Comicgesellschaft

Aufzeichnung ComFor-Panel: „Zum Stand der Comicforschung“

münchenAm 7. Juni 2015 richtete die ComFor auf dem Comicfestival München ein Diskussionspanel zum Stand der Comicforschung in den deutschsprachigen Ländern aus. Auf dem Podium anwesend waren Astrid Böger (Arbeitsstelle für Graphische Literatur, Universität Hamburg), Bernd Dolle-Weinkauf (Forschungsstelle Kinder-/Jugendbuchforschung, Universität Frankfurt), Burkhard Ihme (ICOM), Stephan Packard (Vorsitzender der ComFor; Universität Freiburg), Andreas Rauscher (AG Comicforschung der Gesellschaft für Medienwissenschaft), Joachim Trinkwitz (Bonner Online-Bibliographie für Comicforschung) und Janina Wildfeuer (Universität Bremen). Moderiert wurde das Gespräch von Marie Schröer (Universität Potsdam).

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Ein 1h 50m langer Videomitschnitt des Panels ist nun dank der Berichterstattung von Splashcomics.de online einsehbar; weiterhin stellt Splashcomics einen Mp3-Download zu Verfügung. Die inhaltlichen Schwerpunkte des Gesprächs werden folgendermaßen zusammengefasst: „Die anwesenden Teilnehmer stellten reihum sich und ihre Arbeiten kurz vor. Außerdem diskutierten sie unter anderem darüber, ob ein eigenes, ausdrückliches Fach ‚Comicforschung‘ sinnvoll wäre, um die Ressourcen zu bündeln, oder ob in der Heterogenität und Interdisziplinarität nicht eher ein Vorteil liegt. Fragen aus dem Publikum brachten das Gespräch auf das Thema Archivierung. […] Worüber die Comicforscher sich noch unterhalten haben und was sie als größten Wunsch für ihre zukünftige Arbeit ansehen, könnt Ihr in unserem Filmmitschnitt von dieser Veranstaltung erfahren.“

Zum Mitschnitt

Die ComFor auf dem Comicfestival München

Termin:
04.06.2015 - 07.06.2015

Poster_Comicfestival München_2015Am 4. Juni beginnt wieder das Comicfestival München und die ComFor ist mit einer Gesprächsrunde zur Comicforschung dabei.

ComFor-Panel am Sonntag, den 7. Juni 2015, 14:30-16:30, Raum: Alte Kongresshalle, Saal 1

Mehr als ein Jahrzehnt nach der Gründung der ComFor und auch des Jahrbuchs Deutsche Comicforschung hat sich die Landschaft der wissenschaftlichen Forschung zu Comics international und in deutscher Sprache deutlich verändert. Veranstaltungen und Publikationen sind zahlreich, das öffentliche Interesse groß und auch die Unterstützung durch akademische Institutionen wenigstens größer geworden. Die Vernetzung von Comicforscher_innen unterschiedlichster Disziplinen hat sich von einem Wunschtraum in eine intensive ständige Kommunikation verwandelt. Weiterhin aber gibt es keine eigenen Institute, Studiengänge oder Lehrstühle; kaum Einigkeit über gemeinsame methodische Grundlagen; und viele offen gebliebene Wünsche. Die Podiumsdiskussion soll vorhandene Einrichtungen und Projekte zur Comicforschung vorstellen und in Dialog miteinander und mit dem Publikum bringen: Was ist der Stand der Comicforschung heute, was hat sich (nicht nur) in den letzten zehn Jahren geändert, vor allem aber: Was sind Ziele, Desiderate, Pläne für die Zukunft?

Teilnehmen werden Astrid Böger (Arbeitsstelle für Graphische Literatur, Universität Hamburg); Bernd Dolle-Weinkauff (Forschungsstelle Kinder- / Jugendbuchforschung, Universität Frankfurt); Burkhard Ihme (ICOM und Comic!-Jahrbuch); Stephan Packard (Vorsitzender der ComFor); Andreas Rauscher (AG Comicforschung der Gesellschaft für Medienwissenschaft); Joachim Trinkwitz (Bonner Online-Bibliographie für Comicforschung); und Janina Wildfeuer (Comiclinguistik, Universität Bremen). Marie Schröer moderiert.

