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Neue Online-Fachzeitschrift: Das "Scandinavian Journal of Comic Art"

Seit kurzer Zeit ist mit dem Scandinavian Journal of Comic Art ein weiteres akademisches Fachmagazin auf dem Markt, dass sich dezidiert der Comicforschung verschrieben hat. SJoCA
Das Scandinavian Journal of Comic Art geht in seinen Grundzügen auf eine Tagung im Frühjahr 2009 in Växjö, Schweden, zurück (die Tagungsseite von damals ist leider nicht mehr greifbar). Damals wurde beschlossen, mit den Tagungsbeiträgen den Grundstock für ein neues englischsprachiges Journal zu legen. Die zeitliche Differenz wird mit dazu beigetragen haben, dass von den damiligen Beiträgen nunmehr fast gar keine mehr aufgenommen wurden. Umso mehr ist es den Herausgebern Ralf Kauranen, Rikke Platz Cortsen und Fredrik Strömberg anzurechnen, dass sie das Projekt doch noch auf den Weg gebracht haben. Entstanden ist eine frei verfügbare Zeitschrift, die durch double blind review ein hohes Maß an Professionalität verspricht. Ihr mission goal machen die Herausgeber in ihrem Vorwort deutlich:

The scope of the journal is interdisciplinary, encouraging a wide range of theoretical and methodological perspectives. The language of the journal is English. Although global in its scope, publishing high quality research regardless of national or regional boundaries, the journal is rooted in the Nordic countries (Denmark, Finland, Iceland, Norway and Sweden) and has the ambition to reflect and incite discussion in the field of comics studies in these countries.

Zur Homepage des Magazins gelangen Sie hier. Zum Inhaltsverzeichnis der ersten Ausgabe geht’s hier.

(Felix Giesa)

Rezension: Graphic Women

Hillary L. Chute: Graphic Women: Life Narrative and Contemporary Comics. New York: Columbia University Press, 2010. 316 Seiten, $ 26,50.

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Hillary L. Chute ist keine Unbekannte in der englischsprachigen Comicforschung. Bereits in ihrer Dissertation „Contemporary Graphic Narratives: History, Aesthetics, Ethics“ (2006) und im Rahmen des Themenhefts „Graphic Narrative“, das sie gemeinsam mit Marianne DeKoven für Modern Fiction Studies (Winter 2006) herausgab, wurde ihr Interesse an autobiografischen Comics deutlich. Continue reading

Detournement oder unverschämte Reduktion? Ole Frahm über "Katz"

Die  französische Produktion Katz, die Art Spiegelmans MAUS antwortet, ist spätestens durch den gegenwärtigen Rechtsstreit mit Rechteinhabern, in dessen Zug der größte Teil der Auflage voraussichtlich vernichtet wird, Gegenstand öffentlicher Diskussion geworden. Ole Frahm (Genealogie des Holocaust. Art Spiegelmans MAUS – A Survivor’s Tale. München 2006) hat Katz auf Einladung der Redaktion aus seiner Sicht kommentiert:

 

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Abb. 1. Masken bei Spiegelman

Abb. 1. Masken bei Spiegelman

Katz heißt ein französischer Comic, wie Katz’s Delicatessen im East Village New York. Doch in dem Comic geht es nicht um ein Pastrami Sandwich, sondern um die Aneignung des künstlerischen Werkes, nämlich MAUS – A Survivor’s Tale von Art Spiegelman. Katz ist mit MAUS nahezu identisch – nur die Köpfe der Figuren sind neu gezeichnet. Die Figuren in MAUS sind Chimären, menschliche Körper mit Tierköpfen. Mit diesen Figuren zeichnet Art Spiegelman die Geschichte, die ihm sein Vater Vladek vom Überleben in Auschwitz und Dachau erzählt. Die Juden tragen Maus-, die Deutschen Katzen-, die Polen Schweine- und die Amerikaner Hundeköpfe. Diese entpuppen sich als Masken. (Abb. 1) Vladek gibt sich während der deutschen Besatzung als Pole aus, was durch eine Schweinemaske dargestellt wird. Für den Leser ist das dünne Band der Maske sichtbar, für die polnischen Eltern, deren Kinder Vladek einen Juden gerufen haben, nicht. Ist das Mausgesicht Vladeks seine wahre Identität? MAUS macht darüber keine Aussagen. Es zeigt, wie die Konturen der Tiermasken zwischen Identifikation und Identifizierung entstehen, zwischen Selbstwahrnehmung und gesetzlichem Zwang. Continue reading

