Veranstaltungen

Comic-Lehrveranstaltungen im SoSe 2025

Wie in der Vergangenheit sammeln und archivieren wir auch im aktuellen Sommersemester 2025 wieder comicrelevante Lehrveranstaltungen unserer Mitglieder.
Wenn Sie noch einen Kurshinweis ergänzen möchten, auch wenn Sie kein ComFor-Mitglied sind, schreiben Sie bitte eine E-Mail mit allen relevanten Daten an die Webredaktion: redaktion@comicgesellschaft.de.

Name der/des Dozierenden Adriana Acquaviti
Universität Goethe-Universität Frankfurt am Main
Titel der Lehrveranstaltung „Ich erinnere mich. Nicht.“ – Zur Inszenierung von Erinnerungen in Kinder- und Jugendliteratur und -medien
Art der Lehrveranstaltung Hauptseminar
Fachliche Anbindung Germanistik, spezifisch Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft, sowie Lehramt Deutsch (Gymnasium).
Weiterhin interdisziplinärer Ansatz: Verknüpfung bspw. mit den Memory Studies, psychoanalytischen und soziologischen Theorien (darunter auch Autobiografieforschung) sowie weiteren kulturwissenschaftlichen Aspekten.
Kursbeschreibung Als Emmie Arbel, eine Überlebende der Shoah, in Die Farbe der Erinnerung (2023) mit Illustratorin und Autorin Barbara Yelin über ihre traumatische Kindheit spricht, beginnt sie viele Sätze mit „Ich erinnere mich.“ An einigen Stellen folgt ein ernüchterndes „Nicht.“ Damit bestätigt Arbel die von Charles J. Brainerd und Valerie F. Reyna formulierte These, dass das menschliche Gedächtnis als „an imperfect archive of our experience“ (The Science of False Memory 2005, S. 4) beschrieben werden kann. Solche imperfekten Erinnerungsfragmente, die im persönlichen ‚Archiv‘ gespeichert und in vielen Fällen auch verdrängt werden, werden zunehmend sowohl in der Kinder- und Jugend- als auch in der Crossover-Literatur in Bilder und Sprache übersetzt. Thematisch lässt sich feststellen, dass Texte über Erinnerungen auffällig oft mit traumatischen Erlebnissen wie Krieg (bspw. Zeina Abirached: Ich erinnere mich. 2014), Flucht und Vertreibung (bspw. Luna Al-Mousli: Eine Träne. Ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus. 2016; Jessica Bab Bonde und Peter Bergting: Bald sind wir wieder zu Hause. 2020), oder Trauer/Verlust (bspw. Joey Comeau: Malagash. 2021) in Verbindung stehen. Zudem handelt es sich häufig um (auto-)biografische Erzählungen, wodurch sich Fragen nach dem Selbstverständnis und der narrativen Inszenierung der Autor*innen sowie nach dem Nutzen bzw. der Motivation des Schreibens ergeben

Im Seminar möchten wir zunächst ein theoretisches Fundament schaffen, indem wir Ansätze der Gedächtnis- und Erinnerungsforschung (Memory Studies) in den Blick nehmen, um anschließend die Inszenierungspraktiken von Erinnerungen in ausgewählten Erzählformaten zu analysieren. Dabei gehen wir immer auch auf medienspezifische Eigenheiten – etwa des Comics oder des (Vers-)Romans – ein und fokussieren dabei insbesondere die ((auto-)biografische) Darstellung von Kindheit und Adoleszenz. Aufgrund der inhaltlichen Komplexität, werden wir zudem Exkurse in andere Fachrichtungen unternehmen, u.a. in die Psychoanalyse, die Soziologie sowie in unterschiedliche Bereiche der Kulturwissenschaft, um Elemente dieser Disziplinen für unsere literaturwissenschaftlichen Textanalysen fruchtbar machen zu können.

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Name der/des Dozierenden Jasmin Garavello
Universität Universität Münster
Titel der Lehrveranstaltung Le neuvième art – Die bande dessinée im Französischunterricht
Art der Lehrveranstaltung Hauptseminar
Fachliche Anbindung Romanisches Seminar, Romanistische Fachdidaktik
Kursbeschreibung Die bande dessinée – der frankophone Comic –, die als neunte Kunst und unverwechselbares franko-belgisches Kulturgut gilt, stellt – nach dem Syndicat national de l’édition 2022-2023 – den – nach dem Roman – zweitstärksten Marktanteil der französischen Verlagsindustrie dar. Neben Klassikern wie Astérix, Tintin und Gaston gibt es unzählige Neuproduktionen wie Lou oder Les Nombrils, die bei den 7-19-jährigen Franzosen:innen sogar größere Beliebtheit als Jugendromane verbuchen. Innerhalb der letzten Jahre werden zunehmend Romane des literarischen Kanons als Comicadaptionen aufbereitet. So finden Les Misérables oder Le tour du monde en 80 jours eine grafisch-textuelle Darstellung, die die Möglichkeit bietet, literarisch anspruchsvolle Werke für den Französischunterricht zugänglich zu machen. Neben fiktionalen Inhalten finden sich auch zunehmend BDs sachlich-informativen Charakters, die historische und kulturelle Themen aufarbeiten. Aufgrund ihrer vielfältigen Inhalte sowie der Sprache-Bild-Kombination kann die BD motivierend wirken und eignet sich für den kompetenzorientierten, heterogenitätssensiblen Französischunterricht der Sek. I und II.

In diesem Seminar werden Sie sich mit ausgewählten BDs verschiedener Genres vor dem Hintergrund der gattungsspezifischen Merkmale auseinandersetzen und durch die Analyse von grafischen und sprachlichen Stilmitteln die Eigenschaften des textsortenspezifischen Lernens im Französischunterricht erarbeiten. Des Weiteren gilt es, die fremdsprachendidaktischen Potenziale aufzudecken, zu erproben und zu diskutieren sowie die didaktisch-methodischen Einsatzmöglichkeiten für Französischlernende in Sek. I und II abzuwägen. Anhand ausgewählter Sequenzen werden wir im Hinblick auf die konkrete Unterrichtsplanung differenzierte Aufgabentypen verschiedener Anforderungsniveaus entwerfen.

