Comic-Lehrveranstaltungen im SoSe 2025

Wie in der Vergangenheit sammeln und archivieren wir auch im aktuellen Sommersemester 2025 wieder comicrelevante Lehrveranstaltungen unserer Mitglieder.
Wenn Sie noch einen Kurshinweis ergänzen möchten, auch wenn Sie kein ComFor-Mitglied sind, schreiben Sie bitte eine E-Mail mit allen relevanten Daten an die Webredaktion: redaktion@comicgesellschaft.de.

Name der/des Dozierenden Adriana Acquaviti
Universität Goethe-Universität Frankfurt am Main
Titel der Lehrveranstaltung „Ich erinnere mich. Nicht.“ – Zur Inszenierung von Erinnerungen in Kinder- und Jugendliteratur und -medien
Art der Lehrveranstaltung Hauptseminar
Fachliche Anbindung Germanistik, spezifisch Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft, sowie Lehramt Deutsch (Gymnasium).
Weiterhin interdisziplinärer Ansatz: Verknüpfung bspw. mit den Memory Studies, psychoanalytischen und soziologischen Theorien (darunter auch Autobiografieforschung) sowie weiteren kulturwissenschaftlichen Aspekten.
Kursbeschreibung Als Emmie Arbel, eine Überlebende der Shoah, in Die Farbe der Erinnerung (2023) mit Illustratorin und Autorin Barbara Yelin über ihre traumatische Kindheit spricht, beginnt sie viele Sätze mit „Ich erinnere mich.“ An einigen Stellen folgt ein ernüchterndes „Nicht.“ Damit bestätigt Arbel die von Charles J. Brainerd und Valerie F. Reyna formulierte These, dass das menschliche Gedächtnis als „an imperfect archive of our experience“ (The Science of False Memory 2005, S. 4) beschrieben werden kann. Solche imperfekten Erinnerungsfragmente, die im persönlichen ‚Archiv‘ gespeichert und in vielen Fällen auch verdrängt werden, werden zunehmend sowohl in der Kinder- und Jugend- als auch in der Crossover-Literatur in Bilder und Sprache übersetzt. Thematisch lässt sich feststellen, dass Texte über Erinnerungen auffällig oft mit traumatischen Erlebnissen wie Krieg (bspw. Zeina Abirached: Ich erinnere mich. 2014), Flucht und Vertreibung (bspw. Luna Al-Mousli: Eine Träne. Ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus. 2016; Jessica Bab Bonde und Peter Bergting: Bald sind wir wieder zu Hause. 2020), oder Trauer/Verlust (bspw. Joey Comeau: Malagash. 2021) in Verbindung stehen. Zudem handelt es sich häufig um (auto-)biografische Erzählungen, wodurch sich Fragen nach dem Selbstverständnis und der narrativen Inszenierung der Autor*innen sowie nach dem Nutzen bzw. der Motivation des Schreibens ergeben

Im Seminar möchten wir zunächst ein theoretisches Fundament schaffen, indem wir Ansätze der Gedächtnis- und Erinnerungsforschung (Memory Studies) in den Blick nehmen, um anschließend die Inszenierungspraktiken von Erinnerungen in ausgewählten Erzählformaten zu analysieren. Dabei gehen wir immer auch auf medienspezifische Eigenheiten – etwa des Comics oder des (Vers-)Romans – ein und fokussieren dabei insbesondere die ((auto-)biografische) Darstellung von Kindheit und Adoleszenz. Aufgrund der inhaltlichen Komplexität, werden wir zudem Exkurse in andere Fachrichtungen unternehmen, u.a. in die Psychoanalyse, die Soziologie sowie in unterschiedliche Bereiche der Kulturwissenschaft, um Elemente dieser Disziplinen für unsere literaturwissenschaftlichen Textanalysen fruchtbar machen zu können.

