CFP: Bewertungskultur im Wandel?

Workshop
Zur uneinheitlichen Sammlung und Sichtbarkeit, Zugänglichkeit und Erschließung von Kulturerbe im Digitalen
Deutsche National Bibliothek
Leipzig
12. September 2019
Stichtag: 14.06.2019

Eine zentrale Herausforderung für Wissenschaft wie Gedächtnisinstitutionen ist die derzeit zu beobachtende Veränderung der Bewertungskultur hinsichtlich kultureller Informationen aller Art (Werke, Dokumentationen von
Performances etc., sonstige Quellen) im digitalen Raum, u.a.

  • durch die – faktisch nur partielle – Digitalisierung analoger kultureller Bestände wie Bücher, Filme, Tonaufnahmen etc.,
  • durch die – faktisch nur partielle – Sammlung originär digitaler Kultur,
  • durch die – faktisch nur partielle – Zugänglichmachung derart aufgearbeiteter/gesammelter Kulturgutbestände durch die öffentlichen Gedächtnisinstitutio-nen und die privaten Anbieter zu zugleich unterschiedlichsten Nutzungsbedingungen und schließlich
  • die – für unsere Arbeit derzeit besonders von Interesse – nur partielle Verfügbarkeit, aber eben innerhalb dessen auch nur ausschnittsweise Nutzung digitaler Bestände im Kontext der Digital Humanities.

Was aber sind die Folgen dieser Entwicklungen? Kann am Ende z.B. eine dann weitverbreitete Einstellung stehen derart, dass digital unkompliziert zugängliche Ressourcen in der Nutzung übermäßig privilegiert werden, einfach nur, weil sie digital zugänglich sind? Passiert dies bereits? Müsste, wenn dem so ist, gegengesteuert werden und wenn, wie? Ist dies überhaupt eine besondere Herausforderung des digitalen Bereichs oder verhält es sich aktuell nicht eigentlich wie immer, weil Ressourcen schon immer über Gegenstand und besitzende Institution einen unterschiedlichen Stellenwert an Sichtbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzungsfrequenz hatten? Wie verhält sich die Politik an dieser Stelle zur Digitalisierung bzw. Sammlung von born-digital Content und deren Erschließung, über das Recht, aber auch über die zentralen wissenschaftlichen Förderinstitutionen wie DFG, BMBF, Akademien, Wissenschaftsgesellschaften etc., über die führenden öffentlichen Gedächtnisinstitutionen oder im Kontext des angelaufenen NFDI-Programms? Welche Entwicklungen zeigen sich parallel im privatwirtschaftlich organisierten Bereich, von google.books über die sozialen Medien bis zu den Archiven historischer und aktueller Zeitungen? Welche Trends auf Endnutzerseite?

Gesucht werden vor diesem Hintergrund Beiträge zu Fragenkomplexen wie

  • Kanonisierung vs. Diversifizierung/Variabilisierung digitalen Wissens
  • Folgen selektiver vs. universaler Erschließung/Verfügbarkeit digitalen Wissens
  • Spezifik und Nutzbarkeit digitaler Archive
  • Kuration (Empfehlungssysteme, Postpublikation usw.)
  • Offene Formate
  • Ungleichheit des digitalen Suchens (z.B. Text vs. Bild und Klang)
  • Effekte digitaler Informationsnetzwerke und Bubbles

Proposals (ca. 500 Worte) für Vorträge von ca. 15 Minuten plus Diskussion werden erbeten bis 14. Juni 2019 an Dr. Frédéric Döhl: F.Doehl@dnb.de. Veranstaltungstermin ist der 12. September 2019, 11-17 Uhr. Veranstaltungsort das Haus der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Reisekosten werden für Vortragende nach dem BRKG übernommen (Bahnfahrt 2. Klasse). Für Rückfragen wenden Sie sich gerne ebenfalls an Dr. Frédéric Döhl: F.Doehl@dnb.de.

Hintergrund:
Dies ist die dritte Veranstaltung einer laufenden mehrteiligen Tagungsreihe der DNB zum Themenfeld der DIGITAL HUMANITIES. Anlass der Tagungsreihe ist erstens das Bedürfnis nach Orientierung und Nachvollzug der derzeit äußerst dynamischen und zugleich ausnehmend heterogenen Entwicklungen unter dem Lemma Digital Humanities, die an vielen Stellen von Normdaten über Webarchivierung bis Langzeitarchivierung mit Herausforderungen einhergehen, die den Kern des gesetzlichen Auftrags der DNB berühren. Zweitens hat sich durch das UrhWissG der rechtliche Handlungsspielraum der DNB in der Wahrnehmung ihres gesetzlichen Auftrags verändert, was durch die jüngst beschlossene Reform des EU-Urheberrechts bestätigt wurde und nun z.B. TDM auf Beständen der DNB erlaubt, zur Weiterentwicklung der bibliothekarischen Dienstleistungen ebenso wie in Erfüllung von wissenschaftlichen Nutzeranfragen. Drittens ist die DNB selbst über ihr direktes eigenes digitales Angebot hinaus an unterschiedlichsten Kulturplattformangeboten beteiligt, von Deutscher Digitaler Bibliothek bis Europeana, und auch aus dieser Perspektive an Fragen digitaler Sichtbarkeit und Nutzung von Kulturerbe interessiert.

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