Vorträge & Tagungen

Kolloquium „Bild und Narrativität“ in Tübingen

Termin:
22.03.2018 10-20uhr

Auch wenn diese Veranstaltung nicht im engeren Sinne mit Comics zu tun hat, möchten wir auf ein anstehendes Tübinger Kolloquium hinweisen, das den Zusammenhang von Bild und Narrativität aus interdisziplinären Perspektiven neu beleuchtet:
„Bild und Narrativität: Theorien, Zugänge, offene Fragen“. Aus 7 unterschiedlichen Richtungen fragen sich die Teilnehmer_innen, darunter auch ComFor-Mitglieder Stephan Packard, Janina Wildfeuer sowie die Co-Organisatoren Andreas Veits und Lukas R.A. Wilde, wie sich die Zusammenhänge zwischen Theorien der Bildlichkeit und der Narrativität gegenwärtig fassen lassen und welche offenen Fragen bestehen.

Veranstaltertext:
„Insbesondere im Medien- und Informationszeitalter der Gegenwart kommt piktoralen Repräsentationen eine wichtige Bedeutung zu. Tagtäglich rezipieren Menschen bewusst oder unbewusst eine Vielzahl bildlicher Darstellungen. Das Symposium fokussiert dabei unbewegte monoszenische Bildtypen, die anders als etwa Comics, Bildfolgen, pluriszenische Bilder oder verschiedenste Bewegtbildmedien gerade keine multiplen, aufeinander bezogenen Situationen oder Szenen darstellen. Stattdessen interessieren sich die Referent_innen für piktorale Artefakts, die auf einen spezifischen Handlungsmoment fokussieren, welcher sich dennoch als ausschnittartige Darstellung einer möglichen Welt, einer ‚Diegese‘ deuten ließe. Zu denken wäre dabei nicht nur an ‚kanonische‘ Kunstwerke, sondern auch an Bildtypen aus Werbung und Stock-Fotografie, an social media-memes oder politische Karikaturen und Cartoons, aber auch an stark gebrauchsorientiertes piktorales Informationsdesign. Die Referent_innen erwägen dabei sowohl Fragestellungen, die primär rezeptionsseitige Aspekte einer ‚Narrativierung‘ betreffen, als auch eher werkbezogene Fragen nach dem narrativen Potential der genannten Ausprägungen von Einzelbildern. Zugleich können dabei narratologische Ansätze und Begrifflichkeiten auf Anschlussstellen zu verschiedenen bildtheoretischen Teildisziplinen befragt werden (etwa Phänomenologie und Semiotik, Medienwissenschaft oder transmediale Narratologie).  Gleichzeitig hinterfragen die Referent_innen, welche medienspezifischen Repräsentationsformen Einzelbilder nutzen (können), um ein ‚intrinsisches Erzählpotential‘ auszuprägen, das sich unabhängig von existierenden Prätexten ergibt, auf die durch piktorale Darstellungsmittel nur Bezug genommen wird. Das Symposium sucht damit nach neuen Perspektiven auf:
• die Eigenschaft(en) der Narrativität: Anschlüsse; Revisionen; Erweiterungen bestehender (transmedialer) Definitionen
• den Vorgang der narrativen Interpretation (Voraussetzungen, Prozesshaftigkeit, psychologische oder kognitionswissenschaftliche Verortung)
• piktorale Darstellungsmodi und ihr narratives Potential (Wahrnehmungspsychologie, Bildsemiotik, Bild-Philosophie)
• die Erklärungskraft und die ‚narratologischen Potenziale‘ bestehender bildtheoretischer Zugänge und Prämissen“

Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten. Kontakt: Lukas Wilde (lukas.wilde@uni-tuebingen.de)

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Symposium „Mangas, Graphic Novels und Comics in der Gegenwartskultur“

Termin:
23.03.2018 - 25.02.2018

Die Evangelische Akademie Baden veranstaltet Ende März ein dreitägiges Comic-Symposium in Karlsruhe, an dem mit Bernd Dolle-Weinkauff, Véronique Sina und Marie Schröer auch zahlreiche ComFor-Mitglieder vertreten sind: „Bumm, Zack, Bäng. Mangas, Graphic Novels und Comics in der Gegenwartskultur“.

