Rezension zu: Lukas R. A. Wilde: Der Witz der Relationen. Komische Inkongruenz und diagrammatisches Schlussfolgern im WebcomicXKCD.
Stuttgart: ibidem Verlag 2012. 170 S., 29,90€.
Webcomics gibt es bereits seit den 1990er Jahren. Gerade in den letzten Jahren haben sie jedoch sowohl quantitativ zugenommen als sich auch in Bezug auf Inhalte, Genres, Zielgruppen und in ihrer Nutzung ästhetischer und medialer Mittel deutlich diversifiziert. Trotzdem ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Phänomen bisher noch etwas zögerlich. Deshalb ist die 2012 vom Stuttgarter ibidem-Verlag publizierte Arbeit Der Witz der Relationen. Komische Inkongruenz und diagrammatisches Schlussfolgern im WebcomicXKCD des Medienwissenschaftlers Lukas Wilde in jedem Falle zu begrüßen.
In XKCD steht der Minimalismus in gestalterischer Hinsicht – Randall Munroe arbeitet mit einem stark simplifizierten Zeichenstil– dem intellektuell hohen Anspruch der Strips gegenüber, deren Verständnis teilweise ein spezialisiertes Hintergrundwissen in Mathematik, Informatik und Physik voraussetzt. Abgesehen davon arbeitet XKCD nicht nur mit narrativen Strips, sondern auch mit komischen Infografiken und Diagrammen. Trotz der nach Lukas Wilde gängigen Meinung, dass Diagramme und Komik einander ausschließen, ist XKCDvon Randall Munroe jedoch einer der beliebtesten im Moment laufenden Webcomics und ist dabei auch nicht der einzige Webcomic, der mit fachspezifischen „Insidern“ und dem „Witz der Relationen“ experimentiert. XKCDist damit in mehrerer Hinsicht ein gut gewähltes Textkorpus für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung – als populärer Webcomic und als repräsentatives und fast schon als „Klassiker“ geltendes Beispiel einer neuen Subgattung von Comicstrips. Die Abhandlung enttäuscht jedoch insofern die Erwartungen eines_r an diesem Phänomen interessierten Comicforschers_in als sie eher als Arbeit über Hypothesenbildung und Diagrammatik denn als Betrachtung des Mediums (Web-)Comic oder gar des Webcomics XKCD zu beschreiben ist.