Sprache:
  • Deutsch
  • English

COMFOR-LESEEMPFEHLUNGEN 2020 (Teil 1/3)

Die Redaktion der Gesellschaft für Comicforschung wünscht ihren Leser_innen  und Freund_innen einen guten Start ins neue Jahr!

Auch 2020 ist, ob man es glaubt oder nicht, vorbei. Ob wir neben allem anderen auch noch Zeit zum Lesen hatten, sei mal dahingestellt. Zumindest konnten wir aber den Blick zur Genüge über das heimische Bücherregal schweifen lassen – und wie jedes Jahr wollen wir den Leser_innen des ComFor-Blogs auch diesen Winter wieder aktuelle Leseempfehlungen von Comicforscher_innen präsentieren. (Die Leseempfehlungen der letzten Jahre finden sich hier.)

Auch dieses Jahr haben wir unsere Mitglieder unter der Redaktion von Robin-M. Aust und Michaela Schober um ganz subjektive Lektüretipps gebeten, die aus den vergangenen zwölf Monaten im Gedächtnis geblieben sind – aus welchen Gründen auch immer.

Anders als in den letzten Jahren haben wir uns dieses Jahr entschieden, die Empfehlungen auf mehrere Posts aufzuteilen, um den einzelnen Beiträgen mehr Raum bieten zu können. Hier also nun der erste Teil – der zweite und dritte folgen in Kürze!

***

Jörn Ahrens

Professor für Kultursoziologie, Justus Liebig Universität Giessen

 

Uli Oesterle: Vatermilch. Buch 1: Die Irrfahrten des Rufus Himmelstoß

Mit Vatermilch legt Uli Oesterle eine atemberaubende, auf vier Bände angelegte Autofiktion vor. Darin erzählt er die Geschichte seines Vaters und zugleich seine eigene und nennt dies im Nachwort eine „fiktive Biografie“. Dieses sehr persönliche Nachwort verleiht dem Buch das Air der Authentizität, was zweifellos zu dessen Faszination beiträgt. Zugleich fiktionalisiert Oesterle programmatisch und ganz offensichtlich, sodass nie wirklich unterscheidbar ist, wo die Erinnerung in Fiktion übergeht oder Fiktion zu Erinnerung wird. Wie er selbst über das von ihm Erdichtete schreibt: „Jedes einzelne Wort davon ist wahr“. Schöner wurde der Wahrheitsanspruch von Erinnerung selten dekonstruiert, in einer chronologischen und dennoch elliptischen Erzählung. Insbesondere ist dieser Comic auch eine Augenweide. Wo es um den Vater geht, in den 1970er Jahren angesiedelt, reicht die Ästhetik zurück bis in Designs der 1950er und 60er Jahre. Oesterle arbeitet im Grundsatz in schwarz-weiß, zumeist unterlegt mit einer Variation an Grautönen; mal löst er Panelstrukturen auf, mal lässt er Konturlinien weg, sodass die Bilder aussehen, wie Illustrationen aus Kinderbüchern jener Zeit. Erzählt er von der Gegenwart, markiert Oesterle diese Zeitspur mit einem Lilaton, der nichts schönt. Auch seinem Alter Ego schenkt er nichts. Ein großer Comic, auf dessen Fortsetzung man sehr gespannt sein darf.

 

Hub: Schlange und Speer. Teil 1: Schatten-Berg

Mit seiner neuen Serie entwirft Hub eine im Grunde klassisch angelegte Kriminalgeschichte im Reich der Azteken. Außerhalb der Hauptstadt werden Mumien offenbar ermordeter und verunstalteter Mädchen gefunden. Die Mumien und das dahinter stehende Verbrechen sind unheimlich und erschrecken den Vizekönig zutiefst, der einen skrupellosen Sonderermittler beauftragt, die Fälle zu klären. Zugleich ist ein Hohepriester aufgeschreckt von den Vorfällen und beauftragt seinerseits einen Vertrauten mit Ermittlungen. Erzählerisch wie auch in den Zeichnungen ist der Franzose Hub ein Routinier. Da gibt es keinen unnötigen Originalitätswillen. Die Zeichnungen dienen der Geschichte, die klassisch filmisch gebauten Panels unterstreichen die Spannung und den Verlauf der Geschichte. Die wiederum ist ebenso schnörkellos wie gekonnt erzählt. Spannung baut Hub gleich auf mehreren Ebenen auf. Nicht nur gilt es, das Geheimnis der Mumien aufzuklären, auch zwischen den drei Protagonisten gibt es eine Verbindung, die im ersten, voluminösen Band (von dreien) nur angedeutet wird. Die für die Azteken unbedeutende Jahreszahl 1454 zeigt an, dass die Erzählzeit noch deutlich vor Einsetzen der Invasion durch die Spanier liegt. Ein gelungener Band für eine unterhaltsame Abendlektüre.