 

Name der/des Dozierenden Laura Glötter
Universität Universität Heidelberg
Titel der Lehrveranstaltung Die Sprache der Bilder: Erzählstrategien in den Comics François Boucqs
Art der Lehrveranstaltung Pro- und Mittelseminar in Präsenz
Fachliche Anbindung Kunstgeschichte
Kursbeschreibung Das Seminar führt in die visuelle und narrative Komplexität der franko-belgischen Comic-Kunst am Beispiel François Boucqs ein. Von seinen frühen Werken wie „Les Pionniers de l’aventure humaine“ über die mystisch-fantastischen Geschichten von „Face de Lune“ bis zu aktuelleren Arbeiten wie „New York Cannibals“ wird das künstlerische Spektrum des Autors erschlossen. Die Veranstaltung untersucht verschiedene Narrationsstrategien in Boucqs Comics und widmet sich dabei unter anderem dem Zusammenspiel von historischer Realität und fantastischen Elementen sowie der Rolle von Provokation und Gewalt als narrative Werkzeuge. Die Verbindung von theoretischen Grundlagen und praktischer Bildanalyse ermöglicht eine fundierte Einführung in zentrale Methoden der Comic- und Kunstwissenschaft.

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Name der/des Dozierenden Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann
Universität Universität Hamburg
Titel der Lehrveranstaltung Comics in der Schule
Art der Lehrveranstaltung Seminar
Fachliche Anbindung Allgemeine Erziehungswissenschaft, Zielgruppe: sonderpädagogische Lehramtsstudiengänge
Kursbeschreibung Comics hatten in Deutschland lange einen schlechten Ruf. Sie galten als trivial, verdummend und pädagogisch nicht empfehlenswert; Comics und (Schul-)Bildung erschienen dementsprechend bis in die 1970er Jahre hinein als unvereinbar. Seit einigen Jahren ist eine zunehmende gesellschaftliche Wertschätzung der Bildgeschichten zu beobachten. Unter anderem vor dem Hintergrund von Diversität und Inklusion haben Comics inzwischen auch als Medium für das Klassenzimmer Konjunktur. Einige Forscher:innen sehen es als besonders geeignet für die Auseinandersetzung mit Anderssein an und betonen seine Vorzüge als Bildungsmedium. Gleichzeitig erfreut sich graphic medicine, also die zeichnerische Darstellung von Krankheit und Behinderung, sowie deren Untersuchung an der Schnittstelle von Comicforschung und dis/ability studies großer Beliebtheit.

Die Forschungswerkstatt beschäftigt sich mit Comics, insbesondere zu den Themen Krankheit und Behinderung, als Bildungsmedien sowie den Chancen und Herausforderungen ihres Einsatzes im (sonderpädagogischen) Unterricht. Dabei geht es erstens um Merkmale, Erzählweise und Struktur des Comics. Zweitens beschäftigen wir uns mit Beispielen von und der Forschung zu graphic medicine. Drittens werden die Einsatzmöglichkeiten von Comics in der Schule diskutiert. Schließlich erfolgt die Vermittlung von Methoden der Comicforschung, insbesondere der Comicanalyse, um im Anschluss eigene Projekte entwickeln und umsetzen zu können. Die Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse erfolgt in Teil II der Forschungswerkstatt im Wintersemester.

 

Name der/des Dozierenden Netzwerk Comicforschung am Rhein
Universitäten Bonn, Düsseldorf und Köln
Titel der Lehrveranstaltung Aktuelle Fragen der Comicforschung: Produktionskontexte
Art der Lehrveranstaltung Online-Ringvorlesung
Fachliche Anbindung Interdisziplinär
Kursbeschreibung Die gemeinsam von den Universitäten Bonn, Düsseldorf und Köln und dem Netzwerk Comicforschung am Rhein getragene interdisziplinäre Ringvorlesung zur Comicforschung beschäftigt sich in diesem Sommer mit der Frage, wie Comics durch die zahlreichen Kontexte der Produktion – von Druckmaschinen und -verfahren, über Marktmechanismen, Marketing und Franchising bis hin zu konkreten Zeichen- und Herstellungsprozessen – geprägt werden.

Ein Beispiel: Batman-Fans und Forscher*innen diskutieren seit Jahrzehnten hitzig darüber, wie es zu dem prägnanten Chevron der schwarzen Fledermaus auf gelbem Hintergrund gekommen ist. Schließlich sei das in der Nacht viel zu auffällig. Einige sagen, das Symbol diene genau so dazu, die Schüsse der Feinde auf den starken Brustpanzer zu lenken. Wieder andere argumentieren, das Symbol sei so an den gelben Bat-Scheinwerfer angeglichen worden. Die Wahrheit dürfte laut Banhold viel simpler sein: Eine Fledermaus in einem gelben Kreis ließ sich als Marke und Copyright einfach sehr viel leichter und eindeutiger schützen. Heute kann es so für eine Milliardenindustrie auf Tassen, T-Shirts und Poster gedruckt werden.

Doch nicht nur solche Marketing-Entscheidungen prägen die letztliche Erscheinung von Comics: Die Drucktechnik von Benday Dots bestimmte maßgeblich den Comiclook der 50er Jahre und wurde durch Künstler*innen wie Roy Lichtenstein zur Pop Art erhöht. Die Entwicklung digitaler Comics liefert neue Möglichkeiten der „Seitengestaltung“ und auch die Materialwahl und individuelle Herstellungssituation der Zeichner*innen trägt massiv zu dem bei, was wir an ästhetischen Eindrücken schließlich aus dem Regal ziehen. Webcomics, auf eigenen Websites oder mittlerweile auch auf Social Media, bieten zudem einen niedrigschwelligen Raum für Zeichner*innen, ihre Comics international zu verbreiten, ohne bei einem Verlag unter Vertrag zu stehen. Comics als popkulturelle Artefakte sind Produkte gemacht von Menschen, Maschinen, Verlagen und Industrien, und sind damit immer auch ein Zeugnis der Machtverhältnisse in den Medien und des Zeitgeists.

Die Ringvorlesung will sich methodisch diesen Zusammenhängen annähern. Neben theoretischen Grundlagen der Zusammenhänge von Produktion und
Rezeption sollen verschiedene Aspekte von Produktionskontexten untersucht und in ihren Wirkmechanismen aufgeschlüsselt werden. Wie in jedem Sommersemester dürfen wir uns auch diesmal ganz besonders über Gespräche mit Künstler*innen, Verleger*innen und Praktiker*innen der Comiclandschaft freuen!

