Der von Dietrich Grünewald herausgegebene Band „Struktur und Geschichte der Comics“ versammelt Beiträge von den ersten drei Jahrestagungen der Gesellschaft für Comicforschung (2006-2008). Bereits vor einigen Wochen haben wir dazu eine unabhängige Rezension von Stefan Höppner (Freiburg) veröffentlicht. Inzwischen liegen noch zwei weitere Rezensionen vor.
Christina Meyer von der Universität Oldenburg hat den Band für den Wissenschaftlichen Literaturanzeiger WLA durchgesehen. In ihrer Rezension ordnet sie den Band und die Arbeit der ComFor zunächst in einen kurzen Überblick über internationale und deutschsprachige Comicforschung ein und geht auf ausgewählte Beiträge ausführlicher ein. Ihr Fazit lautet:
Lesersoziologie, Erzähltheorie, Rezeptionsästhetik, Transmedialität, Intermedialität – dies sind nur einige der Vielzahl differenzierter Aspekte und Forschungsansätze, die Grünewalds Sammelband anbietet. Mit seinem Methodenpluralismus und seiner Interdisziplinarität leistet der Band damit einen sehr wichtigen Beitrag in der Comic-Wissenschaft und bietet Studierenden wie Lehrenden (und selbstverständlich auch den nicht-akademischen Lesern und Leserinnen) ein ausgezeichnetes Referenzwerk für weiterführende Lektüre und Forschungsprojekte. Grünewalds – im Vorwort formuliertes – Ziel, mit dieser Publikation eine Plattform zu schaffen, die heterogene Comic-Community zusammenzuführen, ist damit mehr als erreicht.
Der „digitale Flaneur“ stellt seine launische Lektüre unter den Titel „Forsch nicht zu den Schmuddelkindern„. Der Flaneur lobt die
Einspeisung aktueller theoretischer Überlegungen und Positionen zu den neuen Formen der visuellen Narration [und] wichtige Reformulierungen zu den kontrovers diskutierten Formen des sequentiellen Erzählens, welche lange Zeit durch Scott McCloud Deutungen deutlich dominiert wurden.
Besonders hebt er den Beitrag von Rike Bolte über „Die Quadratur der Inka-Eier im Entennest“ hervor, der „die lange marginalisierte (manchmal sogar geleugnete) gesellschaftliche Relevanz von Comics und deren kritisches Potential“ beweist. Er kommt zu dem Schluß:
Die Anthologie kann ich allen an das comicbegeisterte Herz legen, die sich mit den gegenwärtig vorherrschenden Theorieströmungen vertraut machen wollen, sich einen fundierten Einblick in mögliche zukünftige Forschungsfelder beschaffen wollen oder einfach nur ein Laieninteresse an der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Comics haben.
Bestellt werden kann der Band übrigens beim Christian Bachmann Verlag. Über Hinweise auf weitere Rezensionen und Reaktionen freuen wir uns — zum Beispiel gleich hier in der Kommentarfunktion. Und da die Publikation die ersten drei Jahrestagungen der ComFor zusammenfaßt, sei hier auch noch einmal auf den bald erscheinenden Band zur vierten Tagung sowie auf die fünfte Tagung verwiesen, die diesen Donnerstag in Gießen eröffnet wird.