CFP: Kollektiverzählungen in Zeiten der Pandemie

Publication
E-Journal DIEGESIS 11.1
DIEGESIS 11.1, Sommerheft 2022
Erscheinungstermin: Juni 2022
Stichtag: 31.03.2021

Die COVID-19-Pandemie hat weltweit nicht nur die medizinisch-naturwissen-schaftliche Entwicklung und technischen Wandel, etwa hin zur Digitalisierung der Kommunikation, angestoßen, sondern hat ihre Spuren auch in der kulturellen Pro-duktion und Rezeption eingeschrieben. Aus der in dieser Zeit entstandenen Fülle an erzählender Literatur sollen in diesem Themenheft nicht diejenigen im Vordergrund stehen, die sich auf die individuelle Erfahrung der Krankheit oder der Corona-Schutzmaßnahmen konzentrieren, sondern diejenigen, die sich als „Kollektiv-erzählungen“ im Sinne von Sommer (2009) analysieren lassen. Was diese Texte und Strukturen zu Kollektiverzählungen macht, ist die Funktion, die sie für eine bestimmte Gemeinschaft erfüllen, die ihre kollektive Identität und gemeinsame Wertvorstellungen aus ihnen zieht. Dies umfasst sowohl einzelne „Wirklichkeitserzählungen“ (Klein / Martínez 2009), d.h. Erzählungen, die den Anspruch erheben, die Realität abzubilden; als auch in mehreren solcher Erzählungen zugrundeliegende narrative Strukturen. Die Erzählungen können in unterschiedlichen Medien und Genres vorliegen: in Beiträge zu sozialen Netzwerken, als journalistische Berichterstattung, essayistische Reflexionen, im politischen und wissenschaftlichen Diskurs, als Zeugnis-literatur, Karikatur, Comic oder Dokumentarfilm. Schillernd-vielfältig hinsichtlich ihrer ideologischen Orientierung und medialen Gestalt, bilden die kollektiven Erzählungen doch höchst relevante Beiträge zum kommunikativen Gedächtnis der Pandemie, und stellen die Erzählforschung vor die Aufgabe, angemessene Kategorien für ihre Analyse zu entwickeln.

DIEGESIS sucht Beiträge, die sich z.B. mit folgenden Fragen, aber auch verwandten Themen kritisch auseinandersetzen:

  • Welches sind die wichtigsten Narrative, die mit der Pandemie verbunden wer-den? Wie verändern sich diese im Lauf der COVID-19-Pandemie? Welche Unterschiede gibt es dabei zwischen verschiedenen Medien und Gattungen?
  • Wie wird narrative Zuverlässigkeit in Kollektiverzählungen produziert, bzw. welchen Raum erhält Unzuverlässigkeit, Unbestimmtheit oder Offenheit? Wie konstruiert die Sprecher*innenfunktion ihre Autorität? Welche Rolle spielt das Vertrauen bei der Rezeption dieser Erzählungen?
  • Welche Emotionen artikulieren sich in den Kollektiverzählungen, bzw. wie werden Emotionen narrativ kodiert und vermittelt?
  • In welcher zeitlichen Form sind die Kollektiverzählungen organisiert? Wie wird Zukunft erzählt: als Prognose, Prophezeiung, Science Fiction, Dystopie? Wie wird Vergangenheit erzählt: als Zeugnis, Zeitgeschichte, Skandal? Welche zeitliche Gestalt erhält die Gegenwart, welche Zeitspanne wird z.B. als „Gegenwart“ verstanden?
  • Was sind die Charakteristika von Verschwörungserzählungen rund um Corona? Welche Bedeutung haben Urban legends? Welche Rolle spielen Übergangsformen zwischen fiktionalem und faktualem Erzählen wie Dokufiktionen und Scripted Reality? Gibt es „schwache“ und „starke“ Formen von Faktualität?

Wir bitten um Abstracts von 350-400 Wörtern bis spätestens zum 31.03.2021. Bitte fügen Sie außerdem eine akademische Kurzvita bei.

Schicken Sie beides an die DIEGESIS-Redaktion: diegesis@uni-wuppertal.de. Über die Annahme der Abstracts entscheiden die Herausgeber*innen bis zum 31.05.2021. Die Zusendung der fertigen Aufsätze erwarten wir bis zum 31.12.2021. Erscheinen wird das DIEGESIS-Themenheft „Kollektiverzählungen in Zeiten der Pandemie“ im Juni 2022.

Wir suchen außerdem fortlaufend REZENSIONEN zu Neuerscheinungen aus allen Bereichen der Erzählforschung (maximal der letzten 2 bis 3 Jahre), und zwar auch hier ausdrücklich disziplinübergreifend, also nicht etwa nur aus den Philologien. Vorschläge für Rezensionen (in Form von einfachen Titelnennungen der zu besprechenden Bücher und ergänzt durch kurze Informationen zum akademischen Lebenslauf) können jederzeit an die oben genannte Redaktionsadresse geschickt werden. In der Regel können wir Rezensionsexemplare bei den Verlagen besorgen.

Willkommen sind uns zudem jederzeit Vorschläge für TAGUNGSBERICHTE zu allen Veranstaltungen im Bereich der Erzählforschung. Wenn Sie Vorschläge dazu einreichen, bitten wir um kurze Informationen zu Thema, Ort, Datum und den Organisator*innen der Veranstaltung sowie zum eigenen akademischen Lebenslauf.

Über DIEGESIS:
Das von der DFG geförderte E-Journal DIEGESIS. Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung / Interdisciplinary E-Journal for Narrative Research erscheint als Open-Access-Publikation ausschließlich im Internet (www.diegesis.uni-wuppertal.de).

Der hohe wissenschaftliche Standard der in DIEGESIS veröffentlichten Forschungsbeiträge wird durch ein kompetitives Auswahlverfahren für Beiträge zu Themenheften sowie ein Peer Review-Verfahren gesichert.

Herausgegeben wird die Zeitschrift an der Bergischen Universität Wuppertal und in Kooperation mit dem dortigen Zentrum für Erzählforschung (ZEF) (www.zef.uni-wuppertal.de) von den Professor*innen Matei Chihaia (Spanische und Französische Literaturwissenschaft), Sandra Heinen (Anglistische Literatur- und Medienwissenschaft), Matías Martínez (Neuere deutsche Literaturgeschichte), Katharina Rennhak (Anglistische Literaturwissenschaft), Michael Scheffel (Allgemeine Literaturwissenschaft / Neuere deutsche Literaturwissenschaft) und Roy Sommer (Anglistische Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft).

Kontakt

diegesis@uni-wuppertal.de

https://www.diegesis.uni-wuppertal.de/