Am 2. und 3. März 2017 wird an der Universität zu Köln der nunmehr dritte Workshop der AG Comicforschung der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) stattfinden. Der zweitägige Workshop zum Thema „Formen der Selbstreflexivität im Medium Comic“ wird von Nina Heindl und Véronique Sina (Köln) organisiert
Veranstaltertext:
„Auf dem Prinzip der Differenz und Wiederholung, der Redundanz und Variation basierend, ist die (serielle) Ästhetik des Comics durch eine grundlegende performative sowie selbstreflexive Struktur gekennzeichnet. Dieses strukturelle Charakteristikum wird bereits beim frühen Zeitungscomic immer wieder für Pointen genutzt und findet sich in allen Comicproduktionen – unabhängig von Genre, Zielpublikum oder anderweitiger Zuordnungen und Kategorisierungen – wieder. Dabei sind verschiedene Modi der Selbstreflexivität in ihrer spezifischen Ausprägung auch aus anderen Medien bzw. Künsten bekannt, etwa Malerei, Film, Theater und Literatur, deren wissenschaftliche Erschließung Instrumentarien für die Auseinandersetzung mit Techniken der Selbstthematisierung im Comic liefern können. Die gezielte Thematisierung und Wiederholung/Wiederaufführung des Mediums kann unterschiedliche Formen annehmen, wie etwa die Reflexion des künstlerischen Herstellungsprozesses oder die Selbstdarstellung der Comickünstler*innen im eigenen Werk.
Die immanente Selbstbezüglichkeit des Comics zeichnet sich aber ebenso durch ein Spiel mit den Möglichkeiten der eigenen Darstellungsmittel aus, welches nicht nur das Aufzeigen, sondern auch das Aufbrechen und Erweitern medialer Konventionen mit sich bringt. So vielfältig die Erscheinungsweisen der Selbstreflexivität im Comic sind, so divers sind auch deren interpretatorische Zusammenhänge. Selbstreflexiven Comics wird einerseits in werkinterner Perspektive eine besondere Wert- und Kunsthaftigkeit zugeschrieben, weil sie ihre Künstlichkeit ausstellen und den Wissenshorizont der Produzent*innen über Geschichte und Gestaltungsbedingungen des Mediums ausstellen. Andererseits kommt derartigen Comicproduktionen in ideologiekritisch-werkexterner Perspektive Aussagewert über die mediale Konstruktion von Wirklichkeit zu. Neben diesen Kontrapunkten sind weitere Interpretationsmodelle denkbar und im Rahmen des Workshops zu diskutieren.“
Vollständiges Programm:
DONNERSTAG, 02.03.2017
11.30 Uhr | Begrüßung
Nina Heindl und Véronique Sina
11.45 Uhr | Themenschwerpunkt 1: Ästhetische Selbstreflexivität
Chair: Hans-Joachim Backe (Kopenhagen)
Astrid Acker (Köln)
„The Frame is not the Limit“ – panels, frames und Selbstbezüglichkeit im Comic
Bernhard Frena (Wien)
Von Reflexivität zu Diffraktivität. Das Panel als Ort medialer Verschränkungen
Sebastian Bartosch (Hamburg)
Die Farbe der Reflexivität im Comic
Stephan Packard (Freiburg)
37-mal die Welt gerettet: Wiederholung und Variation als Selbstreferenz und Reflex in Tom Kings Superheldencomics
13.45 Uhr | Kaffeepause
14.15 Uhr | Themenschwerpunkt 2: Selbstkritische (Fan-)Diskurse
Chair: Jaqueline Berndt (Stockholm)
Vanessa Ossa (Tübingen)
Selbstreflexivität und Fankultur
Diego Alegría (Bochum)
Selbstdarstellungen im peruanischen Fanzine-Manga: Genrediskurse unter postkolonialen Bedingungen
Emelyn Yábar (Bochum)
Cosplay and the media loop: media and body as mutual supplements
Lisa Kottas/Martin Schwarzenbacher (Wien)
„Mumbo-Jumbo will hoo-doo you“. Zur „Voodoo“-Ästhetik und immanenten (Selbst-/Macht-)Kritik der Repräsentation in der Graphic Novel The Hole: Consumer Culture
16.15 Uhr | Kaffeepause
16.30 Uhr | Treffen der AG Comicforschung und Diskussion „Für gute Arbeit in der Wissenschaft“
Moderation: Stephan Packard (Freiburg) und Véronique Sina (Bochum)
18.30 Uhr | Abendvortrag
Ole Frahm (Frankfurt)
Elemente der Selbstreflexion
Moderation: Véronique Sina (Bochum)
Danach „Get Together“ im Foyer der Abteilung Allgemeine Kunstgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der UzK
FREITAG, 03.03.2017
9.30 Uhr | Themenschwerpunkt 3: Mechanismen der Selbstbezüglichkeit
Chair: Stephan Packard (Freiburg)
Anna Beckmann (Berlin)
„Glaub mir nicht, ich bin ein Comic“ – Selbstreflexivität im Comic als Markierung für narrative Unzuverlässigkeit
Sebastian R. Richter (Kassel)
Richard McGuires Here als Reflexion medienimmanenter Zeitlichkeit
Björn Hochschild (Berlin)
Selbstreflexionen und Reflexionen des Selbst in Riad Sattoufs Der ARABER von morgen
Nina Schmidt (Berlin)
Self-reflexive uses of photography in graphic narratives relating dying and bereavement
11.30 Uhr | Kaffeepause
11.45 Uhr | Themenschwerpunkt 4: Faktische und fiktionale (Selbst-)Inszenierungen
Chair: Nina Heindl (Köln) und Véronique Sina (Bochum)
Johannes C. P. Schmid (Hamburg)
Selbstreflexivität dokumentarischer Comics. Strategie und Voraussetzung
Axel Rüth (Köln)
Selbstreflexivität durch den Gebrauch von Photographien im Comic
Ranthild Salzer (Wien)
Wenn das ein Marvel Comic wäre: Selbstreflexion in den Comics Palestine und Footnotes in Gaza von Joe Sacco
Sandór Trippó (Debrecen)
Kitty Kahanes selbstreflexive Erzählweisen
13.45 Uhr | Mittagspause
15.00 Uhr | Themenschwerpunkt 5: Metareflexionen
Chair: Ole Frahm (Frankfurt)
Tim Glaser (Braunschweig)
„Oh no – this comic is literally me“. Webcomics im Zeitalter ihrer memetischen Rezeption
Jasmin Böschen (Hamburg)
Forschung mit Bildern über Bilder. Unflattening als Beispiel für eine wissenschaftliche Praxis in und durch Comic
Katharina Serles (Dresden)
BILDER SEHEN ERZÄHLEN. Kunstbetrachtung im Comic
Dietrich Grünewald (Koblenz)
Comics im (Eigen-)Spiegel. U.a. aufgezeigt am Projekt „Das partizipative Geflecht“
17.00 Uhr | Verabschiedung/Ausklang