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Name der/des Dozierenden Jasmin Garavello
Universität Universität Münster
Titel der Lehrveranstaltung Le neuvième art – Die bande dessinée im Französischunterricht
Art der Lehrveranstaltung Hauptseminar
Fachliche Anbindung Romanisches Seminar, Romanistische Fachdidaktik
Kursbeschreibung Die bande dessinée – der frankophone Comic –, die als neunte Kunst und unverwechselbares franko-belgisches Kulturgut gilt, stellt – nach dem Syndicat national de l’édition 2022-2023 – den – nach dem Roman – zweitstärksten Marktanteil der französischen Verlagsindustrie dar. Neben Klassikern wie Astérix, Tintin und Gaston gibt es unzählige Neuproduktionen wie Lou oder Les Nombrils, die bei den 7-19-jährigen Franzosen:innen sogar größere Beliebtheit als Jugendromane verbuchen. Innerhalb der letzten Jahre werden zunehmend Romane des literarischen Kanons als Comicadaptionen aufbereitet. So finden Les Misérables oder Le tour du monde en 80 jours eine grafisch-textuelle Darstellung, die die Möglichkeit bietet, literarisch anspruchsvolle Werke für den Französischunterricht zugänglich zu machen. Neben fiktionalen Inhalten finden sich auch zunehmend BDs sachlich-informativen Charakters, die historische und kulturelle Themen aufarbeiten. Aufgrund ihrer vielfältigen Inhalte sowie der Sprache-Bild-Kombination kann die BD motivierend wirken und eignet sich für den kompetenzorientierten, heterogenitätssensiblen Französischunterricht der Sek. I und II.

In diesem Seminar werden Sie sich mit ausgewählten BDs verschiedener Genres vor dem Hintergrund der gattungsspezifischen Merkmale auseinandersetzen und durch die Analyse von grafischen und sprachlichen Stilmitteln die Eigenschaften des textsortenspezifischen Lernens im Französischunterricht erarbeiten. Des Weiteren gilt es, die fremdsprachendidaktischen Potenziale aufzudecken, zu erproben und zu diskutieren sowie die didaktisch-methodischen Einsatzmöglichkeiten für Französischlernende in Sek. I und II abzuwägen. Anhand ausgewählter Sequenzen werden wir im Hinblick auf die konkrete Unterrichtsplanung differenzierte Aufgabentypen verschiedener Anforderungsniveaus entwerfen.

 

Name der/des Dozierenden Laura Glötter
Universität Universität Heidelberg
Titel der Lehrveranstaltung Die Sprache der Bilder: Erzählstrategien in den Comics François Boucqs
Art der Lehrveranstaltung Pro- und Mittelseminar in Präsenz
Fachliche Anbindung Kunstgeschichte
Kursbeschreibung Das Seminar führt in die visuelle und narrative Komplexität der franko-belgischen Comic-Kunst am Beispiel François Boucqs ein. Von seinen frühen Werken wie „Les Pionniers de l’aventure humaine“ über die mystisch-fantastischen Geschichten von „Face de Lune“ bis zu aktuelleren Arbeiten wie „New York Cannibals“ wird das künstlerische Spektrum des Autors erschlossen. Die Veranstaltung untersucht verschiedene Narrationsstrategien in Boucqs Comics und widmet sich dabei unter anderem dem Zusammenspiel von historischer Realität und fantastischen Elementen sowie der Rolle von Provokation und Gewalt als narrative Werkzeuge. Die Verbindung von theoretischen Grundlagen und praktischer Bildanalyse ermöglicht eine fundierte Einführung in zentrale Methoden der Comic- und Kunstwissenschaft.

