Publikation
Stichtag: 30. September 2013
DIEGESIS. Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung / Interdisciplinary E-Journal for Narrative Research 3.2
Die strukturalistisch orientierte Narratologie untersuchte vor allem synchrone Aspekte erzählender Literatur und versuchte, eine universal gültige Matrix erzählanalytischer Termini zu entwickeln. Die Geschichte des Erzählens ist aber auch eine Geschichte der Formen des Erzählens. Wie kann man mit Hilfe der modernen Narratologie die historische Vielfalt und Veränderung von Erzählungen erfassen? Dafür mag sich ein kulturwissenschaftlich gefasster Formbegriff eignen: Formale Eigenschaften von Erzählungen sind demzufolge nicht neutrale Gefäße zur Vermittlung variabler Inhalte, sondern selbst kultur- und epochenspezifisch geprägt.
Im Heft zum Themenschwerpunkt „Historische Narratologie“ soll die historische Semantik narrativer Formen an exemplarischen Fällen untersucht werden. Dazu eignen sich etwa diachrone Studien zur Entwicklung bestimmter Motive, Themen, Gattungen oder Schreibweisen, beispielsweise: Providenz vs. Kontingenz; Phantastik vs. Neophantastik; Entwicklung des unzuverlässigen Erzählens; Entwicklung des allwissenden Erzählens; Entwicklung des perspektivischen Erzählens. Die Beiträge können aus dem Bereich der antiken, der mittelalterlichen oder der neueren Literaturen stammen oder nichtliterarischen Formen des Erzählens gelten. Auch systematisch und fachgeschichtlich orientierte Beiträge über Möglichkeiten und Probleme einer historischen Narratologie sind uns willkommen. Weiterlesen