Organisation:
Pfr. Dr. Gernot Meier
Teilnahme:
195 € inkl. Mahlzeiten, Übernachtung und Tagungsbeitrag

Veranstaltertext:
„Mangas, Graphic Novels, Comics und Cartoons und viele andere Formen sequenzieller Erzählformen gehören außerhalb Deutschlands völlig selbstverständlich in das Feld der Gegenwartsliteratur und Gegenwartskunst. Kaum eine andere Fangemeinde dieser Form der Gegenwartskultur in Europa ist unterschiedlicher, bunter und kreativer. Ursprünge dieser Form der Erzählungen finden sich auf Felsen gemeißelt, in Kirchenfenstern verewigt oder kunstvoll auf Seidenpapier gebannt. Comics, Graphic Novels usw. sind an kein Genre gebunden und thematisieren Liebe und Freundschaft, Hass und Leidenschaft, aber genauso Religion oder Sterben und Tod. Langsam entwickelt sich auch in Deutschland eine wachsende Leserschaft und Szene. Impulse dafür kommen dabei aus den zur Zeit erfolgreichsten Kinofilmen: Sie haben ihren Ursprung oft in den Comics.“

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Tübinger Winter School: „De/Recontextualizing Characters“

Termin:
27.02.2018 - 02.03.2018

Vom 27. Februar bis zum 2. März 2018 veranstaltet das Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen eine Winter School zur De- und Rekontextualisierbarkeit und prä-narrativer Zirkulation transmedialer Figuren:

De/Recontextualizing Characters: Media Convergence and Pre-/Meta-Narrative Character Circulation

In dem 4tägigen Programm aus 11 Keynotes und 10 Workshops zu Figuren aus und in Filmen, Serien, Animation, Videogames, Pen&Paper-RPGs, Cosplay und Lyrik kommt insbesondere auch Comics und Manga eine außerordentlich große Bedeutung zu. Mit Jaqueline Berndt (Stockholm), Jan-Niklas Meier (Bielefeld), Christina Meyer (Osnarbrück), Stephan Packard (Köln), Johannes Schmid (Hamburg), Jan-Noël Thon (Nottingham), Jeff Thoss (Berlin) und Vanessa Ossa (Tübingen) ist die ComFor-Beteiligung insgesamt auch recht hoch.
Eine Teilnahme ist jederzeit möglich, um Anmeldung unter contextualizingcharacters (ät) graduiertenakademie.uni-tuebingen.de wird gebeten.

Die Winter School wird durch das Zukunftskonzept der Universität Tübingen (Deutsche Forschungsgemeinschaft, ZUK 63) ermöglicht und von Lukas R.A. Wilde organisiert.

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Premiere mit Vorträgen zum 1. AGYA „Science Comic“

Bei der AGYA (Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities) handelt es sich um eine Gesellschaft, die seit 2013 Forschungskooperationen zwischen deutsch- und arabischstämmigen Wissenschaftler_innen aus allen Disziplinen fördert. Am 26. Januar feiert die AGYA die Veröffentlichung von „The Rise of the Incredible Salty Salicornia Power Plant”, ihrem ersten „Science Comic“. Gegenstand sind Halophyten (Salzplanzen), die in weiten Bereichen des mittleren Ostens und auch in Deutschland wachsen. Die mehrstündige Veranstaltung „Picture it! The Potential of Halophytes in Bioenergy Production“ bietet neben einem Keynote-Vortrag zum eigentlichen Gegenstand (Prof. Dr. Thomas Bauers  “Halophytes in Classical Arabic Botany”) auch reflexive Präsentationen zum Comic als Medium der Wissensvermittlung: Der ägyptische Journalist Ashraf Amin wird über “Challenges and Opportunities of Launching a Science Comic Series in the Arab world: Experiences from Egypt” sprechen, Dr. Jan Friesen vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung präsentiert Gedanken zum „The Making-of: From Scientific Paper to Science Comic“, während Dr. Christian Bachmann einen historischen Beitrag beisteuert: “Picturing the Observer: Framing Telescopes and Microscopes in 19th Century Cartoons and Early Comics”.

Die Veranstaltung ist frei zugänglich, allerdings wird bis morgen Abend (23. Januar) um Anmeldung unter agya@bbaw.de gebeten.

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Vorträge zur Ausstellung „Rudolph Dirks“ in Heide

Termin:
18.02.2018 - 22.04.2018

Am 18. Februar 2018 eröffnet auf der Museumsinsel Lüttenheid die Ausstellung „Rudolph Dirks – Zwei Lausbuben und die Erfindung des modernen Comics“ (Ausstellungspost folgt).  Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet, welches auch einige Vorträge beinhaltet. Drei Einzelvorträgen werden dabei durch eine dreiteilige Vortragsreihe von Benedikt Brebeck zum Thema „Überblick und Entwicklungen des Comics vom frühen Zeitungsstrip bis zur Graphic Novel“ ergänzt.