 

Sylvain Runberg / Francois Miville-Deschenes: Zaroff

Da gab es 1932 die Verfilmung einer Kurzgeschichte von 1924, The Most Dangerous Game, worin Schiffbrüchige auf eine Insel geraten und dort von einem Lebemann wie Wild gejagt werden, dem exilierten russischen Aristokraten Zaroff. Sowohl das Buch als auch diese, scheinbar bekannteste, Filmadaption enden mit dem Tod des Übeltäters. Variationen gab es einige, ob man das alles kennen muss, ist fraglich. Nun folgt eine Variante für den Comic, die eine Fortsetzung entwirft, worin Zaroff überlebt und eine neue Insel bezogen hat. Darin verfolgt die Tochter eines der Opfer seiner Spur, bis sie nicht nur das Inselversteck aufspürt, sondern auch die Familie seiner Schwester. Zaroffs Unglück ist, dass jenes Opfer selbst ein Gangsterboss war, weshalb die Tochter über die nötigen Mittel verfügt, Zaroffs Schwester und ihre drei Kinder auf dessen Insel zu verfrachten und dort selbst zu Objekten eines Jagdspiels zu machen – entweder Zaroff findet sie zuerst oder die Männer der Tochter töten sie. Nun beginnt eine atemlose Jagd durch den Dschungel. Das ist spannend und geradlinig erzählt. Und auch wenn der Realismus der Figuren zuweilen etwas steif wirkt, ist das Dschungel-Ambiente grandios in Szene gesetzt. Zaroff ist ein klassischer Genre-Comic, der, um der stilistischen Geradlinigkeit willen, auch vor Klischees nicht zurückscheut. Gerade das macht ihn aber aufregend und angesichts des offenen Endes wünscht man sich gleich eine Fortsetzung.

 

***

Romain Becker

 

Moreil, Roxanne; Pedrosa, Cyril, L’âge d’or. Volume 2, Aire Libre

Klar, L’Âge d’Or ist eine klassische, unterhaltsame Fantasy-Geschichte, in der es um Ritter, Kriege und Schätze geht; sie ist aber auch viel mehr. Einerseits ist da Cyril Pedrosas wundervoller und unvergesslicher Zeichenstil, der hervorragend zur Atmosphäre passt. Inspiriert von mittelalterlichen Wandteppichen und von klassischen Disney-Filmen (der Künstler hat übrigens eine Zeit lang bei Disney als Trickfilm-Animator gearbeitet), mit satten und teils surrealen Farben koloriert, sind die auf Doppelseiten dargestellten Landschaften und Schlachten wahrhaftig beeindruckend – das übergroße Format spielt hierbei auch eine Rolle. Hinzu kommt, dass Pedrosa hier – in mittelalterlicher Manier – im Allgemeinen wenig Panels verwendet und lieber seine Figuren auf ein- und derselben Seite mehrfach durchs Bild laufen lässt: So ist wirklich jede Seite des Comics ein Augenschmaus. Andererseits hinterlässt aber auch die Geschichte, für die Roxanne Moreil und Pedrosa zusammen verantwortlich sind, einen bleibenden Eindruck. Denn die an sich schon interessanten Intrigen rund um die Thronanwärterin Tilda sind eigentlich eine Metapher für die politische und soziale Situation Frankreichs (und anderer Länder): So kann man beispielsweise in den Bauern Gelbwesten und in Tildas Kontrahent*innen und Gefährt*innen verschiedene politische Parteien und Ideologien erkennen. Wie bereits der erste, ist dieser zweite Teil von L’Âge d’Or, der nächstes Jahr auch auf Deutsch (Das Goldene Zeitalter), nämlich bei Reprodukt, erscheinen soll, ein mitreißendes und zutiefst engagiertes Werk.

