Rezensionen

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Weitere Rezensionen zu wissenschaftlichen Monographien und Herausgeber_innenschaften, die für die Comicforschung relevant sind, finden sich unter anderem regelmäßig in CLOSURE – Kieler e-Journal für Comicforschung.

Rezension zu: Comics in der Schule

Rezension zu:
Markus Engelns, Ulrike Preusser, Felix Giesa: Comics in der Schule: Theorie und Unterrichtspraxis.

Tagungsband zur 11. Wissenschaftstagung der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor)

Ch. A Bachmann, 2020
ISBN 978-3-96234-029-2
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Rezensiert von:
Dr. Karoline Pohl-Otto

Der Band Comics in der Schule: Theorie und Unterrichtspraxis ist aus der gleichnamigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Comicforschung im Jahr 2016 hervorgegangen, die auf die immer häufiger werdenden Überlegungen zu Comics in Unterrichtskontexten reagiert und ihnen Gehör verschafft hat. In 18 Beiträgen verbinden Autor_innen sowohl comicwissenschaftliche als auch didaktische Expertise miteinander. Sie gehen dem Potenzial von vornehmlich geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Einsatzfeldern nach – zum Teil auch jenseits enger fachlicher Grenzen (vgl. im Band Engelns, Preußer und Giesa 16f.). Ein verbindender Gedanke ist dabei der stets kompetenzorientierte Ansatz. Anliegen des Sammelbandes ist es, „didaktische Anschlussstellen für den Einsatz von Comics in dem bereits bestehenden Unterricht zu schaffen“, in der Hoffnung, „dass der Einsatz von Comics die vorhandenen Problemstellungen der jeweiligen Unterrichtsfächer als oftmals ideales Beispiel“ bereichert (a.a.O. 16). Dafür teilen sich die Beiträge in drei Abschnitte:

Bereits in der Einleitung und den „historischen sowie medialen Annäherungen“ des ersten Teils wird dicht dargestellt und zusammengefasst, was den Comic als Kunstform auszeichnet und für gewisse Lernprozesse prädestiniert (vgl. a.a.O.). Damit wird der Medialität und Komplexität von Comics als Text-Bild-Korrelate Rechnung getragen (vgl. dazu besonders den Beitrag von Wilde im Band). Dies zeigt die Aktualität und gleichzeitig die Neuorientierung der Comic-bezogenen Didaktik, die sich durch den Band zieht: Im Gegensatz zu vielen didaktischen Beiträgen der Vorjahre werden nicht nur Stories/Inhalte bestimmter Comics, sondern auch die damit verbundenen Kompetenzanforderungen betrachtet. (Auch wenn dies laut Staiger kein gänzlich neues Feld speziell für Deutschdidaktiker_innen ist.) Es zeigt sich so, dass aktuelle und vielfältige comicwissenschaftliche Fragestellungen auch in didaktischen Kontexten fruchtbar erschlossen werden können, etwa wenn Materialität und Trägermedien sowie inhärente Rezeptions- und Kompetenzherausforderungen des Mediums diskutiert werden (vgl. im Band Bachmann, Eckhoff-Heindl, Grünewald, Oppolzer).

Der zweite und umfangreichste Teil stellt die zentrale Frage nach dem „literarischen und sprachlichen Lernen“ in ganz verschiedenen Lern-, Fach- und Alterskontexten. So werden etwa „Dimensionen literarischer Kompetenz“ (im Band Hollerweger 240) und die Bedeutung von medienstruktureller Multimodalität und entsprechenden rezeptionsästhetischen Deutungsfolien zusammengedacht (vgl. im Band Kreuzberger). Auch hier respektiert man in den meisten Fällen die medienspezifischen Kompetenzfelder, die Heranwachsende erst ausbilden müssen (vgl. im Band Oppolzer, Kreuzberger Langschmidt/Rymarczyk, Wild/Wulff, Jeanette Hoffmann). Die Überlegungen von Wild und Wulff sind m.E. besonders hervorzuheben, da es ihnen um Bildungsgewinn in sprachlichen Vorbereitungsklassen geht, die in bildungstheoretischen Kontexten oft wenig Aufmerksamkeit erhalten. Überlegungen zur gegenwärtigen Entwicklung auf dem Kindercomicmarkt, zu empirischen Fragen sowie das Thema hypertextuelle Transmedialität runden diesen Teil ab und unterstreichen erneut die Aktualität und Relevanz der Beiträge (vgl. im Band Hollerweger, Meier, Jeanette Hoffmann).