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Name der/des Dozierenden Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann
Universität Universität Hamburg
Titel der Lehrveranstaltung Comics in der Schule
Art der Lehrveranstaltung Seminar
Fachliche Anbindung Allgemeine Erziehungswissenschaft, Zielgruppe: sonderpädagogische Lehramtsstudiengänge
Kursbeschreibung Comics hatten in Deutschland lange einen schlechten Ruf. Sie galten als trivial, verdummend und pädagogisch nicht empfehlenswert; Comics und (Schul-)Bildung erschienen dementsprechend bis in die 1970er Jahre hinein als unvereinbar. Seit einigen Jahren ist eine zunehmende gesellschaftliche Wertschätzung der Bildgeschichten zu beobachten. Unter anderem vor dem Hintergrund von Diversität und Inklusion haben Comics inzwischen auch als Medium für das Klassenzimmer Konjunktur. Einige Forscher:innen sehen es als besonders geeignet für die Auseinandersetzung mit Anderssein an und betonen seine Vorzüge als Bildungsmedium. Gleichzeitig erfreut sich graphic medicine, also die zeichnerische Darstellung von Krankheit und Behinderung, sowie deren Untersuchung an der Schnittstelle von Comicforschung und dis/ability studies großer Beliebtheit.

Die Forschungswerkstatt beschäftigt sich mit Comics, insbesondere zu den Themen Krankheit und Behinderung, als Bildungsmedien sowie den Chancen und Herausforderungen ihres Einsatzes im (sonderpädagogischen) Unterricht. Dabei geht es erstens um Merkmale, Erzählweise und Struktur des Comics. Zweitens beschäftigen wir uns mit Beispielen von und der Forschung zu graphic medicine. Drittens werden die Einsatzmöglichkeiten von Comics in der Schule diskutiert. Schließlich erfolgt die Vermittlung von Methoden der Comicforschung, insbesondere der Comicanalyse, um im Anschluss eigene Projekte entwickeln und umsetzen zu können. Die Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse erfolgt in Teil II der Forschungswerkstatt im Wintersemester.

 

Name der/des Dozierenden Netzwerk Comicforschung am Rhein
Universitäten Bonn, Düsseldorf und Köln
Titel der Lehrveranstaltung Aktuelle Fragen der Comicforschung: Produktionskontexte
Art der Lehrveranstaltung Online-Ringvorlesung
Fachliche Anbindung Interdisziplinär
Kursbeschreibung Die gemeinsam von den Universitäten Bonn, Düsseldorf und Köln und dem Netzwerk Comicforschung am Rhein getragene interdisziplinäre Ringvorlesung zur Comicforschung beschäftigt sich in diesem Sommer mit der Frage, wie Comics durch die zahlreichen Kontexte der Produktion – von Druckmaschinen und -verfahren, über Marktmechanismen, Marketing und Franchising bis hin zu konkreten Zeichen- und Herstellungsprozessen – geprägt werden.

Ein Beispiel: Batman-Fans und Forscher*innen diskutieren seit Jahrzehnten hitzig darüber, wie es zu dem prägnanten Chevron der schwarzen Fledermaus auf gelbem Hintergrund gekommen ist. Schließlich sei das in der Nacht viel zu auffällig. Einige sagen, das Symbol diene genau so dazu, die Schüsse der Feinde auf den starken Brustpanzer zu lenken. Wieder andere argumentieren, das Symbol sei so an den gelben Bat-Scheinwerfer angeglichen worden. Die Wahrheit dürfte laut Banhold viel simpler sein: Eine Fledermaus in einem gelben Kreis ließ sich als Marke und Copyright einfach sehr viel leichter und eindeutiger schützen. Heute kann es so für eine Milliardenindustrie auf Tassen, T-Shirts und Poster gedruckt werden.