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Name der/des Dozierenden Prof. Dr. Beatrice Schuchardt
Universität Universität Regensburg
Titel der Lehrveranstaltung Déplacements: Visuelle, räumliche und zeitliche Deplatzierungen in Comics und Graphic Novels aus der Frankophonie und Frankreich
Art der Lehrveranstaltung Ringvorlesung
Fachliche Anbindung Romanistik: Frankoromanstik und Frankophonie; Germanistik
Kursbeschreibung Im Fokus der Ringvorlesung stehen Comics und bandes dessinées aus der Frakophonie und Frankreich mit ihrer Bildsprache und ihren spezifischen Themen. Zu diesen zählen häufig Migration, Nomadismus, freiwillige und erzwungene Ortswechsel, der Verlust von Heimat und die Suche nach neuen Heimatorten, aber auch das Erleben von historischen Umbruchsituationen und kollektiven wie individuellen Traumata. Homi K. Bhabha hat diese Erfahrung von Ent-Ortung, das Gefühl von Nicht-Zugehörigkeit, den Heimatverlust und die Heimatlosigkeit, aber auch das Erleben eines Bruchs in der zeitlichen Kontinuität unter dem Begriff der „Deplatzierung“ (engl.: displacement, frz.: déplacement) gefasst.

Trotz aller Herausforderungen, die Deplatzierung mit sich bringt, sind mit ihr immer auch Möglichkeiten und Chancenräume verbunden: Indem Deplatzierung Ent-Ortungen erzwingt, ermöglicht sie das Einnehmen neuer Standpunkte, bewirkt sie eine Verschiebung der Perspektive und eröffnet neue Blicke auf Gewohntes. Während Bhabhas Theorem im weiten Feld der Postkolonialen Studien im Abwind begriffen zu sein scheint und durch neuere Ansätze abgelöst wurde, lädt die Ringvorlesung ihre Beiträgerinnen und Beiträger ebenso wie die Studierenden dazu ein, den Begriff der „Deplatzierung“ zusammen mit bandes dessinées und romans graphiques aus verschiedenen Ländern der Frankophonie neu zu entdecken, anders zu denken, aber auch kritisch zu betrachten. Folgende Leitfragen stehen dabei im Mittelpunkt:

· Inwiefern laden bandes dessinées und roman graphiques zu visuellen, räumlichen und zeitlichen Deplatzierungen ein?

· Inwiefern werden bestimmte Ästhetiken in Comics und Graphic Novels aus dem französischsprachigen Raum zitiert, persifliert, neu kombiniert oder revolutioniert?

· Inwiefern sind bandes dessinées und romans graphiques in der Lage, Themen von allgemeinem gesellschaftlichem Interesse aus neuen Blickwinken zu beleuchten?

· Inwiefern rücken sie Ungesehenes in den Blick?

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Deutsch-Französische Tagung: „1 Comic – 10 Perspectives“

An diesem Donnerstag und Freitag wird in Paris eine deutsch-französische Tagung stattfinden, veranstaltet von ComFor-Mitglied Thomas Sähn und unter Beteiligung von u.A. Romain BeckerKaren Struve, Beate KernAnke Grutschus, Lukas R.A. Wilde:

1 Bande dessinée – 10 Perspectives : analyse pluridisciplinaire de la série Miss Pas Touche de Kerascoët & Hubert stattfinden.
1 Comic – 10 Perspectives: Pluridisziplinäre Analyse der Serie Fräulein-Rühr-Mich-Nicht-An von Kerascoët & Hubert.

Diese deutsch-französische Tagung möchte durch eine pluridisziplinäre Analyse des Comics Miss Pas Touche von Kerascoët & Hubert comicbegeisterten Zuhörerinnen und Zuhörern einen Einblick in die vielfältigen Ansätze und Arbeitsmethoden der Stripologie geben. Alle Vorträge werden simultan ins Deutsche oder Französische übersetzt. Eine Publikation is vorgesehen.

Hybride Fern- und Präsenzveranstaltungen:

Eine Anmeldung ist erforderlich unter: thomas.sahn (ät) sorbonne-universite.fr.

„GIRL MEETS MANGA“-Ausstellung im MAK Wien

Am 1. April eröffnet im MAK Wien die Ausstellung GIRL MEETS MANGA. Eine Manga-Biografie aus Tokio (1985–1992). Die Ausstellung ist vom 2. April bis 17. August 2025 im MAK Kunstblättersaal zu sehen und widmet sich der besonderen Rolle von Manga in der weiblichen Identitätsfindung.

Ankündigungstext:

„Mit der Ausstellung GIRL MEETS MANGA spürt das MAK der speziellen Rolle von Mangas für die weibliche Identitätsfindung nach. 2.4.2025—17.8.2025, MAK Kunstblättersaal

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind Mangas – japanische Comics – zu einem bedeutenden Phänomen der zeitgenössischen Kultur Japans avanciert und gewinnen weltweit an Bedeutung. Mio Wakita-Elis, Kustodin der MAK Sammlung Asien, lässt ihre persönliche Biografie und Perspektive in die Ausstellung einfließen und gibt Einblick in ihr von Mangas mitgeprägtes Aufwachsen als Teenagermädchen im Großraum Tokio in den 1980er und frühen 1990er Jahren. Als integraler Bestandteil ihres Alltags trugen Mangas zur Persönlichkeitsbildung bei und ermöglichten die Reflexion gesellschaftlicher Themen wie Feminismus, Konsum und Globalisierung. Eine breite Auswahl von Mangas und zusätzlich Bilder, Musik sowie Alltagsobjekte illustrieren die faszinierende Verwobenheit japanischer Comics mit gesellschaftlichen Themen und realen Anliegen ihrer Leser*innen. Einen Bogen zum Jahr 2025 schlägt der Epilog mit kurzen Geschichten von Wienerinnen, die uns erzählen, wie Mangas ihre Biografien in der globalisierten Welt von heute beeinflussen.

KURATORIN:
Mio Wakita-Elis, Kustodin MAK Sammlung Asien“

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Neue Ringvorlesungsreihe „Produktionskontexte“.

Termin:
07.04.2025 18:30-20:00 Uhr - 14.07.2025

Auch in diesem Sommersemester veranstaltet das Netzwerk „Comicforschung am Rhein“ wieder eine montägliche Online-Ringvorlesung (18:30-20:00 Uhr vom 7. April bis zum 14. Juli 2025) mit Sprecher*innen aus Wissenschaft und Praxis, diesmal zum spannenden Thema „Produktionskontexte“.  Anmeldung unter: comicforschung-rhein (ät) uni-koeln.de, ein Link zur Veranstaltung wird per Mail zugeschickt.

Ankündigungstext:

„Die gemeinsam von den Universitäten Bonn, Düsseldorf und Köln und dem Netzwerk Comicforschung am Rhein getragene interdisziplinäre Ringvorlesung zur Comicforschung beschäftigt sich in diesem Sommer mit der Frage, wie Comics durch die zahlreichen Kontexte der Produktion – von Druckmaschinen und -verfahren, über Marktmechanismen, Marketing und Franchising bis hin zu konkreten Zeichen- und Herstellungsprozessen – geprägt werden.

