CFP: Erzählte Architektur

Konferenz
Trans- und intermediale Perspektiven auf das Verhältnis von Erzählen und Architektur im 20. und 21. Jahrhundert
Freiburg im Breisgau
Institute for Advanced Studies der Albert-Ludwigs-Universität
30. - 31. Januar 2020
Stichtag: 16.06.2019

Genau wie ausgehend von realer Architektur literarisch fiktive Welten erschaffen werden, inspiriert die in der Literatur geschaffene fiktionale Architektur die reale, außersprachliche Welt. Man denke bei ersterem an Günter Grass’ Die Rättin (1986), einem „gebauten“ Roman, in dem Elemente realer Architektur zur Strukturierung oder Ausgestaltung einer fiktiven Erzählung verwendet werden. Ein entgegengesetztes Beispiel sind die Floating Cities des Seasteading Institute in Kalifornien, die eine literarisch-architektonische Utopie in die Realität umzusetzen versuchen. Dabei kann die Verbindung zwischen erzählenden Medien und Architektur durch thematisch-motivische oder auch durch formal-darstellerische Aspekte geprägt sein. Zudem überbrückt Architektur oft genug die Grenze zwischen Fiktionalität und Faktualität: Wird in Texten eine konkrete Architektur erschaffen oder auf real existierende Gebäude und Straßen verwiesen, dann tritt die erschaffene Welt in ein konkretes Verhältnis zu der Alltagswirklichkeit des Rezipienten, da der fiktive Ort mit dessen Wissen um den realen Ort und ihn betreffende Eigenschaften gefüllt wird.
Die zentrale Bedeutung von Raum in der Literatur wurde mit dem spatial turn in den letzten Jahrzehnten bereits ausgiebig erforscht. Trotzdem wurde die Verbindungzwischen Literatur und Architektur zu wenig in den Fokus genommen. Erste Ansätze finden sich bei Nerdinger, Winfried (Hrsg.): Architektur, wie sie im Buche steht. Fiktive Bauten und Städte in der Architektur (2006) oder Innerhofer, Roland: Architektur aus Sprache. Korrespondenzen zwischen Literatur und Baukunst 1890-1930 (2018). Deshalb ist es ein zentrales Anliegen der Tagung diese Forschungslücke mit Blick auf die Verbindung zwischen Architektur und Literatur, bzw. Architektur und Erzählen zu füllen. Ausgehend von der Literatur möchten die Veranstalter*innen der Tagung zum einen Phänomene thematisieren, in denen wechselseitige Dependenzen zwischen Architektur und Literatur manifest werden, aber gleichermaßen auch den Blick und die Diskussion auf ein breiteres Spektrum an Medien und Disziplinen lenken.
Denn: Der Einfluss der Architektur auf das Erzählen beschränkt sich nicht auf die Literatur, sondern findet auch in zahlreichen anderen künstlerisch narrativen Ausdrucksformen statt, wie der Fotografie, dem Comic, dem Film, Computerspielen und anderen internetbasierten Medien.

Die interdisziplinäre Tagung richtet sich vor allem an Wissenschaftler_innen aus den Kunst-, Kultur- und Medienwissenschaften, Anthropologie und Ethnologie sowie Sprach- und Literaturwissenschaften.

Mögliche Fragestellungen sind:

1. Wie bedienen sich literarische Utopien bzw. Dystopien der Architektur, um gesellschaftliche Veränderungen zu propagieren?

2. Wie bedingen sich literarische und architektonische Form, d.h. wie finden erzählerische Strukturen Eingang in architektonische Objekte und umgekehrt?

3. Wie wird reale Architektur fruchtbar gemacht, um Erzählungen in Literatur, Fotografie oder den Medien zu konstruieren, zu dekonstruieren oder zu strukturieren?

4. Wie entstehen aus realer Architektur fantastische Bauten in der Literatur, der Kunst und den Medien?

5. In welchem Verhältnis stehen phantastische und realisierbare Architektur? Ist die Realisierung intendiert, oder dienen die architektonischen Strukturen als Verdeutlichung eines anderen Ziels (z.B. Idealstadtpläne literarischer Utopien, die Gesellschaftsstrukturen)?

Ausgerichtet wird die Tagung vom DFG Graduiertenkolleg 1767 “Faktuales und Fiktionales Erzählen.“ Sie wird vom 30.–31. Januar 2020 am FRIAS, dem Freiburg Institute for Advanced Studies der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau stattfinden. Bitte bewerben Sie sich für einen Vortrag von maximal 20 Minuten (allgemeine Theoriediskussion oder exemplarische Einzelanalysen) durch Übersendung eines Abstracts (ca. 300 Wörter), sowie eines kurzen CV in einer  PDF-Datei bis zum 16. Juni 2019 ausschließlich per Mail an erzaehltearchitektur@grk1767.uni-freiburg.de.

Die Vortrags- und Diskussionssprache ist deutsch. Zusagen werden bis Mitte Juli versendet. Reise- und Übernachtungskosten für Vortragende werden von den Veranstalter_innen voraussichtlich übernommen.
Ausgewählte Beiträge und Ergebnisse der Tagung sollen in Form eines Sammelbands publiziert werden.

Die Tagung wird organisiert von Amelie Mussack, Annika Wirth und Johannes Aderbauer.

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