***

Helene Bongers

Kunsthistorikerin, Freie Universität Berlin

 

Hannah Brinkmann: Gegen mein Gewissen

Brinkmann verarbeitet die eigene Familienhistorie und bettet die Biografie ihres Onkels in den gesellschaftlichen und politischen Diskurs um die Kriegsdienstverweigerung im Deutschland der 1960er und 1970er Jahre ein. Der 18-jährige Hermann ist Pazifist und verweigert den Kriegsdienst. Trotz der Verweigerung und eines erniedrigenden und laufenden Verfahrens wird er zum Wehrdienst eingezogen. In der Folge begeht er Suizid. Die Familie sieht in Hermanns Suizid das Versagen des gesellschaftspolitischen Systems. Brinkmanns Spurensuche drückt sich in der Darstellung von Dokumenten, Fotografien und Briefen aus, geht aber darüber hinaus. Sie lässt das bürgerliche Nachkriegsdeutschland anhand von Orten, wie die Kneipe Kehrwieder und das Haus der Großeltern, visuell auferstehen. Interieur- und Gegenstandsdarstellungen, beispielsweise die Libelle in Plexiglas, werden detailreich und wirklichkeitsnah ausgearbeitet. Dieses Abarbeiten an den Oberflächen wird durch die Ästhetik der Bilder unterstützt. Der monochrome Einsatz gedeckter Farben und die klaren schwarzen Konturen generieren eine Flachheit, die in einem spannungsreichen Kontrast zu den Darstellungen des Innenlebens des Protagonisten stehen. Besonders eindrucksvoll ist dabei die formal und inhaltlich zentrale Sequenz der gerichtlichen Anhörung: Die Angst und der Schmerz des Protagonisten werden durch psychedelische Kompositionen vermittelt. Der Schmerz wird körperlich und die Körperlichkeit wird visuell seziert. Am Ende bleibt die Wut über eine Zeit, in der Gesellschaft und politisches System noch eng mit der Nazivergangenheit verbunden waren und das Grundgesetz sich gegen die Menschen wendete. Ein erschütterndes Kapitel des jungen Nachkriegsdeutschlands, bildgewaltig umgesetzt.

 

Melanie Garanin: NILS. Von Tod und Wut. Und von Mut

NILS ist Garanins autobiografische Chronik über die Leukämieerkrankung und den Tod ihres jüngsten Sohnes. Sie umspannt mehrere Jahre und begleitet die Familie aus Sicht der Mutter und Künstlerin durch die Diagnose, den Krankheitsverlauf, den Tod und vor allem auch durch das erste Trauerjahr. Mitweilen humorvoll schafft die Künstlerin Zeichnungen, die eindrucksvoll den Schmerz, die Ohnmacht und den Kontrollverlust und gleichsam die gesellschaftliche ausgesparte Alltäglichkeit und Normalität von Krankheit und Tod vermitteln. Die Dokumentation des Krankheitsverlaufs beinhaltet auch die Krankenhausaufenthalte, die endlosen Gespräche mit den Ärzt*innen, die rechtlichen Folgen und die Friedhofsbesuche. Die Erzählung wird von einer fantastischen Kinderwelt überformt: die Ärzt*innen haben Namen wie Frau Antibiotika-Aber, Tiere und Gegenstände werden zum Leben erweckt und helfen der Protagonistin wie auch uns als Rezipient*innen, das Leid zu ertragen. Die humorvoll detaillierten lavierten Zeichnungen beinhalten kleine Vögel mit Ritterhelmen und Laserschwertern oder die diskutierende Schreibtischlampe, die für die Protagonistin einsteht. Sie erinnern an Sven Nordquists Illustrationen von Pettersson und Findus und greifen Nils‘ kindliche Perspektive innerhalb des ausgewachsenen Leids auf. Diesem fantastischen Realismus folgt auch das bewegende letzte Kapitel, in dem die Künstlerin zu einer Katharsis führt, die sie nur innerhalb ihrer Zeichnungen eigenständig konstruieren kann. Zeichnen fungiert bei Garanin als Trauerbewältigung und Tabubruch.

