Tagungsband: Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics

Auf dem Comicfestival München 2011 präsentierte Ralf Palandt (ComFor) als Herausgeber den Sammelband „Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“ (Verlag Archiv der Jugendkulturen). Vorausgegangen war im Jahr davor die gleichnamige internationale Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll, auf der namhafte ReferentInnen aus den Bereichen Geschichte, Theorie, Forschung und Praxis zum Thema Vorträge hielten und Workshops anboten. Um den Impuls eines solchen Leuchtturm-Projektes weiter zu verstärken, folgte der Tagungsband, erweitert auf insgesamt 26 AutorInnen und einen Interviewpartner. Im interdisziplinären Rahmen werden Inhalte, Funktionen und Mechanismen von rechtsextremen, rassistischen und antisemitischen Comics, von „Comics gegen Rechts“ und von Geschichtscomics mit NS- und Holocaust-Thematik sowie Möglichkeiten für die Bearbeitung des Themas und den zielgruppenadäquaten Einsatz entsprechender Comics in Schule und politischer Bildung vorgestellt und diskutiert. Auf der Internetseite zum Buch des Archivs der Jugendkulturen kann man das Inhaltsverzeichnis und die Einführung anschauen bzw. herunterladen.

Mittlerweile liegen erste Stimmen vor. Hier einige Beispiele in Auszügen:

Heiner Lünstedt auf seiner Highlightzone-Homepage:

„[…] Durch mehrere Verdienste ragt dieser wissenschaftliche Sammelband aus der Menge der Comic-Sekundärwerke und politischen Fachbücher heraus. Zum einen wird hier zum ersten Mal das Titelthema von allen Seiten her bearbeitet. […] Wer mit ‚Comics gegen Rechts‘ arbeitet, sollte wissen, welche ‚Comics von Rechts‘ es gibt. Wer Comics im Schulunterricht einsetzt, sollte nicht nur eine kritische Sicht auf die Inhalte haben, sondern auch erkennen können, ob und welche Stereotypen sich darin befinden und wie man mit ihnen umgehen kann. Daher ist es nur folgerichtig, dass sich die meisten Aufsätze mit der Darstellung der NS-Zeit und des Holocausts in Comics beschäftigen und der Verwendung dieser Comics im Unterricht. Gerade hier kommt der weitere große Verdienst des Sammelbands zu tragen, nämlich die interdisziplinäre Offenheit, die verschiedene Perspektiven, Meinungen und Ansätze zugelassen hat. Hier treffen Autoren mit unterschiedlichen, zum Teil konträren Ansichten zu bestimmten Comics aufeinander und geben damit entscheidende Anstöße für eigenes Reflektieren der besprochenen Comics. Viele der thematisierten Comics kennt man auch als Graphic Novels, als Sach- und Geschichtscomics aus den aktuellen Besprechungen des Feuilletons her und als Gegenstand akademischer Veranstaltungen. Wer hier mitreden will, wird auf diesen Sammelband nicht verzichten können. […]“

Katharina Weile auf dem Internetportal Mut gegen rechte Gewalt der Zeitschrift Stern und der Amadeu Antonio Stiftung:

„[…] In seinem umfangreichem Vorwort widmet sich Ralf Palandt der Darstellung verschiedenster Comic-Formen und Intentionen und macht dabei deutlich, dass diese Medium sowohl „von rechts“ als auch „gegen rechts“ genutzt wird. […] Je nach Vorwissen des Lesers wird dieser über die Zahl der Comics, die sich mit den schwierigen Themen NS-Zeit und Holocausts beschäftigen mehr oder weniger überrascht sein. Dieses Kapitel liefert neben einem aufschlussreichen Einblick in die Möglichkeiten, die das Medium Comic eröffnet, auch die Erkenntnis, dass eine solche Form der Darstellung auch immer eine Gratwanderung ist. Trotz guter Absichten ist bei weitem nicht jeder Comic gelungen und empfehlenswert. Trotzdem plädiert dieser Tagungsband für den effektiven Einsatz von Comics im Schulunterricht und in der politischen Jugendarbeit. In diesem Themenbereich liegt wohl der bemerkenswerteste Aspekt des Sammelbandes. Anstatt die Comics, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, lediglich zu analysieren, werden auch Beispiele und Möglichkeiten für deren erfolgreichen Einsatz in der Praxis aufgezeigt. In diesem Zusammenhang werden erneut die ausführlichen Präsentationen der „Comics von rechts“ relevant, denn nur wenn man um deren Vorhandensein weiß und ihre Strategie durchschaut, kann man wirkungsvoll etwas entgegensetzen.

