CfP: LICOLAR 2017: Die Graphic Novel in den romanischen und der deutschen Sprache in linguistischer, historischer und kultureller Perspektive

Konferenz
6.-7. April 2017
Partner Istituto Italiano di Cultura die Marsiglia
Goethe-Institut, Universität di Napoli L’Orientale
Festival « Les Rencontres du 9ème Art »
Ort Cité du Livre, 8 rue des Allumettes, 13100 Aix-en-Provence
(Frankreich)
Stichtag: 15.10.2016

Der Centre Aixois d’Études Romanes (CAER) sowie die Forschungsgruppen ECHANGES (Équipe sur les Cultures et Humanités Anciennes et Nouvelle Germaniques et Slaves) und LESA (Laboratoire d’études en Sciences des Arts) laden Sie herzlich ein zur Teilnahme am Kolloquium
LICOLAR 2017
Die Graphic Novel in den romanischen und der deutschen Sprache in linguistischer, historischer und kultureller Perspektive

Arbeiten zur Graphic Novel haben in neuerer Zeit in verschiedenen Disziplinen nachhaltig an Bedeutung gewonnen. Die komparatistischen Forschungsgruppe LICOLAR des Zentrums für
Romanische Sprachen (CAER) an der Universität Aix-Marseille arbeitet seit 2012 an einem Projekt (vgl. http://caer.univ-amu.fr/recherche/axe-3/) zur Graphic Novel im Blick auf die „Räumliche
Darstellung in den romanischen Sprachen (Standard- und Regionalsprachen sowie Dialekte)“.
Ausgehend von der Transkription der Sprechblasen, Neben- und Rahmentexte der Comics bzw. Graphic Novels wird hier ein Werkkorpus erstellt, der zurzeit ca. 50 italienische, französische und
portugiesische Werke sowie ungefähr 30 italienische und französische Disney-Zeitschriften der 1930er Jahre bis heute umfasst. Die ersten Ergebnisse dieser Arbeit wurden bereits auf verschiedenen Tagungen in Frankreich und Italien vorgestellt und publiziert.
Nachdem 2011 und 2014 an der Universität Neapel « L’Orientale » im Rahmen einer internationalen Kooperation zwei Kolloquien organisiert wurden – « Un ambiente fatto a strisce : alla conquista delle coscienze dei più giovani » sowie « Scritture Brevi e variabilità diatecnica » – wurde die Perspektive auf den deutschsprachigen Raum ausgeweitet. Das neue Projekt « Scritture brevi in regime di censura: fumetto di epoca fascista (1934-1944) e nazionalsocialista (1943-1945) » bezieht sich sowohl auf den italienischen Faschismus als auch den deutschen Nationalsozialismus und stellt insbesondere einen Bezug zwischen Ich-Erzählungen und identitätsbezogenen Traumata in der Krisenzeit her. Eine Vielzahl der ausgewählten Graphic Novels spielt in der Zeit des Nationalsozialismus, andere
thematisieren seine Folgen: die Teilung Deutschlands, den Mauerfalls und die Wiedervereinigung.

In diesem Kontext entstand an der Universität Aix-Marseille eine Zusammenarbeit zwischen CAER und der germanistisch-slawistischen Forschungsgruppe ECHANGES in deren Kontext 2017 ein erstes internationales und interdisziplinäres Kolloquium organisiert wird, auf dem über linguistische, literarische, kulturwissenschaftliche und didaktische Themen aus einer vergleichenden, synchronischen und diachronen Perspektivierung diskutiert werden soll.

Der Aufruf richtet sich also nicht nur an Romanisten und Germanisten, sondern auch an Vertreter der Kunstwissenschaft, Geschichte, Medienwissenschaft, Komparatistik etc. Dabei ist die Beteiligung von Nachwuchswissenschaftlern ausdrücklich gewünscht und eine Poster-Session für Doktoranden Teil
des Kolloquiums.

Mögliche Themen und Fragestellungen:

Räumliche Verortungen der romanischen Sprachen in der Graphic Novel: Standardsprachen, Regionalsprachen und Dialekte
In einem methodisch offenen Rahmen werden hier die sprachlichen Spezifizitäten in der Graphic Novel aus linguistischer Perspektive analysiert werden, wobei neben konkreten grammatikalischen
Phänomenen auch eine Beziehung zwischen der sprachlichen Darstellung und den entsprechenden Diskursen hergestellt wird, wobei eine Gegenüberstellung unterschiedlicher theoretischer Ansätze und neuer Konzepte ausdrücklich erwünscht ist.