Viele weitere Programmpunkte und Ausstellungen des Comicfestes sind für die Comicforschung interessant; kurz hingewiesen sei insbesondere auch auf folgende Veranstaltungen, an denen ebenfalls ComFor-Mitglieder (aktuelle und ehemalige) beteiligt sind:

BLACK KIRBY-Ausstellung (5.–27. Juni 2015)

Update: Muss leider entfallen
Poster_Black Kirby_MünchenJens Meinrenken und Ralf Palandt kuratieren die Ausstellung BLACK KIRBY im EineWeltHaus München. Die Ausstellung geht damit nach der Präsentation auf der ComFor-Tagung 2014 in Berlin erstmals auf Reisen. Jens Meinrenken wird zur Eröffnung am Freitag, den 5. Juni um 19:30 Uhr einen Vortrag über schwarze Comic-Superhelden halten.
Veranstaltungsseite

DEUTSCHE COMICFORSCHUNG

Samstag, 17-18h, Alte Kongresshalle, Saal 2: Podiumsgespräch moderiert von Eckart Sackmann

WEBCOMICS – Geschichte und Erzähltechniken

Samstag 12-13Uhr, Podiumssaal:
Björn Hammel und Lukas R.A. Wilde geben einen kurzen Einblick in Geschichte und Entwicklung des Webcomic, stellen die wichtigsten Akteure vor und diskutieren an vielen aktuellen Beispielen, wie sich Erzähltechniken, Konventionen und Ästhethiken des Comic im Zeitalter des digitalen Publizierens erweitern.

Heinz Maier-Leibnitz-Preis für Stephan Packard

foto_stephan_packardAm Dienstag, dem 5. Mai 2015, wurde dem 1. Vorsitzenden der Gesellschaft für Comicforschung, Stephan Packard, der Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Berlin verliehen. Der Preis wird seit 1977 an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Anerkennung herausragender Leistungen vergeben und soll ausgezeichnete Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler darin unterstützen, ihre wissenschaftliche Laufbahn weiterzuverfolgen. Nach Daniel Stein, der die Auszeichnung im Jahre 2013 erhielt, wird damit zum zweiten Mal ein Comicforscher gewürdigt. In der Laudatio heißt es: „Stephan Packards Studie zur Anatomie des Comics gilt bereits als Standardwerk, weil er darin nicht nur Typen dieser multimedialen Erzählform vergleicht, sondern auch ihren Variationsreichtum beschreibt und ihre Wirkungsmechanismen erklärt. Comics können aus dieser Perspektive als Kunstform, als Sozialisations-Instanz und als Modus politischer Kommunikation erkennbar werden. Dank Stephan Packards Anschub hat sich auch in Deutschland ein Forschungsfeld eröffnet, das reizvolle Anschlussmöglichkeiten zu alten und neuen, bewegten und bewegenden Formen von Text-Bild-Erzählungen bietet“ (zur vollständigen Laudatio).

– Die Redaktion schließt sich den Glückwünschen an Stephan Packard herzlich an

BOOKSTER-Portrait Bernd Dolle-Weinkauff

Bookster_Dolle-Weinkauff_kleinDer Begriff Bookster bezeichnet Menschen, die sich in unterschiedlichster Art und Weise, dabei aber immer leidenschaftlich, mit Büchern beschäftigen: Leute, die Bücher schreiben, lektorieren, übersetzen, herstellen, verlegen, vertreiben, verkaufen, vor- und zur Diskussion stellen, empfehlen, auszeichnen, archivieren und vieles mehr. Im Online-Magazin bookster-frankfurt.de wird jede Woche ein neuer Bookster aus Frankfurt/M. und der umliegenden Region vorgestellt.

Ramona Lenz‘ Artikel „Der Comic-Professor“ portraitiert nun Bernd Dolle-Weinkauff, der sich als ComFor-Gründungsmitglied und Kustos des Instituts für Jugendbuchforschung der Frankfurter Goethe-Universität seit Jahrzehnten um die differenzierte Wahrnehmung von Comics  verdient gemacht hat. Bernd Dolle-Weinkauff organisiert auch die 10. Wissenschaftstagung der ComFor, die vom 4.-6. September 2015 internationale Comicforscher zu Diskussionen über „Geschichte im Comic – Geschichte des Comic“ nach Frankfurt einlädt. Noch bis zum 15.05.2015 können Abstracts eingereicht werden.