Fazit: Lesen lohnt!

Ralf Palandt hat mit dem Tagungsband „Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus“ ein umfangreiches Werk herausgegeben. Die Fülle an Informationen, Bildmaterialien und Themenbereichen bieten tiefgehende Einblicke in das Thema, sodass sich mehr als nur ein Blick in dieses Buch lohnt, unabhängig davon, ob man privat begeisterte Comicleserin ist oder beruflich dieses Medium in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern einsetzen möchte.“

Thomas Greven in „Comicforschung: Alles, was rechts ist“ in der Zeitung Der Tagesspiegel vom 07.09.2011 (eine erweiterte Würdigung steht auf den online-Kulturseiten von www.tagesspiegel.de):

„Eine wahre Schatzkiste der Comicforschung hat Herausgeber Ralf Palandt mit dem opulenten Sammelband ‚Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics‘ vorgelegt. […], es geht um Comics von rechts, Comics aus der Zeit des Faschismus, um rassistische und antisemitische Stereotype in Mainstreamcomics, um Bildgeschichten gegen Rechtsextremismus. Viel Raum nimmt die Frage ein, ob etwa Comics über den Holocaust geeignet sind, im Schulunterricht verwendet zu werden, um Geschichte zu vermitteln und Rassismus zu begegnen. Viel hängt dabei vom Betrachter ab, seinem kulturellen und Bildungshintergrund. Es bedarf der Kompetenzen, aber diese können erworben werden – dieser Band ist mehr als ein erster Schritt dazu.“

Auch Ingolf Seidel empfiehlt den Sammelband in „Neu eingetroffen – Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“ auf dem Online-Bildungsportal „Lernen aus der Geschichte“. Seine kritische Besprechung einzelner Aufsätze und AutorInnen kann dort nachgelesen werden.

„Comic lesen hat Konjunktur. Das gilt für die Rezeption durch breite Leser/innenschichten von Jung bis Alt, wie auch für den Einsatz in der historischen und politischen Bildung. Sicherlich liegt das letztgenannte Interesse unter anderem darin begründet, dass Pädagog/innen sich mittels des intermedialen Charakter der sequentiellen Geschichten des Comics mit ihrem intermedialen Charakter einen Zugriff auf die vielzitierten jugendlichen Lebenswelten erhoffen, der scheinbar zwangsläufig tief gehende Bildungsprozesse ermöglicht. Sicherlich kann festgehalten werden, dass Comics „als Träger geschichtspolitischer Positionen“ (S.44) ernst zu nehmen sind.

Schon der Titel des vorliegenden Bandes „Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comic“ zur gleichnamigen internationalen Tagung im März 2010 weist uns darauf hin, dass dem Comic nicht nur eine aufklärerische und emanzipatorische Seite zu eigen ist. Der Herausgeber, Ralf Palandt, selbst Comic Zeichner und ein profilierter Lobbyist des Mediums, stellt fest, dass wer sich mit den titelgebenden Problemfeldern befasse, nicht an Comics vorbei käme (S. 6). Gerade weil Bilderwelten eine große Wirkungsmacht entfalten und weil selbst in Fachkreisen die Meinung vertreten wird, es gäbe keine rechtsextreme Comickultur, bzw. diese wegen ihrer schlechten handwerklichen Ausführung nicht ernst genommen wird, erscheint eine vertiefende Auseinandersetzung ratsam. Dazu liefern, um die Würdigung vorwegzunehmen, die sechsundzwanzig Aufsätze mehrheitlich sehr gute Anregungen auf wissenschaftlichem Niveau und die liebevolle Ausstattung des Bandes mit vielen mehrfarbigen Beispielen aus der gezeichneten Welt macht das Ganze zu einem besonderen Leseerlebnis. […]

