach festgestellt worden, dass es – gerade im Bereich der dezidiert literaturwissenschaftlichen Beschäftigung mit Erinnerung und Gedächtnis – an theoretischen Zugängen zur Textanalyse fehlt. Obwohl diese konkreten Analysewerkzeuge in Literaturtheorie und besonders Narratologie vorhanden sind, ist bisher eine Kombination der beiden Bereiche weitgehend ausgeblieben. Das geplante Themenheft des Journal of Literary Theory will sich diesem Desiderat annehmen und Erkenntnisse aus Literaturtheorie und Narratologie mit den Memory Studies verbinden.

Hierbei soll vor allem die Erinnerung an Gewalt und traumatische Ereignisse im Fokus stehen, für die mit Michael Rothbergs „multidirectional memory“, Aleida Assmanns „dialogischem Erinnern“ oder Astrid Erlls „travelling memory“ neue prozessinduzierte Konzepte von Erinnerung erarbeitet worden sind. Diese Konzepte werden oftmals auf literarische Texte appliziert, ohne den Textstrukturen gesteigerte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Der Einbezug narratologischer Kategorien würde nicht nur bei einer Systematisierung der Ausformungen literarischer multidirektionaler und dialogischer Erinnerungsprozesse helfen, Konzepte wie Alan Palmers „fictional minds“, Jan Albers „unnatural narratives“ oder das unzuverlässige Erzählen könnten die Beschreibung literarischer Erinnerungsprozesse befördern.

Die Beiträge könnten u.a. die folgenden Fragen und Probleme fokussieren:

  • Wie kann die Rolle, die Literatur in den Memory Studies spielt, konkret beschrieben werden? Welche Rolle bekommt die Literatur von den beteiligten Disziplinen zugewiesen?
  • In welchem Verhältnis stehen Memory Studies und Literaturtheorie zu literarisch modellierten Erinnerungsprozessen? Wie wird Erinnerung in literarischen Texten mimetisch hergestellt und welche theoretischen Konzepte der Memory Studies können zur Interpretation angeschlossen werden?
  • Inwiefern können Theorien und Methoden aus den Digital Humanities neue Impulse für die Untersuchung des Konnexes von Literatur und Erinnerung liefern?
  • Welchen Aufschluss bieten Erkenntnisse über literarische Modellierungen interpersonaler Interaktionen und individueller (Figuren-)Erinnerungen über Phänomene kollektiver Gedächtnisprozesse?
  • Welche genuin literaturwissenschaftlichen Theorien und Methoden sind potenziell dazu in der Lage, Literatur als privilegiertes Experimentierfeld zur Aushandlung verschiedener Erinnerungskomplexe sichtbar zu machen?

Wir freuen uns über Beitragsvorschläge von Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftlern aller Philologien sowie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller an den Memory Studies beteiligten Fächern (insbesondere Psychologie, Soziologie, Philosophie, Kultur- und Medienwissenschaft) in deutscher oder englischer Sprache.

Beiträge, in denen Interpretationen einzelner literarischer Texte oder Textkorpora vorgelegt werden, können nur berücksichtigt werden, wenn ein systematisch-theoretisches Interesse deutlich erkennbar leitend ist.

Die Entstehung des Themenhefts folgt einem zweistufigen Verfahren. Nach einer Zusage durch die Gastherausgeberinnen werden die eingeladenen Referentinnen und Referenten gebeten, eine prinzipiell druckfertige Vorlage zu erarbeiten, die allen Beiträgerinnen und Beiträgern des Heftes zur Verfügung gestellt und anschließend im Rahmen einer digitalen Autorenkonferenz gemeinsam diskutiert wird. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 10 begrenzt. Eine Überarbeitung der Beiträge auf der Grundlage der Workshopdiskussion geht der endgültigen Abgabe voran. Die Drucklegung des Beitrags im Themenheft des Journal of Literary Theory kann erst nach erfolgreich durchlaufenem doppelt anonymisierten Peer-Review-Verfahren des internationalen JLT-Beiratserfolgen.

Zeitplan

  • 31. Januar 2021: Deadline für die Abstracts
  • 21. Februar 2021: Zusage an die Autorinnen und Autoren
  • 1. August 2021: Einsendung der ausformulierten Beiträge
  • 9.-11. September 2021: digitale Autorenkonferenz
  • 1. März 2022: Abgabe der überarbeiteten Beiträge (auf der Grundlage der Workshopdiskussion) über das Redaktionssystem des JLT

Abstracts (in deutscher oder englischer Sprache) von etwa 500 Wörtern als PDF- und Word-Datei mit kurzen biobibliographischen Angaben senden Sie bitte bis zum 31. Januar 2021 an Dr. Urania Milevski (milevski@uni-bremen.de) und Dr. Lena Wetenkamp (wetenkamp@uni-mainz.de).

Auch unabhängig von der Veranstaltung sind wir an Austausch und Vernetzung mit anderen Forscherinnen und Forschern an der Schnittstelle von Literaturtheorie und Memory Studies interessiert und freuen uns über Mailanfragen.