A Conversation about Comics and Police Brutality with American Cartoonist Keith Knight

Keith KnightDaniel Stein and American Cartoonist Keith Knight, creator of The K Chronicles, (Th)ink, and The Knight Life, discuss the racial politics behind recent cases of American police brutality such as the shooting of Michael Brown in Ferguson, MO. Their conversation centers on the political potential of cartoons and comic strips and on the role of the cartoonist as a cultural commentator.

In Keith Knight’s comics and cartoons, racial conflicts and the peculiar experience of the African American community have always been central themes. “I was writing about racism long before I was making fun of presidents,” he noted in an interview we did a few years ago [see Stein 2011]. Whether it’s his longest-running autobiographical strip The K Chronicles, his nationally syndicated daily strip The Knight Life, or his single-panel cartoon (Th)ink, Knight invests his take on the ironies and absurdities of living in contemporary America with a keen sense of personal insight and a broad spectrum of humor ranging from visual slapstick and verbal puns to full-blown satire. Even though he often tells his audiences that the bulk of his material has a positive rather than an angry slant (an assessment that is certainly true), some of his most controversial and most poignant work attacks the status quo of American race relations.

Continue Reading the Interview

CfP: Geschichte im Comic – Geschichte des Comic

Termin:
04.09.2015 - 06.09.2015
10. Wissenschaftstagung der Gesellschaft für Comicforschung (ComFor)

Update: (Ab sofort auch auf Englisch)

Wie die Titelschlagworte andeuten, soll sich die Tagung in ihren Beiträgen und Diskussionen mit Comics und Graphischer Literatur in doppelter Perspektive befassen. Zum einen wird es um die historischen Themen und Stoffe von der Antike bis in die
Zeitgeschichte gehen, die in internationalem Umfang auch in Werken der sequential art behandelt werden und auf großes Interesse bei einem breiten Publikum stoßen. Die globale Verbreitung von Geschichtsbildern und Geschichtsnarrationen gewinnt in den spezifischen Erzählformen des Comics häufig eine besondere Brisanz und befördert den grenzüberschreitenden Austausch zwischen Regionen und Kulturen weltweit. Als wesentlicher Teil eines internationalen Archivs der Erinnerungskultur hat der Comic einen nicht zu übersehenden Stellenwert gewonnen und gerät ins Blickfeld der Forschung sowohl als Zeugnis und Quelle als auch als Darstellung und Deutung von historischem Geschehen. Dass sich daraus eine Reihe von interdisziplinären Anknüpfungspunkten für die Literatur-, Kunst-, Medien- und Kulturwissenschaften insbesondere mit der Geschichtswissenschaft ergeben, liegt auf der Hand.

Zum anderen und einher gehend damit sollen eine Historisierung des Phänomens Comic selbst betrieben und seine zeitgenössischen Spielarten wie auch seine Leserschaft(en) betrachtet und in ihrer internationalen Entwicklung und Ausformung untersucht werden. Es scheint vor dem Hintergrund der Fokussierung auf Historie und Historisches durch die Bildgeschichte in besonderer Weise angebracht, nach den wesentlichen Entwicklungslinien der Gattung und deren Voraussetzungen zu fragen: dies nicht zuletzt deshalb, weil die Debatten um neue oder als neuartig wahrgenommene Strömungen wie Manga und Graphic Novel, um Serialität, Werkcharakter und Medienkultur, um Comic und Bilderbuch, um Comics in traditionellen wie in den Neuen Medien u.v.a. die Frage nach dem Wesen der Graphischen Literatur aufwerfen. Weiterlesen: Mögliche Themenblöcke

Projektblog: Erzählen Bilder?

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Der Seminarblog „Erzählen Bilder?“ dokumentiert die laufenden Projekte von Freiburger Studierenden in Medienkulturwissenschaft zum Thema bildlichem Erzählen. Mehr dazu in der kurzen Einführung und Einladung zur Diskussion von Stephan Packard, dem Vorsitzendenden der ComFor und Begründer des Blogs:

„Die Studierenden schreiben dort regelmäßige Beiträge zu den Themen, Gegenständen, Begriffen, Analysen und vor allem offenen Fragen ihrer Forschungsprojekte. Einige handeln unmittelbar von Comics, andere von allgemeinen Begriffen transmedialen und bildlichen Erzählens; für einige ComFor-Mitglieder werden vielleicht darüber hinaus auch die Beiträge zum Erzählen im Einzelbild, Film, Fernsehen oder Computerspiel von Interesse
sein.