Auffallend in der Konzeption des Bandes ist die relativ breite Problematisierung des Antisemitismus, die mehrere Autor/innen vornehmen. Wurde vor wenigen Jahren noch Antisemitismus bestenfalls als besondere Ausformung von Rassismus betrachtet, so spiegelt sich eine veränderte gesellschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Ressentiment auch im vorliegenden Band wider. […]

Notgedrungen muss die hier vorgestellte Auswahl an Aufsätzen lückenhaft bleiben. Allen am Comic Interessierten sei daher der Band ausdrücklich ans Herz gelegt und für jene, die Comics in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit einsetzen erscheint das Werk beinahe als ein Muss, da es den Stand der Diskussion um Kunstform, Populärkultur und Didaktik umfassend dokumentiert.“

Roland Schwarz in der ekz.bibliotheksservice-Publikation ID bzw. IN 2011/38:

“Das Titel-Thema war zwar wiederholt – als eines unter mehreren – Gegenstand von
Sekundärwerken und Zeitschriften, eine Monografie dieser Ausführlichkeit gab es m.W. aber
noch nicht. Unter der Herausgeberschaft des vielseitigen Comic-Schaffenden Palandt
(Comics, Filme, Veranstaltungen etc.) haben zahlreiche internationale Expertinnen und
Experten Beiträge geliefert zu den Komplexen “Comics in rechten Printmedien”, “Comics im
Faschismus”, rassistische und antisemitische Stereotype, “Comics gegen
Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus” sowie (als umfangreichstes Kapitel)
“NS- und Holocaust-Comics im Schulunterricht”. Alle Artikel (2 davon nur in Englisch) gehen
stark in die Tiefe, sind geprägt von hoher Sachkenntnis und versehen mit einer Vielzahl von
repräsentativen Comic-Panels, -Seiten oder Bildsequenzen. Zu jedem Großkapitel gibt es ein
ausführliches Literaturverzeichnis, auf das die vielen Fußnoten verweisen. Ein wichtiger
Band, in Umfang und Gründlichkeit konkurrenzlos, teilweise allerdings mit
wissenschaftlichem Anspruch, den sich zumindest größere Bibliotheken leisten sollten.”

Ulrich Horb in „Zwischen Aufklärung und Agitation – Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“ in der Zeitschrift Berliner Stimme Nr. 18 vom 24.09.2011:

„Comics können komplizierte Zusammenhänge in einfache Bildsprache übersetzen. Und wo Vereinfachung möglich ist, sind auch Rechtsradikale nicht weit. Sie nutzen Comics vielfältig zur Stimmungsmache. Und auch die Institutionen, die Aufklärung darüber betreiben, setzen im Kampf um die Köpfe auf Bilder. Ein umfangreicher und schwergewichtiger Band nimmt sich des Themas jetzt an.

Mit dem Band „Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“ hat das Archiv der Jugendkulturen eine umfassende Sammlung von thematisch vielfältigen und reich bebilderten Aufsätzen vorgelegt. Das Archiv sammelt Materialien und Äußerungsformen von Jugendkultur, darunter Fanzines, Zeitschriften und Comics. Es führt aber auch die Fachleute zusammen, die die Materialien analysieren und auf Fachkonferenzen bewerten.„Generell herrscht ein großer Mangel an Wissen über die gesellschaftspolitische Bedeutung, über die Wirkungs- und Einsatzmöglichkeiten von Comics“, so die Einschätzung des Archivs. „Werden hier Gefahren für die Gesellschaft und Mittel zu ihrem Schutz sträflich übersehen? Welches bildungspolitische Potential steckt in Comics?“

Austausch an Wissen und Erfahrung

Herausgeber Ralf Pallandt setzt an den Anfang bewusst keine Definitionen und Festschreibungen von Begriffen, sondern er fordert größtmögliche Offenheit. Palandt: ‘Der Austausch an Wissen und Erfahrungen ist essentiell für die Bestimmung und Bekämpfung von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus und für eine Weiterentwicklung von Unterrichtsformen und Materialien der politischen Bildungsarbeit.’ […]

Das Buch ist zunächst einmal eine opulente Materialsammlung und eine Fundgrube für Quellen. Neben Aufsätzen von und Interviews mit 20 internationalen ExpertInnen enthält der Band eine Vielzahl von Illustrationen und Comic-Beispielen zu den Texten, viele historische Belege und Hinweise. Es sind Arbeitsmaterialien, die Einblick in künstlerische Arbeit und Auseinandersetzung mit den Themen vermitteln, aber auch in den politischen Einsatz.