 

Bernd Kissel und Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Comics

Seit Dezember durchbricht auf Zeit Online ein Webcomic in klassischer Comicstrip-Ästhetik das tägliche Doomscolling. Bernd Kissel gewährt dem prominentesten Beuteltier Deutschlands nach Buch, Radio und Film nun auch den Einzug in das Medium Comic. Mit subversiver Leichtigkeit gehen das Känguru und der befreundete Kleinkünstler durch den Corona-Alltag dieses Jahres. Die lakonischen Kommentare zu Kinderbetreuung, Verschwörungstheorien, einschlägigen Videokonferenzplattfomen, Schlangestehen vor dem Späti oder vollen U-Bahnen verpacken eine Prise erbauliche Gesellschaftskritik in kurze und kurzweilige Strips und Tableaus. Formal orientieren sich die Känguru-Comics nostalgisch an klassischen Formaten der Druckpresse: samstags erscheint ein farbiges Tableau im Stil einer ganzseitigen Wochenendbeilage, werktags ein einzeiliger Strip monochrom in Schwarzweiß und Grau. Erstere sind besonders gut für die Rezeption auf dem Smartphone geeignet, letztere für die Rezeption am PC. Kissels Umsetzung von Klings abgeschlossenen Kurzerzählungen zeichnen sich durch aufmerksamen Detailreichtum in Kombination mit reduzierter Strichführung aus, die an Calvin und Hobbes von Bill Watterson erinnert. Insgesamt sind die kurzen Reflexionen des tagesaktuellen großstädtischen Alltags erfrischend und eignen sich als humorvolle Abwechslung zur Lockdown-Depressivität am Ende des Jahres 2020.

 

***

Ole Frahm

Literaturwissenschaftler, Arbeitsstelle für Graphische Literatur (ArGL) Hamburg

Rutu Modan: Tunnel

Wenige Tage vor Weihnachten trudelte Rutu Modans neue Graphic Novel ein. Sieben Jahre ist die Veröffentlichung von Das Erbe her, sieben Jahre hat sie an diesen 275 Seiten gearbeitet. Am Ende des Bandes ist eine Liste der Menschen, die für sie die vielen verschiedenen Figuren dargestellt haben – wen das an Hergé erinnert, liegt richtig, denn Zeichenstil, aber auch Figurenrepertoire orientieren sich an der ligne claire, nur dass in der komplexen Welt Israels alles nicht ganz so klar ist. Anders gesagt: 44 Jahre nach dem letzten Tim und Struppi-Album Tim und die Picaros schließt Modan da an. Es gibt verrückte Wissenschaftler, zwielichtige Händler und die karge Landschaft, wie sie aus Im Reiche des schwarzen Goldes oder auch Die Zigarren des Pharaos bekannt ist. Doch tritt auch der Islamische Staat auf, die Mauer, die Israel von der Westbank trennt, spielt ihre Rolle und die sagenumwobende, seit Jahrtausenden verschollene Bundeslade dient als Handlungstreiber. Kurzum: es ist die beste Graphic Novel, die ich seit langem gelesen habe.

 

Paul C. Tumey: Srewball. The Cartoonists who Made the Funnies Funny

Mit einiger Verzögerung ist bei mir wiederum dieser sehr schöne quadratische Band angekommen, der in die frühe Zeit der Comics zurückführt. Neben alten Bekannten wie Frederick Burr Opper oder E.C. Segar, gleichwohl mit Material aus dem Archiv, das wenig wahrgenommen wurde, gibt es tolle Zeichnende zu entdecken wie Clare Victor Dwiggins alias ‚Dwig’ oder George ‚Swan’ Swanson, der so tolle Titel wie Nonsense und $alesman $am gezeichnet hat. Tumeys Texte stehen in der Tradition von Coulton Waugh mit vielen unerlässlichen Informationen, kurzum ein Muß für alle, die sich entfernt für die Geschichte der Comics vor 1939 interessieren.

 

Linda Berry: Making Comics.