Vortragsprogramm:

Dienstag, 27. Februar 2018, 19:00 Uhr
Benedikt Brebeck, „Bilder für Alle. Neue Sehgewohnheiten und die Erfindung des Comics“

Dienstag, 6. März 2018, 19:00 Uhr
Benedikt Brebeck, „Helden braucht die Welt. Die Verbreitung des Comic-Hefts und Popularität eines Mediums“

Donnerstag, 15. März 2018, 19:00 Uhr
Tim Eckhorst, „Wie die Dithmarscher den Comic erfanden“

Dienstag, 20. März 2018, 19:00 Uhr
Benedikt Brebeck, „Der Comic wird literarisch. Themenvielfalt und das Aufkommen der Graphic Novel“

Dienstag, 27. März 2018, 19:00 Uhr
Hans Thomas Carstensen, „Ein amerikanischer Traum – Andy Warhol Superstar“

Dienstag, 10. April 2018, 19:00 Uhr
Dirk Meier, „Menschen in Bewegung. Schleswig-Holstein als Ein- und Auswanderungsland von der Prähistorie bis in die Gegenwart“

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Symposium „Japan Pop goes global?“ in Köln

Termin:
19.01.2018 13:30-19:30

Das japanische Kulturinstitut Köln veranstaltet am kommenden Freitag ein Symposium, bei dem dem Themenbereich Manga großes Gewicht zukommt: „Japan Pop goes global? – Japanische Populärkultur und ihre vielschichtige Rezeption in Deutschland“. Bernd Dolle-Weinkauff, Jaqueline Berndt sowie Kristin Eckstein werden Vorträge zu Aspekten des Manga halten, im Anschluss wird Stephan Köhn eine Podiumsdiskussion moderieren.

Die Veranstaltung ist öffentlich und kann ohne Anmeldung und kostenfrei besucht werden.

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Veranstaltertext:
„Manga, Anime, Cosplay, Videogames, Spiele, Popmusik und Mode aus Japan haben längst Einzug in unseren Lebensalltag gehalten. War es vor noch gar nicht allzu langer Zeit vor allem die traditionelle Kultur des Landes, die hier bewundert und rezipiert wurde, so ist es in neuerer Zeit die Populär- und Subkultur, die unseren Alltag und unser Bild vom modernen Japan prägt.

Die verschiedenen Formen der Teilhabe – sei es passiv durch die Rezeption von z.B. Manga, Anime etc. oder (inter)aktiv durch die Teilnahme an Games, Cosplay usw. – bilden hier zweifelsohne den großen Reiz. Schon längst ist daher japanische Populärkultur nicht mehr gleichzusetzen mit Jugendkultur. Sie wird inzwischen alters-, geschlechts- und schichtübergreifend rezipiert – und dies aus den unterschiedlichsten Beweggründen.

Vieles aus dem Bereich Japan Pop erscheint auf den ersten Blick sehr „westlich“ und „unjapanisch“. Ein genauerer Blick auf die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte zeigt jedoch, wie sehr all diese Phänomene bis zu einem gewissen Grad immer noch in der japanischen Kultur verwurzelt sind und deren Ästhetik
widerspiegeln. Populärkultur ist Ergebnis und Motor eines fortwährenden Austauschs mit anderen Kulturen weltweit. Sie ist lokal und global zugleich.

Mit dem eintägigen Symposium sollen zentrale Aspekte bei der Genese, Produktion und Rezeption von japanischer Populärkultur in einer Zusammenschau herausgearbeitet werden. Neben einer allgemeinen Einführung in die Entwicklungsgeschichte
der Populärkultur in Japan stehen im ersten Themenblock des
Symposiums Prozesse und Mechanismen der Verbreitung von Manga- und Game-Kultur in Deutschland im Mittelpunkt. Der anschließende zweite Themenblock beleuchtet Aspekte der Rezeption von Populärkultur aus Fan- und Konsumentenperspektive und der Vermarktung von Manga auf Verlagsseite. Eine abschließende Diskussionsrunde will versuchen, ein Gesamtbild zu zeichnen und einzelne Aspekte.“

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Vortrag Leipzig: „Moderne Comic-Heldinnen zwischen Emanzipation und Stereotyp“

Termin:
09.01.2018 17:15

Zu Beginn des neuen Jahres wird das Gleichstellungsbüro der Universität Leipzig und das Referat für Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Leipzig einen Vortrag von Dr. Kerstin Borchhardt in der Stadtbibliothek Leipzig präsentieren: „Einfach Super!? Moderne Comic-Heldinnen zwischen Emanzipation und Stereotyp“.