Ein Beispiel: Batman-Fans und Forscher*innen diskutieren seit Jahrzehnten hitzig darüber, wie es zu dem prägnanten Chevron der schwarzen Fledermaus auf gelbem Hintergrund gekommen ist. Schließlich sei das in der Nacht viel zu auffällig. Einige sagen, das Symbol diene genau so dazu, die Schüsse der Feinde auf den starken Brustpanzer zu lenken. Wieder andere argumentieren, das Symbol sei so an den gelben Bat-Scheinwerfer angeglichen worden. Die Wahrheit dürfte laut Banhold viel simpler sein: Eine Fledermaus in einem gelben Kreis ließ sich als Marke und Copyright einfach sehr viel leichter und eindeutiger schützen. Heute kann es so für eine Milliardenindustrie auf Tassen, T-Shirts und Poster gedruckt werden.

Doch nicht nur solche Marketing-Entscheidungen prägen die letztliche Erscheinung von Comics: Die Drucktechnik von Benday Dots bestimmte maßgeblich den Comiclook der 50er Jahre und wurde durch Künstler*innen wie Roy Lichtenstein zur Pop Art erhöht. Die Entwicklung digitaler Comics liefert neue Möglichkeiten der „Seitengestaltung“ und auch die Materialwahl und individuelle Herstellungssituation der Zeichner*innen trägt massiv zu dem bei, was wir an ästhetischen Eindrücken schließlich aus dem Regal ziehen. Webcomics, auf eigenen Websites oder mittlerweile auch auf Social Media, bieten zudem einen niedrigschwelligen Raum für Zeichner*innen, ihre Comics international zu verbreiten, ohne bei einem Verlag unter Vertrag zu stehen. Comics als popkulturelle Artefakte sind Produkte gemacht von Menschen, Maschinen, Verlagen und Industrien, und sind damit immer auch ein Zeugnis der Machtverhältnisse in den Medien und des Zeitgeists.

Die Ringvorlesung will sich methodisch diesen Zusammenhängen annähern. Neben theoretischen Grundlagen der Zusammenhänge von Produktion und Rezeption sollen verschiedene Aspekte von Produktionskontexten untersucht und in ihren Wirkmechanismen aufgeschlüsselt werden. Wie in jedem Sommersemester dürfen wir uns auch diesmal ganz besonders über Gespräche mit Künstler*innen, Verleger*innen und Praktiker*innen der Comiclandschaft freuen!“

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Symposium „The Speech Bubble, Between Text and Image“

The Speech Bubble, Between Text and Image
International one-day symposium
Friday, March 14th, 2025
 
Location: Room Jacques Glowinski, Collège de France, 11 place Marcelin-Berthelot, 75231 Paris cedex 05
Event held in person with a virtual attendance option (Zoom link provided upon request).
 
With the support of the Maison de la Culture du Japon à Paris and the East Asian Civilizations Research Centre (CRCAO)

Contact (information and Zoom link: marianne.simon-oikawa (ät) u-paris.fr)
 
Presentation
 
This one-day symposium aims at showing the full complexity of the speech bubble, an object that has been largely neglected by research until now, and that cannot be defined solely as ‘the curve surrounding the words spoken by comic strip characters’ (Trésor de la langue française). Based on the observation that the speech bubble often also contains images and even blank spaces, and that its forms and functions vary according to the objects, periods and geographical areas in which it is present, the papers presented during this symposium propose to analyse the complex relation between speech bubble, text and image in a number of visual sources objects drawn from Japanese corpora or indirectly linked to Japan.
This one-day symposium is the first event organized within the ‘Histoires de bulles’ programme (CRCAO, East Asian Civilizations Research Centre, 2025-2029), which aims to study the speech bubble and turn it into an object of knowledge, both in terms of its own characteristics and its visual and wider cultural ecosystem, in order to ultimately identify an “economy of the bubble”, or even sketch out a general theory of it.
 
 
 
Program
 
Morning session
 
Chair: Matthias Hayek (École Pratique des Hautes Études-PSL, to be confirmed)
 
09:30-09:45. Opening remarks. Marianne Simon-Oikawa (Paris Cité University)
 
09:45-10:30. Marianne Simon-Oikawa. Fukidashi, Building an Object Between Text and Image
In Japanese, the word fukidashi, which designates the speech bubble, does not refer to any specific form or content. It instead designates a breath exhaled out of an unidentified source. The variety of objects in which the speech bubble appears in Japan during the Edo period makes it necessary to draft a list of the types of objects in which it is concentrated, and to make a few initial hypotheses about it, which future research may support, develop or contradict. This presentation will focus on selected examples that challenge the definition of the bubble as a container for speech.
 
10:30-11:15. Estelle Bauer (Musée Guimet). When Pictures Start Talking. Dialogues and other Texts Written in Emaki (gachûshi 画中詞)
If speech bubbles are a way to make characters talk, some emaki achieve the same effect by writing dialogue directly next to them. We will look at a few examples to reflect on the role these gachûshi play in the production of the visual narrative: they provide details about the characters‘ actions and emotions; they introduce a sense of time into the picture.
 
11:15-12:00. Jaqueline Berndt (Stockholm University). Speech Balloons Beyond Speech: The ‘Return’ of Pictorial Contents?
Manga researchers have approached fukidashi mainly as speech balloons – “transdiegetic devices” that turned manga into “audiovisual comics” (Exner 2022) and visual modifiers of dialogue lines’ auditory properties (Manga no yomikata 1995). Attention has also been paid to speech balloons’ placement on manga pages and their role in visually guiding the reader’s gaze, while the analysis of their contents has considered hand-writing and type, font variations, and punctuation marks. Inspired by pictorial dream balloons from the late Edo period, my presentation focuses on non-linguistic contents: small pictures of characters’ heads inside the balloon, as well as pictorial runes such as sweatdrops and cross-popping veins attached to a balloon rather than the respective speaker. These devices internalize the external parts of Hosoma’s “speaker–listener–object” triangle (2023), ultimately foregrounding relationalities through a blurring of previously clear divides. In addition, pictorial balloon contents serve exaggeration (both humorous and affective) and instruction (efficiently providing information), as well as an economy of space. This sets them apart from Edo-period imagery, which nevertheless may help challenge simplistic assumptions of ‘speech’ balloons as providing an auditory experience.
 