Comics und Zeichnungen werden von den Autoren auf ihre Bildsprache und ihre Merkmale hin untersucht, Vereinfachungsmechanismen werden erklärt. Ob und wie die Wirkung solcher Geschichten und Bilder eintritt, wie nachhaltig sie ist, ob sie das Denken verändert oder nur vorhandene Trends verstärkt, ob Themen damit neu gesetzt werden können, welche Gruppen der Gesellschaft erreicht werden – all das ist sicher genauere Untersuchungen wert. Auch in der Frage, mit welchen Mitteln Aufklärung betrieben werden kann, wie Rechtsradikalismus und die Verfolgung von Minderheiten auch mit den Mitteln der Comics wirkungsvoll bekämpft werden können, muss weiter untersucht werden. Gerade der interdisziplinäre Rahmen des Archivs der Jugendkulturen bietet dafür gute Voraussetzungen.“

Dietrich Grünewald in „Nicht komisch – Comics und die Themen Fremdenhass, Rassismus und Rechtsextremismus“ für die Zeitschrift Kunst+Unterricht Nr. 356 über den Tagungsband und das Buch Das Fremde als Argument von Oliver Näpel:

„[…] Comics sind eine eigenständige Kunstform, ein Mittel auf spezifische Art etwas zu erzählen, zu zeigen. Entsprechend sind Comics prinzipiell auch für jede Art von Ideologie und Aussage nutzbar. Das macht der umfangreiche Band deutlich, den Ralf Palandt herausgegeben hat. Er basiert auf einer Tagung in Bad Boll und versammelt neben Palandt weitere 25 Autorinnen bzw. Autoren, kompetente nationale wie internationale Fachleute, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Verhältnis von Comics und rechtsextremen, rassistischen und antisemitistischen Themen untersuchen. Anschaulich, konkret analysierte Beispiele machen deutlich, wie rechtsradikale Kreise auch Comics nutzen, um ihre Ideologie zu verbreiten und Anhänger zu rekrutieren. Das bezieht sich auf entsprechende Beispiele in Deutschland, aber auch in Ungarn, in Italien zur Zeit des Faschismus oder auf Nazi-Propaganda in französischen Comics während der deutschen Besatzung. Bewusst wie unbewusst können Comics dazu beitragen – wie auch Näpel gezeigt hat -, dass rassistische und antisemitische Stereotype als populäre Bilder Einstellungen prägen. Dabei zeigen die Analysen dieses Kapitels, dass vermutete Wirkungen aber auch vorsichtig und differenziert zu diskutieren sind. Ebenso wie Comics, die gezielt gegen rechte Positionen Stellung beziehen und Jugendliche sensibilisieren und aufklären wollen. Die Untersuchung beispielhafter Comics (wie die vom NRW-Innenministerium initiierte Serie „Andi“) macht deutlich, dass in manchen Fällen durch eine allzu simple und selbst wiederum klischeehafte Darstellung das angestrebte kritische Ziel in Frage gestellt wird. Besonders hilfreich, vor allem für Lehrerinnen und Lehrer, ist das Kapitel, das sich mit NS- und Holocaustcomics im Schulunterricht befasst. Zwölf Beiträge stellen verschiedene Beispiele aufklärender Comics vor, zeigen mögliche Wege der Vermittlung auf und sensibilisieren für die Probleme, die sich dabei ergeben können. Besonders konkrete Hinweise gibt der Beitrag über den Comic „Die Suche“, der in Zusammenarbeit mit dem Anne-Frank-Haus (Amsterdam) als didaktischer Geschichtscomics zur Aufarbeitung der NS-Zeit entwickelt wurde.