Wer nun denkt, hier sei nur von Theorie die Rede, liegt tatsächlich falsch. Die meisten Beiträge wagen zumindest am Ende einen Sprung in den praktischen Kontext, sowohl mit Ideen als auch mit realen Unterrichtserfahrungen (im Band etwa Grünewald 110ff., Oppolzer 146, Langschmidt/Rymarczyk 161ff., Wild/Wulff 188ff., Hollerweger 255ff., Trippó 345ff.). Die Verfasser_innen behandeln und erforschen eine Vielzahl unterschiedlicher konkreter Werke/Comics unterschiedlicher Couleur. (Allein in Bezug auf den Manga wird man weniger fündig.) So werden die komplexen theoretischen Überlegungen praktisch rückgebunden.

Trotzdem schließt sich noch dezidiert ein dritter Teil mit „Inspirationen und Sachanalysen“ an, der erneut eine praktische Ausrichtung andeutet. Als ‚Sachanalyse‘ bezeichnet man in unterrichtstheoretischen Kontexten die inhaltsorientierte Analyse eines Gegenstandes, der didaktisch-methodische Überlegungen begleiten bzw. ihnen vorausgehen muss. Tatsächlich unterscheidet sich dieser Teil des Buches weniger stark von den vorangehenden, als man denken könnte. Denn der grundsätzlich bejahende Charakter der meisten Beiträge, die sich darauf konzentrieren, comicbezogene Zusammenhänge zu analysieren und dann Chancen für die Didaktik geltend zu machen, wird hier fortgesetzt: durch die Analyse eines Don Rosa-Werks (Lewald-Romahn) sowie von X-Men-Comics (Büschken), durch konkrete Ideen für den Philosophie- (Knopf) und Geographie-Unterricht (Reumont/Budke) sowie die Hochschuldidaktik (Trippó) und schließlich über die praxisnahe Diskussion des Potenzials der Begegnung zwischen Lernenden und Comic-Künstler_innen (Jakob Hoffmann).

Insgesamt legen die Wahl der Themen und der Grundton des Bandes überzeugend nahe, wie begrüßenswert und sinnvoll es wäre, wenn Lehrende in der Schule Impulse aus der comicdidaktischen Forschung zu Bildungszwecken aufgreifen würden. Denn die einleitend genannten „Problemstellungen der jeweiligen Unterrichtsfächer“ in den Beiträgen werden mit viel Wissen um jene Fächer adressiert. Der Vorzug des Bandes, verschiedene Autoritäten des Forschungsfeldes, die auch sprachlich der Komplexität des Mediums gerecht werden, zu versammeln, könnte mitunter freilich dazu führen, dass sich unbedarfte Lehrkräfte etwas überfordert sehen (etwa wenn von „diachrone[r] Verschiebung medialer Grenzziehungen“ die Rede ist, Wilde 57). Aber der Band richtet sich auch nicht gezielt an Lehrpersonen, was unbedingt zu beachten ist. Weiter gefasste Herausforderungen der Schulwirklichkeit werden im Sammelband noch ausgeklammert (etwa die Tatsache, dass etwa 20 % aller Fünfzehnjährigen nicht richtig sinnentnehmend lesen können; Fragen der Bildungsgerechtigkeit und der Marginalisierung von mehrsprachigen Gruppen etc.). Das hätte den Rahmen gesprengt und hierfür wäre wohl eine eigenständige Tagung notwendig, die zweifelsohne ebenso vielversprechende Ergebnisse liefern würde. Möglicherweise könnte die Forschung hier auch andere Fächer wie Musik, Religion und das MINt-Spektrum in gleicher Weise bereichern.

Fazit:

Die große Stärke von Comics in der Schule liegt unter anderem in der Aktualität und Verschränkung von didaktischen und comicwissenschaftlichen Fragestellungen und Ergebnissen. Ferner in der Tatsache, dass der komplexen Medialität von Comics tatsächlich Rechnung getragen wird. Und schließlich in den vielen Bezüge zur schon im Titel versprochenen Praxis, die unter anderem durch die Diskussion zahlreicher und unterschiedlicher Comicbeispiele für unterschiedliche Altersgruppen und Kompetenzziele anvisiert wird. Wer zu Comics in der Schule forschen – und sie vielleicht sogar einsetzen! – will, kommt in Zukunft nicht mehr an diesem Sammelband vorbei, der die Forschung durch die Expertise der Autor_innen einen großen Schritt weitergebracht hat.