Dieser Band wurde mir in dem Hamburger Comic-Laden meines Vertrauens empfohlen und ich habe das nicht bereut. Linda Berry ist eh großartig und hier faßt sie ihre Lehre als Comic-Zeichnerin an der University of Wisconsin-Madison in wunderbare Text-Bild-Seiten zusammen. Ihre Aufgaben für die angehenden Zeichner*innen sind auch ohne Ergebnisse unterhaltsam zu lesen, weil sie die Möglichkeiten der Comics elegant nebenher aufzeigen. „My way of teaching comics is not about developing characters, it’s about waiting to see who shows up in certain circumstances“. Und entsprechend wartet die Sektion über Monster mit sehr lustigen Gefährten auf – um dann auf Batman zu kommen. Für Comic-Forschende eine, wie ich meine, notwendige Ergänzung für jeden Blick auf dieses seltsame Medium.

Letzter Post des Jahres 2020 + Comic Kolloquium Nord am 14.01.2021

Wie jedes Jahr verabschiedet sich die Redaktion der Gesellschaft für Comicforschung hiermit für eine kurze Pause über die Feiertage. Wir wünschen all unseren Mitgliedern_, Freund_innen und Lerser_innen einen guten Rutsch und ein erfolgreiches Jahr 2021 mit vielen spannenden Leseerlebnissen und interessanten Forschungsergebnissen. Auch hoffen wir, dass ihr alle diese chaotische, von der Pandemie überschattete Zeit gut übersteht! Stay safe and stay sane!

Ab dem 11. Januar 2020 sind wir wieder mit regelmäßigen Neuigkeiten zur Comicforschung zurück. Wie gewohnt werden wir das Jahr dann erneut mit einigen Primärliteratur-Empfehlungen von ComFor-Mitgliedern eröffnen.

Und bevor das über die Feiertage in Vergessenheit gerät, möchten wir auch schonmal auf den zweiten Termin des Comic Kolloquium Nord am 14.01.2021 hinweisen, an dem ComFor Mitglied Dorothee Marx einen Vortrag zum Thema „Drawing Mis/Information: Disabled Futures in Lauren Weinstein’s Webcomic Carriers halten wird. Der Vortrag beginnt um 18:00 Uhr und wird via Zoom gestreamt. Nähere Informationen auf der Website der Veranstalter.

Frohe Feiertage,
Robin-M. Aust, Alexandra Hentschel, Vanessa Ossa, Michaela Schober & Natalie Veith

Closure #7 erschienen

Ausgabe #7 des e-Journals CLOSURE, herausgegeben von der Universität Kiel, ist nun online. Den Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe bilden Eco-Comics. Darüber hinaus hinterfragen die Aufsätze im offenen Themenbereich etwa vergessene Comic-Kulturen und die Verwendung historischer Sprache in Comics. Auch finden sich wie immer zahlreiche Reviews, sowohl von Publikationen im Bereich der Comicforschung als auch von Comics selbst. Wir freuen uns sehr, in der aktuellen Ausgabe wieder mit Mitgliedern der Gesellschaft für Comicforschung vertreten zu sein.

Zur Ausgabe #7 von CLOSURE

Herausgeber_innentext (Auszug):
„This time, our theme is Eco-Comics. Our contributors ask: what grows in the panel gutter? The articles assembled in CLOSURE #7 ask how comics visualise, sequentialise, frame, and annotate relationships of nature and culture. How can sequential art convey our position in and against the nonhuman world? Do comics do justice to the perspective of others – microbes and trees, great apes and laboratory animals, terrestrials and extraterrestrials? Which forms enable graphic media to ›unflatten‹ (Sousanis) our view of the environment, offering multiple, skewed perspectives on the nonhuman in the process?“

Beiträge zum Schwerpunkt:

  • Jason Wallin: »Evolve or Die! Enmeshment and Extinction in DC’s Animal Man«
  • Dona Pursall: »Growing Stronger Together: Representations of Active Eco-Citizenship within Contemporary Comics«
  • Christina Becher: »Nach dem Kollaps: Pflanzliches Aufbegehren in Frauke Bergers Grün«
  • Martin de la Iglesia: »Formal Characteristics of Animal Liberation in Comics«

Beiträge im offenen Themenbereich:

  • Jörn Ahrens: »Zur Erfindung des Comics in Deutschland: Frühe Perspektiven der Comicforschung«
  • Susanna Schoch: »An der Grenze: Intermediale Inszenierungen der Berliner Mauer«
  • Lukas Mathias Albrecht: »Schmelztiegel der Welten: Realität und Fiktion im intermedialen Werk von François Schuiten und Benoît Peeters«
  • Alexander Horn: »ZeitRäume kreieren: Zum Sprachkolorit im Geschichtscomic«

Weitere Informationen finden Sie auf der Website von Closure.

