Termin:
25.09.2014 - 28.09.2014
9. Jahrestagung zum Thema “Grenzen ziehen, Grenzen überschreiten” an der Humboldt-Universität zu Berlin
Tagungsbericht von Nina Heindl, Laura Oehme und Lukas R.A. Wilde
Fotos von Jeff Thoss und Laura Oehme
Zum Programm
Vom 25.–28. September 2014 trafen sich deutsche und internationale Comicforscher_innen zur 9. Jahrestagung der Gesellschaft für Comicforschung in Berlin und diskutierten zum Thema „Grenzen ziehen, Grenzen überschreiten“.
Dank sieben thematischen Panels mit insgesamt 22 Vorträgen, zwei Werkstatt-Panels, zwei Abendvorträgen, einer Podiumsdiskussion und gleich zwei Ausstellungen waren die vier Konferenztage bis zum Anschlag gefüllt. Das Gesamtprogramm umfasste sage und schreibe 38 Stunden (davon 25,5 Stunden allein für Vorträge und Diskussionen) und hatte mit 42 Sprecher_innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen für alle der zahlreichen Zuhörer_innen etwas zu bieten. Was die Aufteilung zwischen Geschlechtern angeht, so muss sich die ComFor mit über 45 Prozent weiblichen Vortragenden offensichtlich keine Gedanken über eine “Frauenquote” machen, denn vor allem im Nachwuchsbereich setzen Frauen derzeit die meisten Impulse. Zudem war die ComFor-Tagung diesmal so international aufgestellt wie nie zuvor, denn von den insgesamt 33 Vorträgen bzw. Präsentationen wurden rund 40 Prozent auf Englisch gehalten und blieben so auch den vielen renommierten Comicforscher_innen aus dem Ausland zugänglich.
Donnerstag, der 25. September 2014
ABENDVORTRAG SABIN
Roger Sabin (London) eröffnete die Tagung mit einer weiten historischen Betrachtung, welche viele der kommenden Themen bereits anschneiden sollte: „Crossing Boundaries of Taste in the 19th Century: Satire versus Slapstick; Pictures versus Text; and What It Might Be ‚Acceptable‘ for the Working Class to Enjoy”. Anhand der gegen Ende des 19. Jahrhunderts öffentlich geführten, emotionalen Debatten um neu aufkommende “Comics” (wie die enorm populäre Serie Ally Sloper’s Half Holiday) lassen sich bereits die meisten Ängste und Hoffnungen ausmachen, die die Wahrnehmung des Mediums auch im 20. Jahrhundert bestimmen sollten: Neben der Sorge um steigenden Analphabetismus und Jugendkriminalität, sowie um die moralische und geistige Verwahrlosung der Leserschaft, entwickelte sich am Comic auch die Hoffnung nach einer neuen Vernakularsprache. Diese stünde näher am “authentischen Empfinden der Volkstraditionen” als die bürgerliche Kultur, argumentierte etwa die Kritikerin Elizabeth Pennell („die Begründerin der soziologischen Comic Tradition“). Da sich in dieser Zeit, so Sabins Zusammenfassung, die Frage nach ‚Leisure Time‘ für die Arbeiterklasse erstmalig stellte, ging es bei dieser Diskussion um nichts weniger als darum, erstmalig Populärkultur zu definieren – „with Comics right at the center of the discussion.“
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