Über die Verfasserin:

Dr. disc. pol. Karoline Pohl-Otto hat nach dem Studium des Lehramts für Sekundarstufe I und II für Deutsch und ev. Religion in Hamburg und Göttingen zu Comics in der Didaktik und Religionspädagogik geforscht. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Themen Unterrichtsqualität, Lernpsychologie und Comic-gestützte Religionspädagogik. Aktuell arbeitet sie als Lehrerin in Schleswig-Holstein.

Veröffentlichungen im Bereich des Comics:

  • Comics in Schule und Religionsunterricht: Diversität begegnen, Kompetenzen fördern, Unterricht verbessern, Göttingen 2021.
  • „Dialog in Sprechblasen: Wie graphische Literatur zum jüdisch-christlichen Austausch beitragen kann.“ In: Begegnungen: Zeitschrift für Kirche und Judentum, 1/2014, S. 12-21.
  • „Sinn im Leben des Erbonkels: Eine philosophische Betrachtung der dagobertschen Biographie.“ In: Der Donaldist 146, 2014, S. 37-41.

Rezension: Comics in Schule und Religionsunterricht

Rezension zu:
Karoline Pohl-Otto: Comics in Schule und Religionsunterricht: Vielfalt adressieren, Kompetenzen fördern, Unterricht verbessern

V&R unipress, 2021
Arbeiten zur Religionspädagogik, Bd. 73
ISBN: 978-3-8471-1372-0
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Rezensiert von:
Anja Lange

Über das Thema ‚Comics in der Schule‘ ist bereits viel geschrieben worden und es stehen den Lehrkräften und Schüler_innen vielfältige Fachartikel und sogar eigene Comicgeneratoren im Internet zur Verfügung1. Auch zum Thema ‚Comic und Religionsunterricht‘ liegen bereits fachdidaktische und populärwissenschaftliche Arbeiten und Analysen vor2. Wieso braucht es nun noch einen Beitrag zum Thema ‚Comic und Schule‘, respektive ‚Comic und Religionsunterricht‘?

Karoline Pohl-Ottos 607 Seiten starkes Werk ist ein Kompendium, das sich lohnt, soviel sei bereits zu Beginn gesagt. Sie verbindet gekonnt Theorie mit Praxis anhand ausgewählter Beispiele. Diese Verbindung stellt die größte Stärke des Buches dar, denn man findet in den vorher zitierten Quellen entweder stark theoretische Arbeiten (bspw. Dahrendorf) oder praktische Unterrichtsentwürfe (bspw. „Mein eigener Comic“). Pohl-Otto gelingt es vor allem, umfangreich recherchierte Theorie mit analysierter Praxis zu verbinden.

Beginnend mit begrifflichen und konzeptionellen Grundlagen und einer Einführung in das Medium Comic (plus einer ausführlichen Charakteristik des Mediums) bietet der umfangreiche Band Informationen für Neulinge gleichermaßen wie für Kenner der Materie. Besonders die gegenwärtigen Fragestellungen zum Comic laden zum weiteren Forschen ein und stellen einen großen Mehrwert der Publikation dar.

Pohl-Ottos Ausgangspunkt könnte aktueller nicht sein: Sie geht von einer kulturellen, weltanschaulichen und sprachlichen Vielfalt aus, wie sie in deutschen Schulen heutzutage die Regel ist. Gleichzeitig hat Pohl-Otto eine große Mission: Sie will die zunehmend kirchenfernen Jugendlichen mit Comics zurück in den Religionsunterricht bringen. Dies soll u.a. dadurch erreicht werden, dass den Jugendlichen einerseits Gehaltvolles beigebracht wird und sie andererseits durch die Verwendung eines aus ihrem Alltag vertrauten Mediums in ihrer Lebenswelt ernstgenommen werden (vgl. Pohl-Otto, 11). Ob das gelingt, wenn ihr Ansatz im Unterricht benutzt wird, kann an dieser Stelle nicht geprüft werden. Kein Zweifel besteht darüber, dass die Behandlung von Comics für Kinder und Jugendliche interessant ist, das ist neben anderen ein Ansatzpunkt Pohl-Ottos, den sie konsequent vertritt. Das Interesse an Comics käme daher, dass sie am „Puls der Zeit“ (Pohl-Otto, 11) lägen und sie als Massenmedium noch immer den digitalen Angeboten trotzen würden (vgl. Pohl-Otto, 11-12). Gerade in der Papierform besäßen Comics noch immer eine große Anziehungskraft auf die Jugendlichen (Pohl-Otto, 552).

Sie will den Nutzen von Comics in Lernkontexten systematisch analysieren und tut dies nicht nur gut recherchiert, sondern auch lesbar aufgearbeitet, samt einer Einführung in die Grundlagen der Comicstudien, die sie mit der Pädagogik verbindet. Anschaulich zeigt Pohl-Otto außerdem, wie in der Religionspädagogik Comics stiefmütterlich behandelt wurden. Daher analysiert sie Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Religionspädagogik, der Unterrichts- und Comicforschung und der Schulpädagogik, was eine wahrlich große Aufgabe war.