Publikationshinweis: „Distinctive Styles and Authorship in Alternative Comics“ von Lukas Etter

In Kürze erscheint bei DeGruyter Lukas Etters „Distinctive Styles and Authorship in Alternative Comics„. Der Band erscheint als 70. Titel der Anglia Book Series und setzt sich – wie der Titel bereits verrät – mit der Konstruktion von Autorschaft in Alternative Comics auseinander.

Verlagstext:

„Distinctive Styles and Authorship in Alternative Comics asks why a romantic construction of authorship subsists in critical discourse on North American comics, especially comics published outside of traditional mainstream genres. Close reading artistic styles in alternative comics serially published between 1980 and 2018 – Art Spiegelman, Alison Bechdel, Jason Lutes – helps us illuminate our own participation in the construction. It also identifies benefits and limits of formal analysis.“

Weitere Informationen auf der Verlagsseite.

Publikationshinweis: „Comics and Videogames: From Hybrid Medialities to Transmedia Expansions“

Wir freuen uns, ein neues, spannendes Werk in der Comic Forschung anzukündigen: Das Buch Comics und Video Games: From Hybrid Medialities to Transmedia Expansions wurde von Andreas Rauscher, Daniel Stein und Jan-Noël Thon herausgegeben und ist seit Oktober online als Open Access Publikation sowie in gedruckter Fassung im Routledge Verlag erhältlich. Das Werk gliedert sich nach der Einleitung in die Teile „Hybrid Medialities“ und „Transmedia Expansions“, mit je sieben Kapiteln von unterschiedlichen Beitragenden.

Das Buch geht auf das Symposium “Comics|Games: Aesthetic, Ludic, and Narrative Strategies” zurück, welches Anfang November 2018 auf Schloss Herrenhausen in Hannover stattfand. Sowohl das Symposium als auch die Open-Access Publikation wurden von der Volkswagenstiftung gefördert.

 

Ankündigungstext:

This book offers the first comprehensive study of the many interfaces shaping the relationship between comics and videogames. It combines in-depth conceptual reflection with a rich selection of paradigmatic case studies from contemporary media culture. 

The editors have gathered a distinguished group of international scholars working at the interstices of comics studies and game studies to explore two interrelated areas of inquiry: The first part of the book focuses on hybrid medialities and experimental aesthetics „between“ comics and videogames; the second part zooms in on how comics and videogames function as transmedia expansions within an increasingly convergent and participatory media culture. The individual chapters address synergies and intersections between comics and videogames via a diverse set of case studies ranging from independent and experimental projects via popular franchises from the corporate worlds of DC and Marvel to the more playful forms of media mix prominent in Japan. 

Offering an innovative intervention into a number of salient issues in current media culture, Comics and Videogames will be of interest to scholars and students of comics studies, game studies, popular culture studies, transmedia studies, and visual culture studies.

 

Beiträge:

Part I: Hybrid medialities

  • Nicolas Labarre: “Of Pac-Men and Star Raiders : Early mutual representations between comics and videogames (1981–1983) ”
  • Carman Ng: “Interfacing comics and games : A socio-affective multimodal approach ”
  • Daniel Merlin Goodbrey: ”Game comics : Theory and design ”
  • Hans-Joachim Backe: “ Game-comics and comic-games : Against the concept of hybrids ”
  • Nina Eckhoff-Heindl: “Building stories : The interplay of comics and games in Chris Ware’s works ”
  • Tim Glaser: “Homestuck as a game : A webcomic between playful participation, digital technostalgia, and irritating inventory systems ”
  • Claudius Stemmler: “Metal Gear Solid and its comics adaptations ”