Der Blog ist als offenes Diskussionsforum gedacht, und die Projekte sind allesamt works in progress. Alle interessierten Leserinnen und Leser sind zur aktiven Beteiligung an der Diskussion herzlich eingeladen: Kritik, Verbesserungsvorschläge, Einwände und Hinweise sind gleichermaßen willkommen.“

Ausführlichere Informationen

Zum Blog

Schweigeminute

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Die Mitglieder der Gesellschaft für Comicforschung e.V. sind zutiefst erschüttert und verurteilen aufs schärfste den Terroranschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Wir trauern um die Karikaturisten Charb, Wolinski, Cabu und Tignous, wie auch um die weiteren Opfer.
JA zu einer offenen Gesellschaft, NEIN zu Gewalt!

ComFor-Leseempfehlungen 2014

Zu jedem Jahreswechsel findet man ihn überall, den geheimnisvollen Zauber der Liste. Auch die Gesellschaft für Comicforschung möchte sich beteiligen und hat ihre Mitglieder nach subjektiven Leseempfehlungen befragt, die aus den vergangenen zwölf Monaten im Gedächtnis geblieben sind – aus welchen Gründen auch immer. Hier also einige Notizen zum vergangenen Comicjahr 2014:

Ole Frahm:

Medienwissenschaftler, Arbeitsstelle für Graphische Literatur Hamburg

2014_Burns_kleinCharles Burns: Sugar Skull
Es ist immer traurig, den dritten Band einer Trilogie zu lesen, der doch auch gerne der erst dritte Band einer unendlichen Serie werden könnte. Und dann lösen sich die verschiedenen Auslassungen, ausgemerzten Erinnerungen, mit denen der erste Band X’ed Out seine Leser verwirrte, bei einer ersten Lektüre vielleicht zu leicht auf, was immer einen Grund für eine Enttäuschung bietet. Doch Charles Burns gelingt es mit dieser scheinbaren Einfachheit überhaupt erst sein Argument über die Comics, insbesondere Tim und Struppi zu entfalten. Das alte Thema der Abwesenheit von Sexualität in Hergés Serie gewinnt hier in dieser graphischen Psychoanalyse eine neue, keineswegs einfach zu deutende Perspektive – nicht zuletzt in der Konstellation mit Romance Comics, dem New Wave-Aufbruch der frühen 1980er Jahre, Jugendkultur und der aktuellen Frage der Aneignung der Zeichen.

2014_tardi_kleinJacques Tardi: Ich, René Tardi, Kriegsgefangener im Stalag IIB
Ein merkwürdiger Comic. Der Zeichner als Jugendlicher geht in einem dauernden Verfremdungseffekt mit seinem Vater durch dessen Soldatenleben im 2. Weltkrieg, besonders dessen Gefangenschaft im Stalag. Die Penetranz, mit der Tardi als Junge unbeantwortete Fragen stellt – sein Vater ist schon lange tot, der Zeichner vermerkt im Vorwort, dass er eben versäumte, diese Fragen zu stellen, erzeugt eine ganz eigenartige, dichte Atmosphäre, in der die Geschichte als Konstruktion tatsächlich von der Jetztzeit erfüllt ist, wie sie nur im Comic zu haben ist: gespalten, aber auf einer Seite, in einem Buch. Und es macht deutlich, wie säumig die bundesdeutschen Comiczeichner sind.

2014_kichka_kleinMichel Kichka: Zweite Generation
Ein wirklich kluger und anrührender Versuch vom Leben der Generation zu erzählen, deren Eltern den Holocaust überlebt haben. Vor allem Kichkas am funny geschulter Zeichenstil vermag es, der Überlieferung des Holocaust in unseren Tagen einen bisher so nicht gekannten Aspekt abzugewinnen.

Weiterlesen: Zu drei mal drei weiteren Leseempfehlungen