Pohl-Ottos Aufbau des Buches ist dabei sehr gut nachvollziehbar und leserfreundlich: Vom allgemeinen Medium Comic kommt sie zur Fachdidaktik der Religion und stellt schließlich zwei einzelne Werke, Persepolis von Marjane Satrapi und den Band Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden von Don Rosa für den Religionsunterricht vor. Dieser Aufbau macht das Werk auch für andere Fächer, beispielsweise den Deutsch- oder Ethikunterricht, interessant, da die Analysekategorien ohne Weiteres auch in diesen Fächern im Unterricht didaktisiert werden können.

Es verwundert, dass in dem breit angelegten Werk lediglich 35 Abbildungen zu finden sind – wer auf eine reich bebilderte Illustration gehofft hat, wird von Pohl-Ottos Werk enttäuscht sein. Die wenigen Illustrationen tun der Comicanalyse jedoch keinen Abbruch, denn sie ist der mit Abstand interessanteste Teil des Werkes. Die Auswahl der Comics zur Illustration der Analyse könnte unterschiedlicher nicht sein: Persepolis zog eine „enthusiastic worldwide reception“ (Simidchieva, 88) nach sich und Onkel Dagobert: Sein Leben, seine Milliarden ist nur vermeintlich ein purer Comic für Kinder: Gerade in diesem ausgiebigen Werk rund um die bekannte Figur aus Entenhausen analysiert Pohl-Otto „existentielle, philosophische und theologische Themen“ (Pohl-Otto, 471), die man in dem Comic auf den ersten Blick nicht erwartet hätte. Die umfangreiche Comicanalyse wird jeweils von einer kurzen Zusammenfassung des Inhalts bzw. der Kapitel begleitet. Es werden inhaltliche Aspekte analysiert, beispielsweise von „Identität und Entfremdung“ (Pohl-Otto, 476). Diese Kategorien sind universell und können analog in anderen Comics herangezogen werden. Eine selbstständige Weiterarbeit bzw. Didaktisierung anderer Werke ist damit für Lehrende kein Problem. Aber auch als Inspiration und Fundgrube eignet sich Pohl-Ottos Werk hervorragend, da sie viele Anhaltspunkte zum weiteren Forschen und Didaktisieren bietet.

Ebenfalls sehr interessant sind die 12 Thesen, die sie für den Einsatz von Comics in Schule und Religionsunterricht aufstellt. Diese können als Zusammenfassung ihrer Arbeit bewertet werden und veranschaulichen kurz und prägnant, wieso sich Pohl-Otto für den Einsatz von Comics im Unterricht ausspricht. Sie sieht Comics als „Chancengeber im Unterricht“ (Pohl-Otto, 111), das wird von der ersten bis zur letzten Seite deutlich. Comics können im Unterricht dann „Wirkkraft entfalten“ (Pohl-Otto, 111), wenn sie dazu benutzt werden, schülerzentriert zu unterrichten, an die Lebenswelt der Jugendlichen anzuknüpfen und ein lernproduktives Klima zu schaffen. Somit sind sie für die Lehrkräfte und die Schüler_innen Chancengeber. Klar benennt Pohl-Otto die Vorteile eines Comiceinsatzes im Unterricht, gibt jedoch auch zu bedenken, dass viele Lehrkräfte eine geringe Fachkompetenz im Bereich Comics besitzen. Diese kann durch das Durcharbeiten des Buches sicher erheblich gesteigert werden!

Fazit:

Pohl-Ottos Werk eignet sich besonders für Lehrkräfte, die sich intensiv mit dem Thema „Comics“ beschäftigen wollen und nicht nur bei dem Ausfüllen von Sprechblasen3 bleiben wollen. Sie zeigt, wie man mit Gewinn Comics im Unterricht gewinnbringend behandeln und lernerzentriert unterrichten kann. Die von ihr aufgestellten Analysekategorien können ohne Weiteres ebenso auf Romane oder Filme angewendet werden und sind sicher auch für eine Behandlung in anderen Unterrichtsfächern interessant. Daher ist Pohl-Ottos Kompendium nicht nur für den Religionsunterricht zu empfehlen, sondern bietet für alle Lehrenden, die sich mit Comics im Unterricht beschäftigen möchten, wertvolle Anhaltspunkte.