Afternoon session
 
Chair: Thomas Lamarre (The University of Chicago)
 
14:00-14:45. Blanche Delaborde (Fukuoka University). The Spatial Paradox of Speech Bubbles in Manga
Speech bubbles in manga form a surprisingly complex narrative device. In particular, although the space delimited by the outline of the bubbles initially appears as a two-dimensional space analogous to that of the page, many examples contradict this idea. For instance, speech bubbles outlines are often porous, especially in the presence of handwritten secondary lines. In other cases, the bubbles carry iconic or conventional signs (keiyu) that suggest some depth. In addition, the anchoring of the balloons to the three-dimensional diegetic space presents many ambiguous cases, that blur between two-dimensional and three-dimensional spaces.
 
14:45-15:30. Ladan Niayesh. From Playscript to Mangascript: The Speech Bubbles in Manga Shakespeare’s The Tempest
As the spearhead of the ‘Self Made Hero’ company’s endeavour to break through a heavily Asianised global manga market, the British ‘Manga Shakespeare’ series paradoxically enlists that icon of European culture not hegemonically, but as a mediator gesturing East. Speech bubbles occupy a key position in this process of cultural negotiation in one of the early volumes in the series, The Tempest (2007), illustrated by a British mangaka but set in a post-industrial, environmentally damaged island beaten by Hokusai-style waves. The speech bubbles keep about forty percent of the original Shakespearean text, but adapt it to visually and culturally navigate between a theatrical script and the aesthetic alphabet of the manga. This involves for example playing on bubble contours to express emotions and speech volume in the opening tempest scene, sticking in that to the received conventions of Japanese manga. But the artist also instills less common and inventive features into the manga format, such as deleting the speech bubble altogether to blend thought and nature for monologues. Eventually tailored into strips of paper carrying identity, speech is what both the spirit Ariel and the magician Prospero dissolve into in the final pages of the volume, recalling a dilapidated folio of Shakespeare’s complete works scattered and lost to the winds, or alternatively and more optimistically Prospero’s magic book travelling east over the oceans for a fresh lease of life with a rejuvenated audience.

Ausstellung „Die Komische Kunst des Walter Moers“

Termin:
01.02.2025 - 15.02.2025

„Vom Käpt’n Blaubär, dem Kleinen Arschloch und dem fantastischen Kontinent Zamonien.
Comiczeichner, Illustrator und Schriftsteller – Walter Moers hat einen Kosmos der Komischen Kunst geschaffen, wie es ihn kaum ein zweites Mal gibt. Die Ausstellung im Caricatura Museum Frankfurt würdigt daher das Schaffen eines der innovativsten Ausnahmekünstler, der auch über die deutschen Grenzen hinaus regelmäßig Begeisterungsstürme auslöst, wenn ein neues Buch von ihm gedruckt wird.“

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Workshop „Comics as Educational Media in the 20th Century: International Perspectives“

Termin:
17.01.2025 - 18.01.2025

Comics as Educational Media in the 20th Century: International PerspectivesIm kommenden Januar veranstaltet das DFG-geförderte Forschungsprojekt „Comics as Educational Media in the Federal Republic of Germany, 1960s-1980s” einen internationalen Abschlussworkshop in Hamburg zum Thema „Comics as Educational Media in the 20th Century: International Perspectives“, der von Sylvia Kesper-Biermann mitorganisiert wird. Eine Teilnahme ist möglich, es wird jedoch aufgrund des begrenzten Platzangebots um eine Anmeldung bis zum 31. Dezember 2024 bei Anna Strunk (anna.strunk (ät) uni-hamburg.de) gebeten.

Ankündigungstext:

At present it seems like common sense that comics can be a beneficial tool for educational purposes. Their ability to explain and illustrate even complicated topics as well as their motivational impact seem to make them perfect to “loosen up” the classroom. However, in the Federal Republic of Germany (FRG), this approval of comics only came after a phase, during the 1950s, of vehement rejection and fear with regard to the supposed dangers of comics. They were accused of causing analphabetism, increasing juvenile delinquency and keeping children away from “good literature”. Similar to the FRG, other countries experienced their own struggles and discussions surrounding the use of comics in educational contexts. The upcoming workshop “Comics as Educational Media in the 20th Century: International Perspectives” aims to focus on these developments in East Germany, Poland, France, Great Britain, the USA and Japan. Six speakers will shed light on comic reception and usage in education in their countries of research, opening up a room for comparison and discussion.

The workshop concludes the German Research Foundation project “Comics as Educational Media in the Federal Republic of Germany (from the 1960s to the 1980s)”.

Weiterlesen: Vollständiges Programm

Ausstellung „Black Comics – Vom Kolonialismus zum Black Panther“

Termin:
16.11.2024 - 27.04.2025

„Die westlichen Demokratien, insbesondere Deutschland, haben intensiv damit begonnen, sich mit ihrer kolonialen Geschichte auseinanderzusetzen. Dabei tun sich schmerzhafte Abgründe aus Raub, Verschleppung, Versklavung und Völkermord auf, die viel zu lange durch die Fiktion von Abenteuertum und vermeintlicher Zivilisationsentfaltung kaschiert wurden. Die Realität sah anders aus: menschenverachtend und grausam.
Und was sagt der Comic dazu? Das erfahren Sie in der Ausstellung „Black Comics“: Mit circa 100 Originalwerken und viel Archivmaterial wirft die Ausstellung Schlaglichter auf die Genealogie von schwarzen Figuren im Comic und ihre Macher.“

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Symposium „Walter Moers im Fokus der Kunst-, Literatur- und Medienwissenschaften“

Wie wir schon im Sommer berichteten, präsentiert die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen aktuell die Walter Moers-Ausstellung „Humor ist ein ernstes Geschäft“. Vom Freitag, 29. 11., bis Samstag, 30. 11. 2024, findet begleitend ein wissenschafltiches Symposium statt, für das nun auch das vollständige Programm veröffentlicht worden ist.

Ankündigungstext:

„Wie kein anderer in Deutschland hat Walter Moers als zeichnender Autor oder schreibender Zeichner die unterschiedlichsten Figuren
erdacht und mit Witz und Hintergründigkeit ihre Geschichten erzählt. Dabei gehören Text und Bild stets kongenial zusammen. Eine umfassende Präsentation seiner Arbeit zeigt die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen ab dem 22. September 2024 mit der Ausstellung Was gibt’s denn da zu lachen? Anlässlich dieser umfangreichen Retrospektive lädt der Freundeskreis der LUDWIGGALERIE am 29. und 30. November 2024 zu einem wissenschaftlichen Symposium zu dem vielfältigen Werk des Allroundtalents ein. Das Moers’sche Œuvre zeichnet sich insbesondere durch Multimedialität, intertextuelle Verweise und Kunstzitate aus. Bisher ist es im Forschungszweig der Kunstwissenschaft jedoch nur marginal behandelt worden. Das Symposium greift dieses Forschungsdesiderat mit interdisziplinären Beiträgen auf“

Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei.
Anmeldung unter sarah.huelsewig (ät) oberhausen.de oder 0208 41249 12

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Comic-Lehrveranstaltungen im WS 2024/25

Wie in der Vergangenheit sammeln und archivieren wir auch im aktuellen Wintersemester wieder comicrelevante Lehrveranstaltungen unserer Mitglieder.
Wenn Sie noch einen Kurshinweis ergänzen möchten, auch wenn Sie kein ComFor-Mitglied sind, schreiben Sie bitte eine E-Mail mit allen relevanten Daten an die Webredaktion: redaktion@comicgesellschaft.de.