Veranstaltertext:
„Im Zeichen der *Heldinnen* wird die Veranstaltungsreihe „Wer ist dieser Herr Gender?“ fortgesetzt. Hierzu wird Frau Dr.^in Kerstin Borchhardt anhand aktueller und historischer Beispiele aus den US-amerikanischen Seriencomics die Entwicklung der Superheldinnen genauer unter die Lupe nehmen: In Zeiten des ersten weiblichen /Doctor Who/s und des /Thor Girl/s//scheinen Frauen ihren Anspruch auf die erste Riege moderner Comic-Heldinnen bereits verwirklicht zu haben. Doch ist das tatsächlich der Fall? Welche Typen von Superheldinnen gibt es heute überhaupt? Wie haben sie sich entwickelt? Wie werden sie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen charakterisiert? Und wie werden sie von den Fans aufgenommen? Diese Fragen sind keineswegs nebensächlich, da Comic-Heldinnen nicht nur Teil der zeitgenössischen Unterhaltungsindustrie sind, sondern auch die Veränderung beziehungsweise Beständigkeit von weitverbreiteten Gender-Stereotypen im populärkulturellen Medium des Comics reflektieren.“

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AG-Comicforschungstagung in Gießen: „Graphic Realities“

Ende Februar 2018 findet an der Justus-Liebig-Universität Gießen eine internationale Tagung der AG Comicforschung der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) in Kooperation mit dem Gießener
International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) statt. Die von Laura Schlichting (Gießen) und Johannes C.P. Schmid (Hamburg) ausgerichtete Veranstaltung trägt den Titel „Graphic Realities: Comics as Documentary, History, and Journalism“. Das Programm umfasst vier Sektionen mit insgesamt 12 Vorträgen internationaler Beiträger_innen. Zu den geladenen Referent_innen, die das Programm bereichern werden, zählen Prof. Dr. Jörn Ahrens (Justus-Liebig-Universität Gießen), Dr. Nina Mickwitz (University of the Arts London), Prof. Dr. Dirk Vanderbeke (Friedrich-Schiller-Universität Jena) sowie Prof. Dr. Wibke Weber (Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur).

Anmeldungen zur kostenfreien Teilnahme an der Tagung sind bis zum 10.02.2018 möglich unter graphicrealities@gcsc.uni-giessen.de

Veranstaltertext:
„While comics have traditionally been associated with fictional, especially funny and/or fantastic stories, they have in recent decades become a major vehicle for nonfiction, as well. This development coincides with a time that has been described as ‘post-truth’, in which established news media face a crisis of confidence. The turn towards comics is a turn towards a medium, which inherently promotes simplification and exaggeration. Cartoon imagery thus immediately exhibits the subjectivity of the artist and her or his interpretation – but what could be considered a hindrance towards factual reporting has become an important resource. The overt display of subjectivity and medial limitations as a show of honesty has been described as an authentication strategy of graphic nonfiction. In contrast to formats based on camera-recorded images like photography and film nonfiction comics cannot lay claim to indexing premedial reality. Rather, individual graphic styles index their own creator who as witness becomes the main authenticator. Thus, comics shift the weight of authentication from medial prerequisites towards their authors and artists and thus the textual properties referencing them. One of the questions that will be discussed at the conference is thus the relation of inherent medial properties of comics as vehicle for nonfiction.
While among graphic nonfiction life writing in particular has received widespread scholarly attention, this conference will focus on recent approaches to comics as documentary, history, and journalism. As opposed to graphic memoirs in which authors reflect upon their own lives and experiences, these works focus on the lives and experiences of others. Thus, authors and artists need to do justice towards their subjects, as well as to their own experience and negotiate their own voices within their stories. This becomes especially relevant as a majority of graphic reportages centers around highly traumatizing crises and catastrophes, such as war, displacement, natural disasters, and oppression. The conference is intended to explore how authors and artists utilize the medium of comics for nonfiction and address these ‘graphic realities’.“

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Vortrag „Mickey und der Golem“ in Freiburg

Am 14. Dezember 2017 spricht ComFor-Mitglied Ole Frahm im Freiburger Restaurant Laterna Magika über „Mickey und der Golem. Reflexionen der Judenvernichtung im Comic“. Veranstaltet wird der Vortrag vom ça ira Verlag.