 

Über die Verfasserin:

Anja Lange ist DAAD-Lektorin am Kirgisisch-Deutschen Institut für Angewandte Informatik in Bischkek, Kirgistan. Sie studierte Slawistik in Leipzig und Kyjiw, Ukraine. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Fachdidaktik und im Fachsprachenunterricht.
Publikationen im Bereich Comic:

  • “The Beginning of Ukrman – a Fighter Against the Evil and the Coronavirus” (in: Galactica Media: Journal of Media Studies Bd. 2, Nr. 3, 2020, S. 245-272)
  • “Daohopak, a Comic Series about Cossacks as Part of the Identity Formation of Ukraine” (in: Bernd Dolle-Weinkauff, Hg.: Geschichte im Comic: Befunde – Theorien – Erzählweisen, Christian A. Bachmann Verlag, 2017, S. 157-170).

 


[1] Beispielsweise der Aufsatz von Malte Dahrendorf „Comics in der Schule: Ein Unterrichtsmodell“, mit welchem bereits 1977 eine Handreichung zur Arbeit mit Comics im Unterricht angeboten wurde, und die Mappe Comics in der Schule von Petra Lange-Weber, die auf spielerische Art und Weise u.a. Bildperspektiven von Schüler_innen untersuchen lässt. Auch die vielen Onlineangebote, beispielsweise „Mein eigener Comic“ (https://medienkompetenzrahmen.nrw/unterrichtsmaterialien/detail/mein-eigener-comic/) bestehen aus didaktisierten Materialien.

[2] Hier muss der Fachdidaktische Beitrag von Reiner Riedel erwähnt werden, in dem eigene Comics im Religionsunterricht erstellt werden, oder auch der Bibelcomic „Am Anfang war der Teig“.

[3] In einigen Publikationen zum Thema „Comic in der Schule“ kommt es vor allem darauf an, Sprechblasen auszufüllen, so beispielsweise Mein eigener Comic vom Medienkompetenzrahmen NRW.

 

Literatur

  • Dahrendorf, Malte: „Comics in der Schule: Ein Unterrichtsmodell.“ In: Fuchs, W.J. (Hgs) Comics im Medienmarkt, in der Analyse, im Unterricht. Schriftenreihe des Institut Jugend Film Fernsehen, Bd. 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 1977. S. 149–162. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89768-8_20
  • Heinze, Andrea: „Religion im Comic: Am Anfang war der Teig.“ Deutschlandfunk, 2018. https://www.deutschlandfunk.de/religion-im-comic-am-anfang-war-der-teig-100.html
  • Lange-Weber, Petra: Comics in der Schule: Merkmale, Gestaltung, Sprache. Bergedorfer Kopiervorlagen Bd. 252. Persen Verlag, 2010.
  • „Mein eigener Comic.“ Medienkompetenzrahmen NRW, LVR Zentrum für Medien und Bildung, Düsseldorf, 2022. https://medienkompetenzrahmen.nrw/unterrichtsmaterialien/detail/mein-eigener-comic/
  • Riedel, Reiner: „Erzählen mit Bildern.“ In: rpi-Impulse: Beiträge zur Religionspädagogik aus EKKW und EKHN Bd. 1, 2018,. S. 23-25.
  • Simidchieva, Marta: “Marjane Satrapi’s Persepolis through the Lens of Persian Historiagraphy.”  International Journal of Persian Literature, Bd. 2, 2017, S. 87-137.

 

Rezension: Der Witz der Relationen

Witz-der-Relationen_Cover_smallRezension zu: Lukas R. A. Wilde: Der Witz der Relationen. Komische Inkongruenz und diagrammatisches Schlussfolgern im WebcomicXKCD.
Stuttgart: ibidem Verlag 2012. 170 S., 29,90€.

Webcomics gibt es bereits seit den 1990er Jahren. Gerade in den letzten Jahren haben sie jedoch sowohl quantitativ zugenommen als sich auch in Bezug auf Inhalte, Genres, Zielgruppen und in ihrer Nutzung ästhetischer und medialer Mittel deutlich diversifiziert. Trotzdem ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Phänomen bisher noch etwas zögerlich. Deshalb ist die 2012 vom Stuttgarter ibidem-Verlag publizierte Arbeit Der Witz der Relationen. Komische Inkongruenz und diagrammatisches Schlussfolgern im WebcomicXKCD des Medienwissenschaftlers Lukas Wilde in jedem Falle zu begrüßen.

