CfP 20. ComFor-Jahrestagung 2025 in Hamburg: „Kindheit und Adoleszenz in/und Comics“

Jahrestagung
Stichtag: 30.04.2025

Kindheit und Adoleszenz in/und Comics

20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Comicforschung
8.–10. Oktober 2025, Universität of Hamburg

Call for Papers & Panels

“Comics and childhood are, and long have been, inextricably linked”, schreibt Philip Nel (127). Auf der diesjährigen Jahrestagung der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor e.V.) wollen wir gemeinsam diskutieren, wie, wann und wo sich diese Zusammenhänge zwischen Comics und Kindheit sowie Comics und Adoleszenz mit welchen Implikationen manifestieren.

Zu solchen Verbindungen zwischen jungen Leser*innen und Comics zählen beispielsweise die wiederholten Versuche von Erwachsenen, Lesestoff für Kinder zu regulieren. Als Beispiel aus dem 19. Jahrhundert kann hier Anthony Comstocks (1883) Traps for the Young genannt werden, ein Hauptakteur bei der Diskursformation über die ‚Entartung‘ der Gesellschaft in den USA in den 1880er und 1890er Jahren oder, etwa sechzig Jahre später, die (öffentlichen) Debatten über die angeblichen Gefahren – und verschiedene Praktiken der Eindämmung – massenkultureller Produkte, Artefakte und Phänomene, die in den 1950er Jahren vermeintlich in verschiedene Kulturen ‚eindrangen‘. In den USA ist eines der bekanntesten Beispiele in diesem Zusammenhang der Unterausschuss des US-Senats (Senate Judiciary Subcommittee on Juvenile Delinquency) und die Anhörungen, in denen US-Senatoren beider großen Parteien (und ein Mitglied des kanadischen Unterhauses), Psycholog*innen (u.a. Frederic Wertheim), Comicproduzierende (u.a. William Gaines), Verleger (u.a. Dell Publications) und Comic-Vertriebe, Inhaber*innen von Drogerien (in denen Comics auslagen) und Zeitungsunternehmen erörterten, ob (EC-)Comics, insb. Superheld*innen-, Horror- und Krimi-Comicbücher, negative Auswirkungen auf Kinder hätten. In Deutschland fokussierten Kurt-Werner Hesses Sammelband zur Jugendgefährdung (1955) und andere Publikationen der 1950er Jahre die Pathologie der Massenkommunikation und Unterhaltung inkl. Comics. Wie Nel zusammenfasst, „parallel debates over the suitability of comics for children took place around the world, prompting, or at least helping to justify, Australia’s ban on the importation of American comic books (1940-1959); Canada’s Bill 10 […], banning crime comics (1949); France’s Loi du 16 juillet sur les publications dessinées à la jeunesse […]; and Britain’s Children’s and Young Person’s (Harmful Publications) Act“ (129).

Ferner belegen die spätestens seit den 1940er Jahren geführten Diskussionen zum pädagogischen Wert und didaktischen Potenzial von Comics und anderer Formen grafischer Literatur – beispielsweise im (Fremdsprachen-)Unterricht, in der Kunsterziehung und in der politischen Bildung – die enge Verbindung zwischen Heranwachsenden, Kindern und Comics. Beispiele, die hier genannt werden können, sind u.a. Sonderhefte verschiedener wissenschaftlicher Zeitschriften wie z.B. The Journal of Educational Sociology (1944), Zeitschriftenbände, die in den 1970er Jahren Artikel über den Nutzen von Comics als Unterrichtsmittel veröffentlichten (z.B. Der Deutschunterricht) oder Monographien wie Alfred Clemens Baumgärtners Die Welt der Comics (1965).