A Recent Look at the Bonn Online Bibliography for Comics Studies

Dieser Beitrag auf Deutsch

The Online-Bibliography at Bonn University has added a new feature: BA, MA and diploma theses can now be offered in full as downloads, if the author so wishes. A similar repository was previously only accessible for registered users; now, any visitor to the site can read all the theses on offer. (Entering data sets into the bibliography and uploading new papers still requires registration, though.)

The feature launches with two theses already online. Joachim Trinkwitz, the database’s founder and main organizer, hopes that many others will follow. Older theses and recent work are equally welcome.

The same feature also allows users to post other papers, articles and books, for which the authors have retained or regained the rights to an online publication. Of course, the database also continues to support links to papers hosted elsewhere. Continue reading

Rezension: Graphic Subjects

Chaney, Michael A. (Hg.): Graphic Subjects. Critical Essays On Autobiography and Graphic Novels. (= Wisconsin Studies in Autobiography.) Wisconsin: The University of Wisconsin Press, 2011. 244 Seiten, 26,95 $.

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Nicht weniger als 27 Beiträge in vier Kategorien vereint der vorliegende Band zur Erforschung von Autobiographie und Graphic Novels. Dass bei dieser Vielzahl an Einzelbetrachtungen kein unhandlicher Buchklotz herauskam, liegt wohl zuvorderst an der vielversprechenden Vorgehensweise des Herausgebers Michael A. Chaney, der für Graphic Subjects das mittellange wissenschaftliche Essay mit knappen, persönlichen Betrachtungen zu einzelnen Titeln oder Parametern paart (7). Nachdem Chaney in seiner Einleitung (3-9) zuerst die Grundlagen der Autobiographie umrissen hat, kommt er schnell auf die Herausforderungen zu sprechen, die sich der Forschung mit dem Auftauchen von Bildern in Lebensbeschreibungen stellen (4). Gelang es Autobiographien durch das Hinzufügen von Fotographien, ihre Authentizität zu steigern, bewirkt der „exaggerated visual style of the comics“ (ebd.) dagegen eher ein Infragestellen jeglicher autobiographischen Autorität. Chaney stellt fest, dass ein Großteil der meistgelobten Graphic Novels autobiographischer Natur seien (für die im folgenden von einer Vielzahl Autoren der Begriff ‚autographics’ genutzt wird), und macht gleichzeitig für diese im Kontext der Autobiographieforschung ein Forschungsdesiderat aus (6). Das soll Graphic Subjects nun erstmals angehen. Zumindest klingen die Titel der vier Teile sehr vielversprechend. Im ersten Teil finden sich, Art Spiegelmans Einfluss auf sowohl die Graphic Novel als auch auf den autobiographischen Comic entsprechend, Aufsätze über den Autor von Maus. Im zweiten Teil werden Titel des globalen „Autographics“-Markt untersucht, während sich der dritte ausführlich visuellen Lebensberichten von Frauen widmet. Im abschließenden vierten Teil finden sich diverse Analysen US-amerikanischer autobiographischer Comics von Justin Green über Lynda Barry bis Jeffrey Brown.
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Online-Tagungsband "Intercultural Crossovers, Transcultural Flows: Manga/ Comics"

Seit kurzer Zeit stehen die englischsprachigen Aufsätze, die aus den Vorträgen der zweiten Tagung des International Manga Research Center (IMRC) im vergangenen Jahr in Köln hervorgegangen sind, auf den Internetseiten des IMRC als pdfs zum Download zur Verfügung. Die Beiträge sind noch nicht komplett und das IRMC hat angekündigt, dass es in der nächsten Zeit auch noch einen gedruckten Tagungsband geben wird.
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Rezension: Superhelden – Zur Ästhetisierung und Politisierung menschlicher Außerordentlichkeit

Imorde, Joseph; Scheller, Jörg: Superhelden – Zur Ästhetisierung und Politisierung menschlicher Außerordentlichkeit. kritische berichte. Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaften. Ausgabe 01/2011. Marburg: Jonas-Verlag, 2011. 158 Seiten, 12 €.