In XKCD steht der Minimalismus in gestalterischer Hinsicht – Randall Munroe arbeitet mit einem stark simplifizierten Zeichenstil– dem intellektuell hohen Anspruch der Strips gegenüber, deren Verständnis teilweise ein spezialisiertes Hintergrundwissen in Mathematik, Informatik und Physik voraussetzt. Abgesehen davon arbeitet XKCD nicht nur mit narrativen Strips, sondern auch mit komischen Infografiken und Diagrammen. Trotz der nach Lukas Wilde gängigen Meinung, dass Diagramme und Komik einander ausschließen, ist XKCDvon Randall Munroe jedoch einer der beliebtesten im Moment laufenden Webcomics  und ist dabei auch nicht der einzige Webcomic, der mit fachspezifischen „Insidern“ und dem „Witz der Relationen“ experimentiert. XKCDist damit in mehrerer Hinsicht ein gut gewähltes Textkorpus für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung – als populärer Webcomic und als repräsentatives und fast schon als „Klassiker“ geltendes Beispiel einer neuen Subgattung von Comicstrips. Die Abhandlung enttäuscht jedoch insofern die Erwartungen eines_r an diesem Phänomen interessierten Comicforschers_in als sie eher als Arbeit über Hypothesenbildung und Diagrammatik denn als Betrachtung des Mediums (Web-)Comic oder gar des Webcomics XKCD zu beschreiben ist.

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Rezension: Web-Spinning Heroics

Rezension zu: Peaslee, Robert Moses; Weiner, Robert G.: Web-Spinning Heroics. Critical Essays in the History and Meaning of Spider-Man. Foreword by Tom De-Falco, Afterword by Gary Jackson. Jefferson, North Carolina, and London: McFarland 2012. 261 S., ca. 35 €.

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Spinning HeroicsDie Zahl der wissenschaftlichen Publikationen zu Superheldencomics ist in den letzten Jahren, gerade im Zuge der Filmadaptionen, erfreulich gestiegen – Zuwachs ist jedoch nach wie vor willkommen. Robert M. Peaslee und Robert G. Weiner von der Texas Tech University haben nun einen ganz dem Netzschwinger gewidmeten Band zusammenges-tellt, der 24 Beiträge unterschiedlicher Länge umfasst. Die meisten Artikel sind Comic-Publikationen gewidmet, sieben Beiträge beziehen sich ganz oder teilweise auf Sam Raimis Filmtrilogie (2002–2007), drei Beiträge befassen sich mit anderen Medien.
Obwohl der Löwenanteil der Texte von Literatur- und MedienwissenschaftlerInnen stammt, verschliesst sich Web-Spinning Heroics – wie die meiste Literatur zu Superhelden – einer zusätzlichen populärwissenschaftlichen Ausrichtung nicht: Der Sammelband ist „defined by a deliberately expansive and inclusive approach to capturing what it means to be a scholar, interpreter, teacher and fan of all things Spidey“ (17). Vorangestellt ist den Aufsätzen ein Vorwort von Tom DeFalco („My Pal Pete“) sowie die „Elegy for Gwen Stacy“ von Gary Jackson, der auch das Nachwort für den Band verfasst hat. Weiterlesen

Rezension: Triëdere Nr. 6

Triëdere – Zeitschrift für Theorie und Kunst, Heft 6 (1/2012), „Art moyen & Yuma: Spezifische Potentiale des Comics“, Wien: Verein Zeitschrift Triëdere, 133 Seiten, 11 €. (ISSN 2075-5031)

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Durch die Formulierung „Zeitschrift für Theorie und Kunst“ mag die Vermutung naheliegen, bei Triëdere (der Name bezieht sich auf eine Wortschöpfung Robert Musils) handele es sich um eine wissenschaftliche Zeitschrift. Jedoch geht es in Triëdere nicht vorrangig um theoretische Texte über Kunst, sondern die Kunst (verstanden als Bildende Kunst und Literatur) und die Theorie, also Primär- und Sekundärliteratur, stehen hier gewissermaßen gleichberechtigt nebeneinander. Durch diese Ausrichtung wird auch die „anachronistische“ Beschaffenheit des Hefts „als bibliophile Kleinauflage auf echtem Papier“ (http://www.triedere.com) erklärt. Positiv hervorzuheben an der buchbinderischen Gestaltung ist der Schutzumschlag aus Papier, der außen mit dem Pappeinband verklebt ist (Französische Broschur), so dass er nicht verrutschen oder gar verloren gehen kann, aber seine Innenseiten immer noch als Lesezeichen dienen können.