Name der/des Dozierenden Christian Alexius
Universität/Hochschule Philipps-Universität Marburg
Titel der Lehrveranstaltung Comics/Filme – Geschichte(n) der Wechselwirkung und Interdependenz
Art der Lehrveranstaltung Bachelor-Seminar
Fachliche Anbindung Institut für Medienwissenschaft
Kursbeschreibung Das Seminar will die gemeinsame(n) Geschichte(n) von Comics und Filmen vom begossenen Gärtner der Lumières bis hin zu den aktuellen Produktionen des Marvel Cinematic Universe nachvollziehen. Dabei versucht die primär historisch ausgerichtete Lehrveranstaltung zugleich unterschiedliche Formate und kulturelle Kontexte in ihre Beobachtungen mit einzubeziehen und ebenso einen Bogen vom Comicstrip zum Comicheft und der Graphic Novel zu spannen wie vom US-amerikanischen Superheldencomic zum japanischen Manga. Geplant ist zudem eine Exkursion ins Comic-Archiv des Instituts für Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität Frankfurt.

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Name der/des Dozierenden Agustín Corti
Universität/Hochschule Universität Salzburg
Titel der Lehrveranstaltung Más allá de la esperanza: la ansiedad y el miedo en el cómic sobre la migración
Art der Lehrveranstaltung Vorlesung mit Übung
Fachliche Anbindung Romanistik (Spanisch)
Kursbeschreibung  

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Name der/des Dozierenden Nina Eckhoff-Heindl
Universität/Hochschule Universität zu Köln
Titel der Lehrveranstaltung Comicanalyse
Art der LehrveranstaltungÜbung Übung
Fachliche Anbindung Medienkulturwissenschaft
Kursbeschreibung Was ist eine Comicanalyse, welche Methoden können hierfür herangezogen werden und wie können Verfahren des Analysierens vermittelt werden? Diesen Fragen stellen wir uns im Rahmen der Übung aus dem Feld der Comicforschung. Wir beschreiben Elemente des Comics (Sprechblasen, Captions etc.) und ihre Funktionen, untersuchen Panelstrukturen, Seitenaufbau, Raum- und Zeitgestaltung sowie Verflechtungsstrategien bei mehrseitigen Comics. Dabei werden zudem die methodische Verfahren und Fragestellungen u.a. der formalen, intermedialen, narratologischen, semiotischen sowie intersektionalen Comicanalyse erschlossen. Die Lehrveranstaltung erfolgt im blended learning („integriertes Lernen“), bei dem Präsenzsitzungen mit individuellen E-Learning-Einheiten über die Kölner ILIAS-Plattform edulabs verschränkt wird. Als Grundlage für die E-Learning-Einheiten fungiert das Lernmaterial, das im OER-Verbundprojekt Comicforschung.nrw ensteht. Neben den inhaltlichen Aspekten eines Comics und einer Comicanalyse wird damit auch ausdrücklich die kritische Auseinandersetzung mit den Lehrmaterialien einen weiteren Schwerpunkt der Übung bilden.

 

Name der/des Dozierenden Julia Ingold
Universität/Hochschule Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Titel der Lehrveranstaltung Erzählen in Bildern: Grundlagen der Comicanalyse
Art der Lehrveranstaltung Übung
Fachliche Anbindung Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Kursbeschreibung Traditionell gelten die Jahre 1938 bis 1954 als das Goldene Zeitalter der sogenannten neunten Kunst: der Comics. 1938 tritt Superman das erste Mal auf. 1954 veröffentlicht der Psychiater Fredric Wertham sein Buch Seduction of the Innocent, in dem er, grob zusammengefasst, behauptet, Comics verderben die Jugend. (Derartige Diskussion gab es schon im 19. Jahrhundert in Bezug auf Romane, in den 1990er Jahren in Bezug auf Computerspiele und jüngst in Bezug auf Gangstarap.) Die Debatte um Wertham führte zu strengen Zensurregeln für Comics. Den nächsten großen Meilenstein der Comichistorie stellt das Jahr 1986 dar: Es erscheint Art Spiegelmans Maus, was beweist, dass Comics jedem Thema gewachsen sind, selbst einer sensiblen und kritischen Auseinandersetzung mit der Shoah. Außerdem erscheinen Frank Millers The Dark Knight Returns und Alan Moores und Dave Gibbons Watchmen, die ein neues Zeitalter der Psychologisierung und Reflexion von Superheldencomics einleiten. Der Comicforscher Douglas Wolk jedoch meint, das Goldene Zeitalter der Comics beginnt erst Mitte der 2000er Jahre, als sich die Form in alle erdenklichen Richtungen entwickelt und vernetzt. Während die USA und Frankreich eine reiche Comictradition haben und Comics als Kunst- und Kulturform breit produziert und rezipiert werden, haben sie im deutschsprachigen Raum einen schwierigeren Stand. Langsam holen deutschsprachige KünstlerInnen aber auf und es gibt viele spannende Werke für GermanistIinnen zu entdecken.

Im Seminar werden wir Grundlagen der Comicgeschichte, der Comictheorie und -analyse sowie einige Comics kennenlernen. Unser Fokus wird dabei auf Narratologie und Text-Bild-Bezügen liegen. Comics sind ein ideales Objekt, um beispielhaft die Interpretation der Zusammenhänge zwischen Inhalt und Form einzuüben. Unten auf der Liste finden Sie einen Comic und die wissenschaftlichen Texte, mit denen wir arbeiten werden. Doch gehen Sie zur Vorbereitung aufs Seminar unbedingt in Comicläden und stöbern und schmökern Sie ausgiebig! Bringen Sie außerdem zur ersten Sitzung erstens Ihre Lieblingscomics und zweitens sehr gern Vorschläge mit, welche Comics Sie gern im Seminar behandeln würden. Wir werden in der ersten Sitzung gemeinsam entscheiden, welche Comics wir lesen. Zum Seminar gehört außerdem eine Tagesexkursion ins Erika-Fuchs-Haus — Museum für Comic und Sprachkunst in Schwarzenbach an der Saale, das zu den wichtigsten Comicmuseen im deutschsprachigen Raum zählt. Wir werden dort früh im Semester hinfahren, weil es uns aufgrund der historischen Ausrichtung einen idealen Einstieg ins Seminarthema ermöglicht.