Doch nicht nur solche Marketing-Entscheidungen prägen die letztliche Erscheinung von Comics: Die Drucktechnik von Benday Dots bestimmte maßgeblich den Comiclook der 50er Jahre und wurde durch Künstler*innen wie Roy Lichtenstein zur Pop Art erhöht. Die Entwicklung digitaler Comics liefert neue Möglichkeiten der „Seitengestaltung“ und auch die Materialwahl und individuelle Herstellungssituation der Zeichner*innen trägt massiv zu dem bei, was wir an ästhetischen Eindrücken schließlich aus dem Regal ziehen. Webcomics, auf eigenen Websites oder mittlerweile auch auf Social Media, bieten zudem einen niedrigschwelligen Raum für Zeichner*innen, ihre Comics international zu verbreiten, ohne bei einem Verlag unter Vertrag zu stehen. Comics als popkulturelle Artefakte sind Produkte gemacht von Menschen, Maschinen, Verlagen und Industrien, und sind damit immer auch ein Zeugnis der Machtverhältnisse in den Medien und des Zeitgeists.

Die Ringvorlesung will sich methodisch diesen Zusammenhängen annähern. Neben theoretischen Grundlagen der Zusammenhänge von Produktion und
Rezeption sollen verschiedene Aspekte von Produktionskontexten untersucht und in ihren Wirkmechanismen aufgeschlüsselt werden. Wie in jedem Sommersemester dürfen wir uns auch diesmal ganz besonders über Gespräche mit Künstler*innen, Verleger*innen und Praktiker*innen der Comiclandschaft freuen!

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Name der/des Dozierenden Prof. Dr. Beatrice Schuchardt
Universität Universität Regensburg
Titel der Lehrveranstaltung Déplacements: Visuelle, räumliche und zeitliche Deplatzierungen in Comics und Graphic Novels aus der Frankophonie und Frankreich
Art der Lehrveranstaltung Ringvorlesung
Fachliche Anbindung Romanistik: Frankoromanstik und Frankophonie; Germanistik
Kursbeschreibung Im Fokus der Ringvorlesung stehen Comics und bandes dessinées aus der Frakophonie und Frankreich mit ihrer Bildsprache und ihren spezifischen Themen. Zu diesen zählen häufig Migration, Nomadismus, freiwillige und erzwungene Ortswechsel, der Verlust von Heimat und die Suche nach neuen Heimatorten, aber auch das Erleben von historischen Umbruchsituationen und kollektiven wie individuellen Traumata. Homi K. Bhabha hat diese Erfahrung von Ent-Ortung, das Gefühl von Nicht-Zugehörigkeit, den Heimatverlust und die Heimatlosigkeit, aber auch das Erleben eines Bruchs in der zeitlichen Kontinuität unter dem Begriff der „Deplatzierung“ (engl.: displacement, frz.: déplacement) gefasst.

Trotz aller Herausforderungen, die Deplatzierung mit sich bringt, sind mit ihr immer auch Möglichkeiten und Chancenräume verbunden: Indem Deplatzierung Ent-Ortungen erzwingt, ermöglicht sie das Einnehmen neuer Standpunkte, bewirkt sie eine Verschiebung der Perspektive und eröffnet neue Blicke auf Gewohntes. Während Bhabhas Theorem im weiten Feld der Postkolonialen Studien im Abwind begriffen zu sein scheint und durch neuere Ansätze abgelöst wurde, lädt die Ringvorlesung ihre Beiträgerinnen und Beiträger ebenso wie die Studierenden dazu ein, den Begriff der „Deplatzierung“ zusammen mit bandes dessinées und romans graphiques aus verschiedenen Ländern der Frankophonie neu zu entdecken, anders zu denken, aber auch kritisch zu betrachten. Folgende Leitfragen stehen dabei im Mittelpunkt:

· Inwiefern laden bandes dessinées und roman graphiques zu visuellen, räumlichen und zeitlichen Deplatzierungen ein?

· Inwiefern werden bestimmte Ästhetiken in Comics und Graphic Novels aus dem französischsprachigen Raum zitiert, persifliert, neu kombiniert oder revolutioniert?

· Inwiefern sind bandes dessinées und romans graphiques in der Lage, Themen von allgemeinem gesellschaftlichem Interesse aus neuen Blickwinken zu beleuchten?

· Inwiefern rücken sie Ungesehenes in den Blick?

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