Das kurze Editorial (S. 1-2) geht zwar auf den aktuellen Stand der Comicforschung ein, sagt aber wenig darüber, welchen Platz das vorliegende Heft darin einnehmen soll. So bleiben die Fragen unbeantwortet, warum man sich für das Thema Comic entschieden hat (Themen früherer Ausgaben waren z.B. „Erinnerung“ oder „Zeichnung“), wie die Autorinnen und Autoren akquiriert wurden, und worin sich das Heft von anderen Fachpublikationen abhebt. Befremdlich mutet zudem die Aussage an, es sei „eine zentrale Eigenheit des Comics […], von der Anforderung an Realitätsnähe befreit zu sein“. Dieses alte Vorurteil, Comics seien per se weniger realistisch als andere Kunstformen, glaubte man doch längst überwunden zu haben. Weiterlesen

Rezension: Multicultural Comics

Frederick Luis Aldama (Hrsg.): Multicultural Comics: From Zap to Blue Beetle. Austin: University of Texas Press, 2010. 271 Pages. Hardcover (978-0-292-72281-1), $55.00; paperback (978-0-292-73743-3), $25.00.

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Much critical ink has been spilled in recent years about the emergence of comics studies as a new and vibrant academic interdiscipline. As the research collected in publications such as Jeet Heer and Kent Worcester’s A Comics Studies Reader (2009), Randy Duncan and Matthew J. Smith’s The Power of Comics (2009) and Smith and Duncan’s Critical Approaches to Comics (2012) indicates, scholars across a variety of disciplines and institutional backgrounds are devoting much attention the study of comics. In Germany, this trend is reflected in the work of the Gesellschaft für Comicforschung (ComFor) and the prodigious scholarship produced by many of its members, published in conference proceedings, essay collections, and monographs that will undoubtedly leave an imprint on the perception of comics in academia and beyond. [1]

In the United States, the situation is even more advanced, and high-profile scholarly monographs published by major university presses are becoming increasingly common – think, for example, of Hillary Chute’s enlightening Graphic Women (2010) and Jared Gardner’s superb Projections (2012). What these and similar works suggest is that we are entering a new phase of comics studies, a phase in which scholars no longer feel the need to justify or apologize for their research interests and choice of subject matter. In this new phase, addressing questions about the place of comics within specific academic disciplines and research traditions and discussing how the analysis of comics can broaden our understanding of these disciplines and traditions is more pertinent than repeating the old adages that “comics are worthy of study, too,” and that “comics are not just for kids.” Matthew Pustz’s Comic Books and American Cultural History (2012), for instance, aims to integrate comic books into the field of historical analysis; Michael Chaney’s Graphic Subjects (2011) unites comics studies with autobiography theory; and the latest special issue of Amerikastudien/American Studies, edited by Christina Meyer, Micha Edlich, and myself, approaches comic books and graphic novels from various American studies perspectives. [2]

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Rezension: Deutsche Comicforschung 2012

Eckart Sackmann (Hg.): Deutsche Comicforschung 2012, Bd. 8, Hildesheim: comicplus+, 2011, 144 Seiten, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 39,00

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Eckart Sackmann legt dieses Jahr zum achten Mal einen seiner Sammelbände mit durchweg einem runden Dutzend Studien zur deutschen Comicforschung vor. Im Vorwort trägt er sein Anliegen vor, mit solchen Studien die These zu bekräftigen, dass es eine unabhängige deutsche Comickultur schon vor 1945 gegeben habe (3). Sackmanns wertvolle Arbeit in der Aufbereitung dieser Kultur ist nicht nur in der Herausgeberschaft dieser kontinuierlich und ohne qualitativen Abbruch fortgeführten Reihe zu erkennen, sondern auch in seiner eigenen Forschung, die genau die Hälfte des Sammelbandes abdeckt. Der Sammelband folgt keinem übergeordneten Thema, sondern liefert in chronologischer Ordnung neue Forschungsbeiträge zur Bildergeschichte.

Der Band beginnt mit Helmut Kronthalers Analyse der Radierfolge „Ein Handschuh“ von Max Klinger. Kronthaler spricht die wesentlichen Punkte der Klinger-Forschung an und stellt sie in den Zusammenhang mit Klingers theoretischem Essay „Malerei und Zeichnung“. Weiterlesen

Rezension: Graphic Women

Hillary L. Chute: Graphic Women: Life Narrative and Contemporary Comics. New York: Columbia University Press, 2010. 316 Seiten, $ 26,50.