Kurzbeschreibung:

„An die Vernichtung der Juden wird in Deutschland bis heute vorrangig durch Fotografien erinnert, die von überzeugten Nationalsozialisten aufgenommen wurden. Weder die wenigen Aufnahmen des Sonderkommandos in Auschwitz noch die vielen, oft seriellen Häftlingszeichnungen sind im deutschen Bildgedächtnis weit verbreitet. Nicht erst seit MAUS – A Survivor’s Tale von Art Spiegelman ist in Comics ein anderes Bildgedächtnis etabliert. Dieses reflektiert, wie in MAUS, die Überlieferung selbst, kann aber auch, wie z.B. in Breath of Bones. A Tale of the Golem von Steve Niles, Dave Wachter und Matt Santoro, eine andere Bildwelt entwickeln. Dies sind nicht unbedingt nur nachträgliche Versuche, schon 1942 hat Horst Rosenthal mit Mickey in Gurs gezeigt, dass sich mit Comic-Figuren die Judenverfolgung reflektieren lässt. Doch vor allem stellen die Comics die Frage, in welchen Bildern an den Holocaust erinnert wird und welche andere Erinnerung jenseits des in Deutschland favorisierten Täterblicks möglich wäre.“

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Comic-Vorträge zum Dies Academicus der Uni Bonn

Termin:
06.12.2017 10.15h-12.00h

Joachim Trinkwitz und Rolf Lohse, die Organisatoren der 12. ComFor-Jahrestagung, die am kommenden Wochenende in Bonn ausgerichtet wird, werden auch unmittelbar danach nicht zur Ruhe kommen. Für den Dies Academicus der Uni Bonn am Nikolaustag, dem 6. Dezember 2017, bieten sie zwei öffentliche Vorträge an, die gemeinsam der Materialität des Comics gewidmet sind.

Veranstaltertext:
„10.15–11.00 Uhr — Joachim Trinkwitz: Hands on! Interaktivität im Medium Comic
Im Umfeld des Comics hat sich, wie bei anderen populären Medien auch, eine vielfältige Partizipationskultur entwickelt. Fans beteiligen sich aktiv an Produktionsprozessen von Serien durch Leserbriefe, Mails und Forumsbeiträge, durch Fanart, Youtube-Videos und Cosplay. Darüber hinaus können Comics allein durch ihre materielle Geformtheit schon während des Lesens die Rezipienten zu eigenen Aktivitäten stimulieren, die über das bloße Umblättern von Seiten – die grundlegende Geste des Lesens – weit hinausgehen. Das, was häufig nur den elektronischen Medien nachgesagt wird, findet man auf kreative Weise auch im Druck auf Papier verwirklicht. Der Vortrag wird, anhand vielfältiger konkreter Beispiele, auf beide Arten von Interaktionsformen eingehen, die individuellen während der Rezeption und die sozial ausgerichteten danach.

11.15–12.00 — Rolf Lohse: Wenn der Comic sich selbst bespiegelt … Medienreflexivität und Komik in graphischen Erzählungen
Wie die Literatur und der Film erzählen auch Comics ihre Geschichten zumeist auf eine transparente Weise. Dann tritt das Medium Comic hinter der erzählten Geschichte zurück und dient rein als Transportmedium. Allenfalls unterscheiden sich solche Comics dann hinsichtlich der gewählten Darstellungsstile. »Hohe Literatur« und anspruchsvollere Filme zeichnen sich allerdings häufig dadurch aus, dass Passagen vorkommen, die die Medien Literatur oder Film thematisieren. In gewisser Weise »bespiegeln sich« literarischer Text und Film in solchen Passagen. Die Medienreflexivität gilt als Marker von Literarizität und Modernität. Medienreflexivität gibt es auch im Comic. Die Wirkung von Comicerzählungen, die das Medium thematisieren, kann frappierend sein. Denn häufig greifen in medienreflexiven Comics Figuren aus der dargestellten Welt über den ihnen normalerweise zukommenden Wirkraum hinaus auf Verfahren der räumlichen und zeitlichen Gestaltung zu, die üblicherweise ausschließlich vom Autor oder dem Erzähler eingesetzt werden können. An einigen jüngeren Beispielen aus dem Comic und dem Manga werden die Verfahren und Möglichkeiten »medienreflexiven« Erzählens erläutert und die Komikpotentiale solcher Verfahren thematisiert.“

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