Linguistische Variation in der Geschichte des Comics
Eine Besonderheit der Graphic Novel ist der Versuch die mündliche Ausdrucksweise zu verschriftlichen. Die in diesem Kontext entwickelten Konzepte und Strategien werden untersucht,
wobei ggf. auch Parallelen und Vergleiche zu anderen Textgenres wie der SMS (vgl. Francesca Chiusaroli 2012 : 7) herzustellen sind bzw. die klassische Dichotomie hinterfragt werden kann.
Darüber hinaus können auch der Zusammenhang zwischen grammatikalischem Gebrauch und Textgenre (vgl. Douglas Biber 1995) untersucht werden.

Graphic Novel und Kulturtransfer
Im Blick auf das allgemein steigende Interesse an der Graphic Novel lässt sich auch ihre zunehmend wichtige Rolle im Kontext der Kulturvermittlung thematisieren. Das heterogene, aus einer Mischung aus Text und Bild bestehende Medium bietet einen vielschichtigen Zugang zu anderen Kulturen, deren
Besonderheiten zu analysieren sind.

Die Graphic Novel als literarisches Genre
Seit spätestens der 1980er Jahre stellt die Graphic Novel einen eigenen Teil des literarischen Feldes dar, das durch Festivals, spezialisierte Verlage und Buchhandlungen, Ausstellungen in Museen eine ästhetische Legitimierung erfährt. Die verschiedenen Etappen der Etablierung des Genres sollen beschrieben und untersucht werden, wobei insbesondere auch der Befreiungsaspekt des innerhalb einer Hierarchisierung der literarischen Gattungen zunächst ganz „unten“ stehendes Genre thematisiert
werden soll. Neben einer Analyse der nationalen Unterschiede hinsichtlich der Positionierung der Graphic Novel im literarischen Feld könnten Parallelen bzw. Vergleiche zu anderen populären Genres wie z.B. dem Kriminalroman hergestellt werden.

Übersetzung, Bearbeitung und Transformation
Graphic Novel und Comic bilden den Ausgangs- und Zielpunkt für andere Darstellungsformen, die mit der Literatur sowie dem Film in Verbindung stehen. Bei einer thematischen Übertragung stellt sich
beispielsweise die Frage, ob es sich um ein neues, eigenständiges Produkt handelt, d.h. inwiefern die Geschichte nicht nur formal, sondern auch inhaltlich transformiert und dadurch womöglich bereichert wird. Auch die Frage der Übersetzung rückt damit ins Blickfeld und kann in einer erweiterten Bedeutung Anwendung finden. Anhand eines Vergleichs verschiedener Werke lassen sich auch die Transferstrategien analysieren und im Blick auf ihre Gebräuchlichkeit klassifizieren.

Ideologische Überformungen in der Graphic Novel
Graphic Novel und Comic sind Elemente einer Verbreitung der Geschichte und der sozio-politischen Hintergründe eines Landes – nicht selten mit einer jugendlichen Zielgruppe. Diese Popularisierung von Geschichte rekurriert in der Regel auf bekannte ideologische Diskurse, die jedoch nicht immer klar zum Vorschein kommen. Die beiden Weltkriege, die Jahre des Linksterrorismus in Italien und Deutschland, die beiden deutschen Diktaturen und der Mauerfall sind gängige Themen, deren Analyse – gerade auch in komparatistischer Perspektivierung – lohnenswert erscheint.

Die Graphic Novel im Fremdsprachenunterricht
Der Fremdsprachenunterricht zielt nicht nur auf linguistische Fertigkeiten, sondern will auch kulturelles Wissen vermitteln. Im Schulunterricht und an der Universität bilden Graphic Novel und
Comic im Blick auf die Zielgruppe ein attraktives Medium, in dem beide Aspekte zusammenfließen. Dabei kann der Einsatz von Graphic Novel und Comic einem produktionsorientierten didaktischen Ansatz folgen, aber auch auf die Erarbeitung eines eigenen Comics zielen.

Das Kolloquium findet anlässlich des Festivals Les Rencontres du 9ème Art in der Cité du Livre in Aix
en Provence statt. Zum Festival werden zahlreiche Autoren romanischer und germanischer Sprachen
erwartet, die an Lesungen und Diskussionsrunden teilnehmen werden. Eine Podiumsdiskussion zwischen Forschern, Lehrern, Autoren und Herausgebern rund um die Thematik der Graphic Novel als didaktisch grundlegendes Element im Fremdsprachunterricht wird das Kolloquium abschließen.