Die hier skizzierten Verbindungen zwischen Comics und Kindern & Jugendlichen sind selbstverständlich nur eine Auswahl von Themen, die wir auf der diesjährigen Jahrestagung der ComFor gemeinsam diskutieren wollen. Weitere mögliche Themen für Vorträge oder Panels sind unter anderem:

  • Darstellungen von Kindheit und Jugend in Comics
  • Coming-of-Age-Comics
  • Genres und Leser*innenschaften
  • Queer-Comics und/für junge Leser*innen
  • Historische und zeitgenössische Comics für Kinder und Jugendliche
  • Künstler*innen, die Comics für junge Leser*innen produzieren
  • Forschung über Kindercomics
  • Das Leben von Kindern und Jugendlichen in/und Comics
  • Comics für Leseanfänger*innen und fortgeschrittene Lernende
  • Die Vermittlung von Medien- und multimodaler Kompetenz durch Comics für Kinder und Jugendliche
  • Comics im (fremdsprachlichen) Unterricht
  • Kinder- und Jugendcomics in Bibliotheken und Archiven
  • Kinder und Jugendliche als Superheld*innenfiguren
  • Diversität in Comics für Kinder und Heranwachsende
  • Die Geschichte von Kindercomics
  • Adaptionen von Kinderliteratur in Comics

Ihr/Sie könnt/können entweder ein Abstract für einen 20-minütigen Vortrag oder ein Abstract für ein 90-minütiges Panel einreichen. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Das Abstract kann also in einer der beiden Sprachen formuliert werden. Wenn Du/Sie ein Panel organisieren möchtest/möchten, dann gib/geben Sie bitte an, wie das Panel strukturiert werden soll: z.B. als offenes Diskussionsforum oder als Panel, in dem die Teilnehmer*innen ihre Forschungsprojekte in Kurzvorträgen („elevator pitch“) vorstellen? Bei Panelvorschlägen bitten wir um die Angabe des (Arbeits-)Titels oder des Themas des Panels sowie von mindestens zwei bereits bestätigten Teilnehmer*innen für das Panel. Wir freuen uns auf Eure/Ihre Ideen. Bitte sende/n Sie einen Abstract (max. 500 Wörter für Panelvorschläge und 250 Wörter für einen Vortragsvorschlag) und eine Kurzbiographie an die Organisatorinnen der diesjährigen Jahrestagung der Gesellschaft für Comicforschung: Prof. Dr. Christina Meyer (christina.meyer@uni-hamburg.de); Prof. Dr. Astrid Böger (astrid.boeger@uni-hamburg.de); Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann (sylvia.kesper-biermann@uni-hamburg.de). Einsendeschluss ist der 30. April 2025. Bei Rückfragen bitte einfach bei uns melden.

Mit unseren beiden bestätigten Hauptredner*innen, Prof. Dr. Maaheen Ahmed (Universität Gent, Belgien) und dem ComFor-Mitglied Dr. Felix Giesa (Goethe-Universität Frankfurt a.M.), profitieren wir von der Expertise zweier Spezialist*innen auf dem Gebiet der (grafischen) Kinder- und Jugendliteratur, die unsere Paneldiskussionen und Preisverleihungen rahmen werden. Außerdem freuen wir uns sehr, dass wir den Hamburger Künstler Sascha Hommer für einen Vortrag mit Diskussion über sein kürzlich erschienenes Werk Das Kalte Herz! gewinnen konnten. Wir sind stolz darauf, die diesjährige Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Comicforschung in der schönsten Stadt Norddeutschlands abhalten zu können und freuen uns auf anregende Gespräche vom 8. bis 10. Oktober 2025.

Literatur:

Hesse, Kurt-Werner, Hrsg. Schmutz und Schund unter der Lupe: Bericht über eine Untersuchung des Gesamtproblems der Jugendgefährdung, Dipa, 1955.

The Journal of Educational Sociology, Dez. 1944, Heft 18, Nr. 4, Sonderheft: The Comics as an Educational Medium.

Nel, Philip. “Children and Comics.” Comics Studies: A Guidebook, hrsg. von Charles Hatfield und Bart Beaty, Rutgers UP, 2020, S. 126-137.