Beide Bücher zeigen auf, welche Gefahren aber auch welche Chancen Comics zu den Themen Fremdheit, Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus aufweisen – und wie nötig eine angemessene Rezeptionskompetenz ist. Die zu entwickeln, ist (auch) Aufgabe der Schule. Das vorgestellte Material, die konkreten, Kontexte einbeziehenden Analysen, die differenzierte Auseinandersetzung sind hier eine unverzichtbare Grundlage, Auch für den Kunstlehrer bieten beide Bücher umfassende Informationen und zeigen methodische Analysewege auf, die im Unterricht genutzt werden können“.

Marc Schütz in „Auch Comics machen Politik“ in der Märkischen Oderzeitung vom 30.09.2011:

„Oranienburg (MZV) Comics – für die einen sind das nicht mehr als bunte Bildchen, aneinander gereiht zu einer mehr oder weniger spannenden Klolektüre. Für andere – für die unzähligen Sammler zum Beispiel – sind sie Lebensinhalt. Im Hintergrund hat sich aber schon lange eine seriöse Comicforschung etabliert. Und die hat nicht erst seit gestern erkannt, dass Comics auch politisch missbraucht werden können. […]

Wohl auch deshalb ist ‘Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics’, herausgegeben von Ralf Palandt, eine wichtige Bestandsaufnahme rechter Tendenzen im Subtext von Superhelden und schnellen Geschichten. Beleuchtet wird von den verschiedenen Autoren eine Vielzahl von Figuren. Schlaglichtartig. Das reicht vom NPD-Strip bis hin zu Asterix, Mickey Mouse oder Tim und Struppi.

Interessant wird der Sammelband für den Laien vor allem dann, wenn es bei bekannten Größen ans Eingemachte geht. Zum Beispiel beim zwielichtigen Seher in den Asterix-Comics, der es sogar bis auf die Kinoleinwand schaffte. In ihm sieht die Autorin Regina Schleicher ein Beispiel des „Ewigen Juden“ – mit Jakobsstab, krummer Nase und Fellbekleidung. Antisemitismus par excellence, sozusagen. Oder auch der Händler „Jeremias Bowler“, der mit ähnlichen Stereotypen als „Schacherjude“ ausgestattet im Fix und Foxy-Comic „Lucky Luke muss zum Militär“ seine Hüte an den Mann bringen will.

Spannend sind besonders die geschilderten Geschehnisse hinter den Kulissen, wenn Verleger, Chefredakteure oder Zeichner mit den in Comics entdeckten Vorurteilen konfrontiert werden: Die Reaktionen reichen von Zurückweisung bis hin zur Einstellung einzelner Comicreihen. […]“

Eckart Sackmann in „Comics gegen Rechts“ in Comics Info Nr. 67/Winter 2011:

„Eigenartig, dass dieses Buch nicht mehr Aufmerksamkeit bekommt. Der von Ralf Palandt herausgegebene Ausstellungskatalog »Rechtsextremismus, Rassimus und Antisemitismus in Comics« ist eines der wichtigsten Bücher über Comics in diesem Jahr. […]

Was ist nun das Ungewöhnliche an diesem Buch? Von den üblichen Tagungsbänden hebt es sich allein durch seine reiche Ausstattung aus. Trotz der vielen Bilder ist dies beileibe kein Coffeetable Book. Palandt weiß, dass bei einer Diskussion über Comics das Bild nicht fehlen darf – gerade wenn man davon ausgehen muss, dass die Adressaten (LehrerInnen, WissenschaftlerInnen und Studierende, VertreterInnen aus Politik und Verwaltung) den Umgang mit Comics nicht gewohnt sind. Ungewöhnlich ist auch die Mixtur: hier Comics von Rechts, da Comics gegen Diskriminierung. Beides hängt zusammen und wird doch selten zusammen angesprochen. Palandt ist vermutlich der erste, der es gewagt hat, die »rechte Szene« nach entsprechenden Comics abzusuchen.

[…] »Rechtsextremismus, Rassimus und Antisemitismus in Comics« ist politisch korrekt: nichts gegen Israel, kein Antiamerikanismus. So ist das hierzulande eben, gerade wenn ein solches Projekt durch Politik und Institutionen abgesegnet und finanziert werden muss. Dennoch: Dieser Band ist in seinem Gehalt absolut beeindruckend und empfehlenswert.“

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