Am 7. November 2011 erschien ein Blogeintrag im englischsprachigen Comics Forum unter dem Titel “Comics Studies in Germany: Where It‘s At and Where It Might Be Heading” von ComFor-Mitglied Daniel Stein. Er hat uns freundlicherweise eine deutschsprachige Fassung dieses Blicks von Innen für Betrachter von Außen zur Verfügung gestellt, den wir als Diskussionsbeitrag hier gerne wiedergeben — auch und gerade als Rück- und Vorausschau zum neuen Jahr.
(Stephan Packard für die Redaktion)
Wie wir den Stand der Comicforschung in Deutschland in die Wissenschaftslandschaft einordnen, hängt auch von der Definition des Begriffs ab.[i] Wenn wir sie als “Comicwissenschaft” in Anlehnung an “Literaturwissenschaft” oder “Kulturwissenschaft” definieren, dann könnte die Antwort auf die Frage nach der Existenz einer solchen ein zögerliches “nein” sein. Wie Ole Frahm 2002 ganz richtig schrieb: “Eine Comicwissenschaft existiert nicht.”[ii] Berücksichtigt wir jedoch den quantitativen Anstieg deutscher Comicforschung innerhalb der letzten Jahre, könnte man inzwischen zu einem positiveren Ergebnis kommen. Daher würde ich mich Martin Schüwers Feststellung anschließen, dass wir momentan eine Comicwissenschaft “in Keimform” und “Inseln der Aktivität […] am Rande der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen”[iii] erleben. Versteht man Comicwissenschaft in diesem Sinne als eine Ansammlung von immer weiter vernetzten Forschungsprojekten und kritischen Analysen, dann kann die Frage, ob es eine Comicwissenschaft in Deutschland gibt, durchaus mit einem vorsichtigen “ja” beantwortet werden. Continue reading