Sophie SAFFI, Alberto MANCO, Catherine TEISSIER und Serge DARPEIX
Sophia.saffi@univ-amu.fr, albertomanco@unior.it, catherine.teissier@univ-amu.fr, serge@bdaix.com

Organisationskomitee
Sophie SAFFI (AMU, CAER EA854)
Alberto MANCO (Université de Naples L’Orientale)
Serge DARPEIX (Directeur Festival BD et autres arts associés)
Catherine TEISSIER (AMU, ECHANGES EA4236)
Stéphane PAGES (AMU, CAER EA854)
Stefan GENCARAU (Université de Cluj-Napoca, CAER EA854)
Virginie CULOMA SAUVA (AMU, CAER EA854)
Virginia LO BRANO (AMU, CAER EA 854)
Adriana FLORENT (AMU, CAER EA 854)

Wissenschaftlicher Beirat
Florence BANCAUD, Professeur, ECHANGES EA 4236, AMU, Littérature et histoire des idées germaniques.
Louis BEGIONI, Professeur, Université Charles de Gaulle Lille 3, CAER EA854, Linguistique italienne.
Astrid BÖGER, Professor, Universtiät Hamburg,
Sandrine CADDEO, MCF, LPL UMR 7309, AMU, Linguistique française.
Danilo CAPASSO, Professeur, Université de Banja-Luka, Linguistique italienne.
Francesca CHIUSAROLI, Professeur, Università di Macerata, Linguistique.
Nicole COLIN, Professeur, ECHANGES, AMU, Littérature et histoire des idées germaniques.
Colette COLLOMP, Professeur, CAER EA854, AMU, Littérature médiévale italienne, didactique de l’italien.
Maria DA CONCEIÇÃO DE PAIVA, Professeur, Université Fédérale de Rio de Janeiro, Linguistique portugaise et romane.
Henri-José DEULOFEU, Professeur émérite, LIF UMR 6166, AMU, Linguistique française et romane.
Isabel Margarida DUARTE, Professeur, Université de Porto,Traduction, analyse du discours en portugais.
Stefan GENCARAU, MCF, Université de Cluj-Napoca, CAER EA854, Linguistique roumaine.
Yannick GOUCHAN, Professeur, CAER EA854, AMU, Littérature contemporaine italienne, didactique de l’italien.
Carmela LETTIERI, MCF HDR, CAER EA854, AMU, Civilisation italienne.
Alberto MANCO, MCF, Université de Naples L’Orientale, Linguistique textuelle.
Béatrice MESJIAN-CHARLET, MCF HDR, CAER EA854, AMU, Néolatin, linguistique et édition.
Stéphane PAGES, Professeur, CAER EA 854, AMU, Linguistique espagnole.
Alvaro ROCCHETTI, Professeur émérite, Sorbonne Nouvelle Paris 3, Linguistique italienne et romane.
Thierry ROCHE, Professeur, LESA EA 3274, Cinéma.
Sophie SAFFI, Professeur, CAER EA854, Linguistique italienne.
Catherine TEISSIER, MCF, ECHANGES EA 4236, AMU, Littérature et civilisation germaniques.
Romana TIMOC-BARDY, MCF, CAER EA854, AMU, Linguistique roumaine.
Pietro TRIFONE, Professeur, Università di Roma Tor Vergata, Storia della lingua italiana.
Antonino VELEZ, MCF, Università di Palermo, Littérature et linguistique françaises, Traduction.

Tagungssprachen
Französisch, Italienisch, Spanisch, Englisch, Deutsch
Für nicht auf Französisch gehaltene Vorträge werden mit Hilfe einer Power-Point-Präsentation Übersetzungen bereitgestellt.

Einschreibungskosten
Lehrende an einer Universität mit Lehr- und Forschungsbeitrag, Forscher: 50,00 €
Doktoranden: 25,00 €

Wohin sende ich meinen Vorschlag?
Vorschläge für Vorträge von 20 Minuten (plus 10 Minuten Diskussion) und Abstracts für Projekte (Postersession), jeweils max. 100 Wörter, senden Sie bitte mit einer kurzen biographischen Angabe und der Zuordnung zu einem der thematischen Schwerpunkte an die untenstehenden Mailadressen:
sophie.saffi@univ-amu.fr, catherine.teissier@univ-amu.fr, albertomanco@unior.it.
Geben Sie dabei bitte auch an, in welcher Sprache sie ihren Vortrag halten werden.

Einsendeschluss ist der 15. April 2016. – Second call : 15. Oktober 2016
Bis zum 30. Mai 2016 (Second Call : 15. November 2016) werden wir Sie über die Entscheidung des Auswahlkomitees informieren.
Eine Publikation der Konferenzbeiträge ist geplant.

http://echanges.univ-amu.fr/?q=node/222

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