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Dr. Mabuse, Die Simpsons, Neodarwinismus, Barack Obama, Antihelden, Flash Gordon, Leonidas und die 300 Spartaner sowie Plattencover von Heavy-Metal-Bands sind nur einige der Themen, welche die vorliegende Ausgabe der kritischen berichte umfasst. Die Auflistung verdeutlicht neben der enormen Vielfalt der hier veröffentlichten Beiträge, dass die dem Band seinen Namen verleihenden Superhelden überraschenderweise zumeist eine Randerscheinung darstellen und die Auseinandersetzungen der verschiedenen Aufsätze mit konkreten Superheldencomics auf die üblichen Verdächtigen, also auf Autoren wie Frank Miller und Alan Moore sowie auf Figuren aus den derzeit populären Filmen – Batman, Superman, Spiderman oder die X-Men – reduziert werden. Superhelden sind zumeist nur der Anlass für diverse Streifzüge quer durch die Kulturproduktion des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Bandbreite verdeutlicht aber auch, dass der Begriff des Superhelden weit gefasst werden kann. Allerdings muss der geneigte Leser im Hinterkopf behalten, dass sich die Artikel auf die Inszenierung verschiedener Körper als Superhelden konzentrieren und dabei weniger das eigentliche Phänomen des Superheldencomics in den Blick nehmen.
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Tagungsband: Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics

Auf dem Comicfestival München 2011 präsentierte Ralf Palandt (ComFor) als Herausgeber den Sammelband „Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics“ (Verlag Archiv der Jugendkulturen). Vorausgegangen war im Jahr davor die gleichnamige internationale Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll, auf der namhafte ReferentInnen aus den Bereichen Geschichte, Theorie, Forschung und Praxis zum Thema Vorträge hielten und Workshops anboten. Um den Impuls eines solchen Leuchtturm-Projektes weiter zu verstärken, folgte der Tagungsband, erweitert auf insgesamt 26 AutorInnen und einen Interviewpartner. Im interdisziplinären Rahmen werden Inhalte, Funktionen und Mechanismen von rechtsextremen, rassistischen und antisemitischen Comics, von „Comics gegen Rechts“ und von Geschichtscomics mit NS- und Holocaust-Thematik sowie Möglichkeiten für die Bearbeitung des Themas und den zielgruppenadäquaten Einsatz entsprechender Comics in Schule und politischer Bildung vorgestellt und diskutiert. Auf der Internetseite zum Buch des Archivs der Jugendkulturen kann man das Inhaltsverzeichnis und die Einführung anschauen bzw. herunterladen.
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Rezension: Ole Frahm: Die Sprache des Comics

Ole Frahm: Die Sprache des Comics. Hamburg: Philo Fine Arts 2010 (Fundus-Bücher 179), 400 S., zahlreiche Ill.. € 22,00

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In der verdienstvollen Fundus-Reihe, die aufgrund ihres exzellenten, sehr vielfältigen Programms mit Schriften und Studien zur Ästhetik große Anerkennung („Eine ‚Andere Bibliothek‘ der ästhetischen Theorie“, Frankfurter Rundschau) gefunden hat, ist unter dem vielversprechenden Titel Die Sprache des Comics nun auch ein Band zur Kunstform Comic erschienen. Der Verfasser, Ole Frahm, Gründungsmitglied der Hamburger Arbeitsstelle zur Erforschung der Grafischen Literatur (ArGL), hat 2001 eine Dissertation zu Art Spiegelmans Maus veröffentlicht, lange an der Kieler Muthesius Kunsthochschule mit Schwerpunkt Comics unterrichtet und ist als regelmäßiger Autor in nationalen und internationalen Publikationen etabliert. Continue reading