Part II: Transmedia expansions

  • Dominik Mieth: “Many Spider-Men are better than one : Referencing as a narrative strategy ”
  • Robert Alan Brookey, Nan Zhang: “The not-so Fantastic Four franchise : A critical history of the comic, the films, and the Disney/Fox merger ”
  • James Fleury : “The road to Arkham Asylum : Batman: Dark Tomorrow and transitional transmedia ”
  • William Uricchio: “When rules collide : Definitional strategies for superheroes across comic books and games ”
  • Joleen Blom: “The manifestations of game characters in a media mix strategy ”
  • Josefa Much: “Creating Lara Croft : The meaning of the comic books for the Tomb Raider franchise ”
  • Susana Tosca: “Beyond immersion : Gin Tama and palimpsestuous reception ”

Zur Open Access Publikation.

Zur Printausgabe.

Publikationshinweis: „Themed Section: Fandom and Comics“ in Participations

In der brandneuen Ausgabe der Zeitschrift Participations: Journal of Audience & Reception Studies ist eine Sektion enthalten, die wir besonders hervorheben möchten: Unter Herausgeberschaft der ComFor-Mitglieder_ Vanessa Ossa und Véronique Sina sowie Sophie G. Einwächter und Sven Stollfuß widmen sich in der Ausgabe Participations 17.2 (November 2020) insgesamt acht Artikel dem Thema „Fandom and Comics“. Die Beiträge gehen teilweise auf Vorträge und Diskussionen des Workshops „Comics/Fandom“ zurück, der 2019 an der Universität Köln stattfand und bei dem auch Matt Hills als Keynote Speaker dabei war. Ausgerichtet wurde der Workshop von den AGs für Comicforschung und für Partizipations- und Fanforschung der Gesellschaft für Medienwissenschaft.

Aus der Einleitung der Herausgeber_innen der Sektion:

„The articles in this Themed Section […] cover everything from the comic book industry-centric creation of the ‘good fan’ (Brinker), to new forms of collaboration between fans and the industry (Lamerichs), the playful reframing of comic book material by fans and academics (Andersen and Jensen), and industry-independent or even resistive fandoms (Hart; Hülsmann; and Thelen). The obvious, though still often neglected, interconnection of comics studies and fan studies as addressed in the following articles both provides us with an opportunity and presents us with the challenge of combining approaches from sociology, audience studies, industry and production studies, literary studies, and historical research. The methodologies used thus range from classical textual analysis and close readings to discourse analysis, qualitative interviews and participant observations.“

Übersicht der Beiträge, Themed Section „Fandom and Comics“:

→ Zur Gesamtübersicht der Ausgabe Participations 17.2 (November 2020).

Roland Faelske-Preis: Preisverleihung im November 2020

Die Roland-Faelske Stiftung verleiht zusammen mit der Universität Hamburg seit 2010 im Zwei-Jahres-Rhythmus den Roland Faelske-Preis für Comic und Animationsfilm. Prämiert werden akademische Abschlussarbeiten und Dissertationen im Bereich der Comicforschung.

Die digitale Preisverleihung fand heuer am 6. November statt. Dr. Lukas R.A. Wilde, selbst ein Preisträger (2018), war Teil der Jury und hielt die Laudationes für die drei Preisträger_innen: Der Preis für die beste Abschlussarbeit ging an Helene Bongers. Der Preis für die beste Dissertation wurde geteilt und an Bettina Julia Egger und Johannes C.P. Schmid vergeben.

Wir gratulieren den Preisträger_innen sehr herzlich!

Die prämierten Arbeiten:

Beste Abschlussarbeit: Helene Bongers, M.A., Bunte Pfützen – Schwarze Schatten. Visuelle Erzählstrategien in der Graphic Novel ‚Batman: The Killing Joke (1988)‘. FU Berlin, 2019.

Beste Dissertationen (der Preis wurde diesmal geteilt und zweimal vergeben):
Bettina Julia Egger, PhD, M.A., Comic und Erinnerung. Oral History im Werk von Emmanuel Guibert. Paris, Salzburg, 2018.
Johannes C.P. Schmid, M.A., Frames and Framing in Documentary Comics. Univ. Hamburg, 2019.

Mehr Informationen finden Sie auf der Website der Universität Hamburg.