 

Name der/des Dozierenden Felix Giesa & Verena Kuni
Universität/Hochschule Goethe-Universität Frankfurt am Main
Titel der Lehrveranstaltung Wundertüte: Independent Comics und/als Kunst
Art der Lehrveranstaltung Hauptseminar
Fachliche Anbindung Germanistik, Kunstpädagogik
Kursbeschreibung Mit seinem angriffslustigen Mal- und Zeichentemperament verbinde er das Rustikalen und Obszöne durchaus auch mit Versatzstücken aus der Hochkultur, so heißt es in der Frankfurt Rundschau zu ATAKs legendärer Comic-Reihe Wondertüte. Gleich mehrere Wundertüten sind dem Comic-Archiv des Instituts für Jugendbuchforschung vor einiger Zeit in den Schoß gefallen. Nach Auflösung eines Comic-Shops wurden dem Archiv mehrere Pakete aus dem Bestand gespendet, die von jedem verfügbaren Comic des Shops ein Exemplar enthalten. Wie Zeitkapseln konservieren diese Pakete nun einen Bestand, der sich dem Shop-Namen gleich independent zusammensetzt. Independent, also nicht Mainstream, sind die Comics in den Kisten, die wie Zeitkapseln einen Bestand bewahren, der bisher noch nicht gesichtet wurde. Im Seminar wollen wir diese Kapseln aufbrechen und ans Licht holen, was dort verpackt ist. Wir wollen dabei im Seminar versuchen interdisziplinär das Material für uns zu erschließen, damit zu arbeiten und so gemeinsame, hoffentlich neue und spannende und erfrischende Perspektiven auf deutschsprachige Independent Comics zu bekommen.

 

Name der/des Dozierenden Felix Giesa & Timo Rouget
Universität/Hochschule Bonn, Bochum, Düsseldorf, Essen, Köln
Titel der Lehrveranstaltung Grafisches Erzählen in der Grundschule
Art der Lehrveranstaltung Proseminar
Fachliche Anbindung Literaturwissenschaft/-didaktik
Kursbeschreibung Nach Jahrzehnten der Verbrämung als „Schmutz und Schund“, haben sich grafisch erzählte Geschichten (Bilderbuch, Comic, Graphic Novel, Manga, …) zu einem fest etablierten Untersuchungsgegenstand deutschdidaktischer Arbeiten, insbesondere innerhalb der Kinder- und Jugendliteraturdidaktik und -forschung, entwickelt. Schließlich adressieren grafische Erzählungen mit ihrer Nähe zum Animationsfilm die private mediale Rezeptionserfahrungen vieler Schüler*innen der Primarstufe. Sobald zuvorderst in Bildern und ohne Text erzählt wird, kommen jüngere Kinder mit fiktionalen Geschichten in Kontakt, die – so die Ergebnisse der literarischen Sozialisationsforschung – einen entscheidenden Zugang zu einem motivierenden Leseverhalten bahnen. Für die unterrichtliche Behandlung hat dies zur Konsequenz, dass methodische Ansätze, die in ihrer Mehrheit textorientiert sind, nur bedingt geeignet sind. So urteilt Jeanette Hofmann, dass durch grafisches Erzählen zahlreiche Prozesse des literarischen Lernens im Sinne Kaspar Spinners erreicht werden können: Vorstellungsbildung, Perspektivübernahme, subjektive Involviertheit und genaue Textwahrnehmung, narrative und dramaturgische Handlungslogik oder die Unabschließbarkeit des Sinnbildungsprozesses. Dementsprechend wollen wir im Seminar Ausprägungen, Phänomene, Genres und Themen des grafischen Erzählens in ihrer Spezifik und ihrem didaktischen Potenzial für die Primarstufe in den Blick nehmen. Konkret wollen wir im Seminar neben den theoretischen Grundlagen zum Gegenstand und anhand eigener Lektüren von aktuellen Beispielen insbesondere auch alternative Zugänge zum grafischen Erzählen, wie etwa „Bilderbuchkinogesprächen“, Raum gegeben und Konzepte der visual literacy diskutieren.

 

Name der/des Dozierenden Achim Hescher
Universität/Hochschule RPTU Kaiserslautern-Landau, Campus Landau
Titel der Lehrveranstaltung Graphic Memoirs
Art der Lehrveranstaltung Master Modul 8
Fachliche Anbindung Anglistik
Kursbeschreibung

 

Name der/des Dozierenden Rolf Lohse
Universität/Hochschule Heinrich Heine Universität Düsseldorf
Titel der Lehrveranstaltung Von Bonvi bis Zerocalcare. Zur Geschichte des italienischen Comics
Art der Lehrveranstaltung Seminar
Fachliche Anbindung Romanistik
Kursbeschreibung

 

Name der/des Dozierenden Jana Mikota
Universität/Hochschule Universität Siegen
Titel der Lehrveranstaltung „Learning about the Shoah Through Narrative Art and Visual Storytelling“– Transnationale Erinnerung in der grafischen Literatur
Art der Lehrveranstaltung Hybride Ringvorlesung mit digitaler Zuschaltoption)
Fachliche Anbindung Germanistik, Anglistik/Amerikanistik; Deutsch Lehramt
Kursbeschreibung Link zur Veranstaltung

 