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Hillary L. Chute ist keine Unbekannte in der englischsprachigen Comicforschung. Bereits in ihrer Dissertation „Contemporary Graphic Narratives: History, Aesthetics, Ethics“ (2006) und im Rahmen des Themenhefts „Graphic Narrative“, das sie gemeinsam mit Marianne DeKoven für Modern Fiction Studies (Winter 2006) herausgab, wurde ihr Interesse an autobiografischen Comics deutlich. Weiterlesen

Detournement oder unverschämte Reduktion? Ole Frahm über "Katz"

Die  französische Produktion Katz, die Art Spiegelmans MAUS antwortet, ist spätestens durch den gegenwärtigen Rechtsstreit mit Rechteinhabern, in dessen Zug der größte Teil der Auflage voraussichtlich vernichtet wird, Gegenstand öffentlicher Diskussion geworden. Ole Frahm (Genealogie des Holocaust. Art Spiegelmans MAUS – A Survivor’s Tale. München 2006) hat Katz auf Einladung der Redaktion aus seiner Sicht kommentiert:

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Abb. 1. Masken bei Spiegelman

Abb. 1. Masken bei Spiegelman

Katz heißt ein französischer Comic, wie Katz’s Delicatessen im East Village New York. Doch in dem Comic geht es nicht um ein Pastrami Sandwich, sondern um die Aneignung des künstlerischen Werkes, nämlich MAUS – A Survivor’s Tale von Art Spiegelman. Katz ist mit MAUS nahezu identisch – nur die Köpfe der Figuren sind neu gezeichnet. Die Figuren in MAUS sind Chimären, menschliche Körper mit Tierköpfen. Mit diesen Figuren zeichnet Art Spiegelman die Geschichte, die ihm sein Vater Vladek vom Überleben in Auschwitz und Dachau erzählt. Die Juden tragen Maus-, die Deutschen Katzen-, die Polen Schweine- und die Amerikaner Hundeköpfe. Diese entpuppen sich als Masken. (Abb. 1) Vladek gibt sich während der deutschen Besatzung als Pole aus, was durch eine Schweinemaske dargestellt wird. Für den Leser ist das dünne Band der Maske sichtbar, für die polnischen Eltern, deren Kinder Vladek einen Juden gerufen haben, nicht. Ist das Mausgesicht Vladeks seine wahre Identität? MAUS macht darüber keine Aussagen. Es zeigt, wie die Konturen der Tiermasken zwischen Identifikation und Identifizierung entstehen, zwischen Selbstwahrnehmung und gesetzlichem Zwang. Weiterlesen

Rezension: Graphic Subjects

Chaney, Michael A. (Hg.): Graphic Subjects. Critical Essays On Autobiography and Graphic Novels. (= Wisconsin Studies in Autobiography.) Wisconsin: The University of Wisconsin Press, 2011. 244 Seiten, 26,95 $.

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Nicht weniger als 27 Beiträge in vier Kategorien vereint der vorliegende Band zur Erforschung von Autobiographie und Graphic Novels. Dass bei dieser Vielzahl an Einzelbetrachtungen kein unhandlicher Buchklotz herauskam, liegt wohl zuvorderst an der vielversprechenden Vorgehensweise des Herausgebers Michael A. Chaney, der für Graphic Subjects das mittellange wissenschaftliche Essay mit knappen, persönlichen Betrachtungen zu einzelnen Titeln oder Parametern paart (7). Nachdem Chaney in seiner Einleitung (3-9) zuerst die Grundlagen der Autobiographie umrissen hat, kommt er schnell auf die Herausforderungen zu sprechen, die sich der Forschung mit dem Auftauchen von Bildern in Lebensbeschreibungen stellen (4). Gelang es Autobiographien durch das Hinzufügen von Fotographien, ihre Authentizität zu steigern, bewirkt der „exaggerated visual style of the comics“ (ebd.) dagegen eher ein Infragestellen jeglicher autobiographischen Autorität. Chaney stellt fest, dass ein Großteil der meistgelobten Graphic Novels autobiographischer Natur seien (für die im folgenden von einer Vielzahl Autoren der Begriff ‚autographics’ genutzt wird), und macht gleichzeitig für diese im Kontext der Autobiographieforschung ein Forschungsdesiderat aus (6). Das soll Graphic Subjects nun erstmals angehen. Zumindest klingen die Titel der vier Teile sehr vielversprechend. Im ersten Teil finden sich, Art Spiegelmans Einfluss auf sowohl die Graphic Novel als auch auf den autobiographischen Comic entsprechend, Aufsätze über den Autor von Maus. Im zweiten Teil werden Titel des globalen „Autographics“-Markt untersucht, während sich der dritte ausführlich visuellen Lebensberichten von Frauen widmet. Im abschließenden vierten Teil finden sich diverse Analysen US-amerikanischer autobiographischer Comics von Justin Green über Lynda Barry bis Jeffrey Brown. Weiterlesen