Name der/des Dozierenden Stephan Packard
Universität/Hochschule Universität zu Köln
Titel der Lehrveranstaltung OER-Inhalte erstellen und evaluieren: Comicforschung und Medienrecht
Art der Lehrveranstaltung Projektkurs
Fachliche Anbindung Medienkulturwissenschaft
Kursbeschreibung Neuere digitale Kommunikationsformen beschäftigen die Medienwissenschaft nicht nur als Gegenstand, sondern auch als Werkzeug. Open Educational Resources stellen in digitaler Form Inhalte, Materialien, Lektionen,
Videos und Übungsaufgaben zur Vermittlung von medienwissenschaftlichen Verfahren, Theorien und Inhalten zur Verfügung. In dieser praxisorientierten Lehrveranstaltung wollen wir uns mit den Herausforderungen beschäftigen, die sich beim Design solcher Inhalte in unserem Fach stellen. Die Teilnehmenden entwerfen eigene OER-Lektionen zu selbst gewählten Themen und können diese im Rahmen der Lehrveranstaltung umsetzen und auf den Landesplattformen ORCA und OERSI publizieren. Wir verwenden dabei Anschauungs- und Beispielmaterial aus zwei Projekten zur Erstellung von OER-Inhalten am Institut: Das Projekt
comicforschung.nrw entwickelt in Zusammenarbeit mit den Kolleg_innen an den Universitäten in Bonn, Düsseldorf und Essen umfassende OER-Lehrinhalte zur Comicforschung, die von der Geschichte des Comics über Comicanalyse und Comicforschung bis zur Comicdidaktik reichen. Begleitend zur Reform des Verbundstudiengangs Medienrecht im BA und MA beginnen wir außerdem mit der Entwicklung von ergänzenden OER-Lektionen, die Studierenden bei der Schließung der Lücke zwischen medienwissenschaftlichen und rechtswissenschaftlichen Begriffen helfen. Diese beiden Materialien und Projekte können wir als Inspiration verwenden; die Teilnehmenden können zu diesen oder ganz anderen, selbst gewählten Inhalten ihre eigenen Lektionen in Arbeitsgruppen entwickeln.

 

Name der/des Dozierenden Stephan Packard
Universität/Hochschule Universität zu Köln
Titel der Lehrveranstaltung Einführung in die Comicforschung
Art der Lehrveranstaltung Vorlesung
Fachliche Anbindung Medienkulturwissenschaft
Kursbeschreibung Comics können als ein Labor der Medienwissenschaft und Mediengeschichte gelten. In ihrer typischen modernen Form kommen sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Kontext massenmedialer piktoraler Printmedien auf. Sie haben damit Anteil an der oft beobachteten Bilderflut der jüngeren Massenmedien, zeichnen sich aber durch eine besonders niedrigschwellige Herstellung aus. Ihr Erbe in der Karikatur und ihre frühe Ansiedlung in komischen und an Minoritäten, Kinder und Jugendliche gerichteten Genres verschaffen ihnen weitere Freiheiten. Diese Freiheit des
(Comic)zeichenstifts machen sie in mehrfacher Hinsicht für die Medienforschung interessant. Gleichzeitig zeichnet sich die Comicforschung durch einen besonders breiten interdisziplinären Zugang aus. Die Vorlesung will diesen Interessen nachgehen. Sie setzt OER-Inhalte
aus der Initiative comicforschung.nrw ein und ist gut mit dem Kurs ‚Comic-Analyse‘ bei Dr. Eckhoff-Heindl kombinierbar. Wer sich für die Entwicklung der verwendeten OER-Inhalte interessiert, kann außerdem an dem Projekt OER-Inhalte erstellen und evaluieren teilnehmen.

 

Name der/des Dozierenden Daniel Stein
Universität/Hochschule Universität Siegen
Titel der Lehrveranstaltung The Shoah in Comics
Art der Lehrveranstaltung Master-Seminar
Fachliche Anbindung Anglistik/Amerikanistik; MA Englisch Lehramt; MA Literaturwissenschaft
Kursbeschreibung With the critically acclaimed publication of Art Spiegelman’s two-volume graphic narrative Maus (1986, 1991), comics all of a sudden became recognized as a medium suitable to the depiction of the Shoah – the mass extermination of European Jews during by the Nazis. But Maus was not the first comic to take such a “risk of representation” (Hillary Chute), and it certainly was not the last comic to do so. In this course, we will study graphic depictions of the Shoah from the 1950s until today. Taking Maus as a starting point and creating a toolbox of theories, concepts, and methods for studying comics (trauma theory, cultural memory, multimodal/intermedial narration, comics analysis), we will examine early works such as Bernie Krigstein’s “Master Race” (1955) and superhero comics on the Holocaust (Captain America, X-Men/Magneto) as well as recent graphic narratives like Ari Folman and David Polonsky’s Anne Frank’s Diary: The Graphic Adaptation (2018) and Salva Rubio and Loreto Aroca’s The Librarian of Auschwitz (2023). We will also pursue a transnational approach and spend some time analyzing German publications, such as Barbara Yelin’s Emmie Arbel: Die Farbe der Erinnerung (2023), Reinhard Kleist’s Der Boxer: Die wahre Geschichte des Hertzko Haft (2012), Nora Krug’s Heimat, and Bianca Schaalburg’s Der Duft der Kiefern (2021).

 

Name der/des Dozierenden Karen Struve
Universität/Hochschule Universität Bremen
Titel der Lehrveranstaltung Geschichte und Erinnerung in frankophonen BD mit Exkursion zum internationalen Comic-Festival in Angoulême
Art der Lehrveranstaltung BA-Seminar
Fachliche Anbindung Frankoromanistik
Kursbeschreibung „Ils sont fous ces Romains!“ Wer diesen Ausspruch zuordnen kann, weiß, dass Comics, frz.: bandes dessinées (BD), aus Geschichte graphische Geschichten machen können und dass sie sich keineswegs nur an Kinder und Jugendliche richten. BD erzählen mehr als lustige Geschichten über Gallier und Römer: Sie verhandeln als „neuvième art“ eine ganze Reihe von Ereignissen, die in das kollektive Gedächtnis Eingang gefunden haben und bringen damit auch Gewaltgeschichten, für die es kaum Worte noch Bilder gibt, in Text und Bild: etwa den Holocaust, die französische Kolonialgeschichte oder die terroristischen Anschläge Mitte der 2010er Jahre. Im Seminar erarbeiten wir gemeinsam einen Ein- und Überblick über die verschiedenen Repräsentationen von Geschichte und Erinnerung in unterschiedlichen frankophonen BD des 20. und 21. Jahrhunderts. Nach einer Einführung in die franko-belgische BD-Geschichte, in die Geschichts- und Erinnerungs-/Gedächtnistheorien sowie die Methoden der Comicanalyse, stehen gemeinsame Textanalysen im Zentrum des Seminars. Teil des Seminars und die „cerise sur le gâteau“ ist eine gemeinsame Exkursion vom 29.01-02.02.2025 zum größten internationalen Comicfestival Europas in Angoulême. Dort werden wir die Möglichkeit haben, an einmaligen Masterclasses mit den berühmtesten BD-Autor:innen teilzunehmen, anregende Podiumsdiskussionen zu verfolgen, in offenen Ateliers selbst kreativ zu werden und vor allem mit vielen Akteur:innen im Comicbetrieb ins Gespräch zu kommen und so die ganze Vielfalt der (nicht nur) französischen Comicszene zu erleben.